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James Blunt über sein neues Album, Beziehungsprobleme und die Liebe zur Schweiz
«Im Herzen bin ich ein Schweizer»

Schmusesänger James Blunt spricht über Beziehungsprobleme, die Sorge um seinen sterbenskranken Vater und darüber, wie er Ed Sheeran das Skifahren beibrachte.
Publiziert: 20.10.2019 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2020 um 08:09 Uhr
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James Blunt: «Ich habe die neue Musik nicht mehr, wie zuvor, für meine Fans oder das Plattenlabel geschrieben, sondern für die Menschen, die ich liebe.»
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Interview: Patricia Broder

Seine Melodien kennt jeder: Der britische Barde James Blunt (45) ist zurück und bringt am 25. Oktober sein neues Album «Once Upon a Mind» heraus – sein persönlichstes bisher, wie der König der Herzschmerzsongs, der bisher über 37 Millionen Tonträger verkaufte, dem SonntagsBlick erklärt. Wenn der Ex-Soldat auf Fragen antwortet, tut er dies wohlüberlegt und in die Tiefe gehend – er ist kein Mann fürs Oberflächliche.

Im Clip zur aktuellen Single «Cold» steigen Sie aus genau dem Wasser, in das Sie vor über zehn Jahren beim Video zu Ihrem Superhit «You’re Beautiful» gesprungen sind.
James Blunt:
Ganz genau. Wir haben sogar wieder am selben Ort auf der Ilse of Wight gedreht. Meine Welt hatte sich nach meinem ersten Nummer-1-Hit, also nachdem ich mich von dieser Klippe gestürzt hatte, sehr verändert. Was danach kam, machte wahnsinnig viel Spass, aber es war auch schwierig, sich treu zu bleiben. Plötzlich habe ich keine ehrlichen Lieder mehr gemacht, sondern nur noch Texte geschrieben, von denen ich überzeugt war, dass die Leute sie hören wollten. Das musste ich bei der neuen Platte ändern. Deshalb verlasse ich das Wasser, in das ich zu Beginn meiner Karriere gesprungen war. Das Auftauchen als ein Symbol für die Wiedergeburt eines älteren und weiseren James Blunt.

Trotzdem wirkt Ihr neues Album sehr nostalgisch. Sie kehren nach dem Ausflug zu elektronischer Musik zurück zu Ihren akustischen Wurzeln.
Ja, das neue Album ist wieder, wie meine Debütplatte, ein Abbild meines echten Lebens und keine fiktive Traumwelt. Ich habe die neue Musik nicht mehr, wie zuvor, für meine Fans oder das Plattenlabel geschrieben, sondern für die Menschen, die ich liebe. Als ich 18 Monate auf Tour war, fühlte ich mich wahnsinnig einsam, da ich meine Familie kaum sehen konnte. Meine neuen Songs schrieb ich deshalb vor allem für meinen Sohn und meine Frau, die ich zurücklassen musste. Sie sind eine Art musikalische Wiedergutmachung und Liebeserklärung.

Ihre Ehe begann unter Ihrer Karriere zu leiden?
Ja, der Song «Cold» entstand, als ich auf Tournee in den USA war. Es lag buchstäblich ein Ozean zwischen meiner Frau und mir. Die monatelange Trennung belastete unsere Beziehung. Ich fühlte mich schlecht, weil ich so oft weg war und nicht für meine Liebsten da sein konnte. Die Schuldgefühle habe ich schliesslich in meine Songs gepackt. In Zukunft will ich darauf achten, nicht mehr so lang von meiner Familie getrennt zu sein.

Sie sagten mal, Sie würden nicht gerne über Ihre Gefühle reden, sondern lieber darüber singen.
Manches kann ich wirklich besser in meinen Liedern ausdrücken. Der Song «Monsters» handelt beispielsweise von meinem Vater Charles. Er leidet an einer chronischen Erkrankung der Nieren im vierten Stadium. Ich wollte ihm sofort eine meiner Nieren geben, bin aber kein geeigneter Spender. Alles, was ich meinem Vater dazu sagen wollte, packte ich in diesen Song. Als er ihn am Krankenbett das erste Mal hörte, hielt er meine Hand, und wir haben beide geweint.

Sie schöpfen für Ihre Songtexte aus Ihrem eigenen Leben und berühren damit Millionen. Haben Sie einen Lieblingsort, an dem Sie sich zurückziehen und Ihre Balladen schreiben?
Ich liebe es, mich warm eingepackt vor den Kamin in meinem Chalet in Verbier zu setzen und dort zu arbeiten. Das kann gerne auch die ganze Nacht hindurch sein, während mein Sohn und meine Frau schon schlafen. Ich geniesse die Ruhe, die in der Nacht über dem verschneiten Tal liegt, das inspiriert mich.

Sie verbringen beinahe den ganzen Winter in der Schweiz. Besitzen in Verbier auch das Pistenrestaurant La Vache – wie sehr fühlen Sie sich als Schweizer?
Sagen wir es so: Auf dem Papier bin ich Brite, aber im Herzen bin ich Schweizer. Nur hier kann ich sein, wie ich will, und bin wirklich frei. Ich liebe die Natur und die Berge. Immer wenn ich im Zürcher Hallenstadion spiele, lade ich meine Freunde ein, denn das ist für mich mein Heimspiel. Die Schweiz ist mein Zuhause.

Sie haben Ihrem Freund und Götti Ihres Sohns, Ed Sheeran, in Verbier vor kurzem das Skifahren beigebracht.
Ja, aber ich habe ihm vor allem auch den Après-Ski gezeigt (lacht herzhaft). Ich habe Ed einige der besten Bars in Verbier gezeigt. Wir mögen beide euren Birnen-Schnapps, den «Williamine» – der erledigt seinen Job sehr gut (lacht erneut). Im Après-Ski bin ich als Engländer Profi, das Skifahren überlasse ich ab einem bestimmten Punkt lieber den Profis. Aber natürlich macht es mir Spass, die Piste runterzusausen – ich liebe die Schweiz im Winter. Aber auch im Sommer. Einer meiner ersten Open-Air-Auftritte überhaupt war 2003 am Moon and Stars in Locarno. Die Szenerie und Atmosphäre hauten mich um. Die Piazza Grande ist eine der schönsten Bühnen, auf denen man spielen kann.

So begeistert von unserem Land, da fehlt ja nur noch der Schweizer Pass?
Nein, ich glaube nicht, dass die Schweizer Behörden dumm genug sind, mir den zu geben, und ich will das den Schweizern auch nicht antun (lacht). Nein im Ernst: Es ist im Moment gut so, wie es ist. Ich bleibe lieber der singende Engländer, der bei euch leben darf.

Der Mann der sanften Töne

James Blunt wurde am 22. Februar 1974 in Tidworth (GB) geboren. Vor seiner Musikkarriere diente er sechs Jahre bei der Armee und war Mitglied der Leibgarde der Queen. 2004 veröffentlichte der Sänger sein erste Platte «Back to Bedlam» mit dem Nummer-1-Hit «You're Beautiful» und wurde über Nacht zum Popstar. Das Debüt-Album verkaufte sich weltweit über elf Millionen Mal und platzierte sich in 15 Ländern an der Spitze der Charts. 2014 heiratete Blunt die Britin Sofia Wellesley. Das Paar hat einen Sohn.

James Blunt wurde am 22. Februar 1974 in Tidworth (GB) geboren. Vor seiner Musikkarriere diente er sechs Jahre bei der Armee und war Mitglied der Leibgarde der Queen. 2004 veröffentlichte der Sänger sein erste Platte «Back to Bedlam» mit dem Nummer-1-Hit «You're Beautiful» und wurde über Nacht zum Popstar. Das Debüt-Album verkaufte sich weltweit über elf Millionen Mal und platzierte sich in 15 Ländern an der Spitze der Charts. 2014 heiratete Blunt die Britin Sofia Wellesley. Das Paar hat einen Sohn.

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