Traurige Nachrichten aus Italien: Die Film-Ikone Gina Lollobrigida ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Dies meldet die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
In den 50er- und 60er-Jahren galt sie als schönste Frau der Welt. Die italienische Schauspielerin war für ihre Filme genauso berühmt wie für ihre Affären. Auf der Leinwand war sie an der Seite von Hollywood-Grössen wie Burt Lancaster (1913–1994), Frank Sinatra (1915–1998) und Rock Hudson (1925–1985) zu sehen. Dass sie nicht nur mit Schönheit, sondern auch mit Selbstbewusstsein gesegnet ist, hat «La Lollo» immer wieder bewiesen.
Geboren in Bergdorf in der Nähe von Rom
Eine der Ikonen von Hollywoods goldenem Zeitalter zu werden, hatte der Lebensplan von Luigina Lollobrigida eigentlich gar nicht vorgesehen. Die Italienerin, die am 4. Juli 1927 im Bergdorf Subiaco, 50 Kilometer östlich von Rom, zur Welt kam, begann nach ihrer Kindheit in bescheidenen Verhältnissen ein Studium der Bildhauerei in Rom.
Um sich über Wasser zu halten, arbeitete Lollobrigida als Sängerin und Model – und machte dabei Filmproduzenten, darunter den US-Tycoon Howard Hughes (1905–1976), auf sich aufmerksam. Er brachte sie schliesslich nach Hollywood.
Sie lasse «Marylin Monroe aussehen wie Shirley Temple»
Der Zeitschrift «Vanity Fair» erzählte Lollobrigida 2015, wie sie mit ihrem ersten Rollenangebot Ende der 40er-Jahre umging. Zuerst habe sie abgelehnt, aber die Produzenten hätten nicht locker gelassen. «Also habe ich ihnen gesagt, dass mein Preis bei einer Million Lire liegt – und dachte, das würde der Sache ein Ende bereiten. Aber sie sagten ja.»
Ihren Hollywood-Durchbruch hatte die kurvenreiche, brünette Italienerin 1953 mit dem Abenteuerfilm «Schach dem Teufel» mit Humphrey Bogart (1899–1957). Der damals schon grosse Film-Star war beeindruckt von Lollobrigidas Sex-Appeal. Sie lasse «Marilyn Monroe aussehen wie Shirley Temple», den früheren Kinderstar, sagte Bogart.
«Ich bin sehr verrucht»
Es folgten Film-Erfolge wie «Trapez» von 1956 und «Salomon und die Königin von Saba» von 1959. 1961 spielte Lollobrigida an der Seite von Rock Hudson (1925–1985) in der Liebeskomödie «Happy End im September». Dafür bekam sie einen Golden Globe. Insgesamt drehte die Italienerin mehr als 60 Filme.
Auch ihr Privatleben war filmreif. «Ich hatte viele Liebhaber und ich habe immer noch Romanzen», wurde Lollobrigida im Jahr 2000 von mehreren britischen Zeitungen zitiert. «Ich bin sehr verrucht.»
Zwei gescheiterte Ehen, ein Sohn
Von 1949 bis 1971 war Lollobrigida mit dem jugoslawischen Arzt Milko Skofic verheiratet, 1957 bekam das Paar einen Sohn. Auch ihre zweite Ehe mit dem 34 Jahre jüngeren Javier Rigau Rifols endete mit einer Scheidung.
In den 70er-Jahren wandte sich Lollobrigida von der Schauspielerei ab und sehr erfolgreich dem Fotojournalismus zu. Lollobrigida drehte einen viel beachteten Dokumentarfilm über den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro (1926–2016) für das italienische Fernsehen, zudem machte sie sich als Bildhauerin einen Namen.
1996 kandidierte sie fürs EU-Parlament
Sporadisch kehrte sie später wieder zur Schauspielerei zurück, darunter für die US-Serie «Falcon Crest» und italienische Fernsehproduktionen in den 80er-Jahren. 1996 kandidierte sie für das EU-Parlament – allerdings erfolglos.
2013 sorgte Lollobrigida mit der Versteigerung eines Teils ihrer Schmucksammlung für Schlagzeilen. Einen Teil des Erlöses in Höhe von 3,8 Millionen Euro spendete sie für die Stammzellenforschung. Sie engagierte sich zudem für die Unesco und Ärzte ohne Grenzen.
Knatsch um Geld
Ihr vieles Geld sorgt allerdings auch für Zwietracht. 2021 bestätigte Italiens Oberstes Gericht ein Urteil, wonach ein Vormund über ihr Vermögen wachen sollte. Lollobrigida sah darin ein Komplott ihres Sohnes; den Kontakt zu ihm und zu ihrem Enkel brach sie ab. Beobachter befürchten hingegen, dass sich die Diva auf ihre alten Tage von ihrem Assistenten Andrea Piazolla hat den Kopf verdrehen lassen. In einer Fernsehsendung sagte sie, Piazolla sei für sie wie ein Sohn und «mein grosses Glück».
Im September 2022 erlitt die italienische Schauspielerin einen Oberschenkelbruch. Sie sei in ihrer Wohnung in Rom gestürzt und müsse operiert werden, sagte ihr Anwalt damals.
«Hatte ich den Richtigen gefunden, lief er vor mir weg»
Zu dieser Zeit bewarb sich Lollobrigida auf der Liste «Souveränes und populäres Italien» um einen Sitz im Senat. Die Liste, die sich für einen Austritt Italiens aus der EU und aus der Nato einsetzt, kam bei der Parlamentswahl am 25. September auf nur 1,3 Prozent Wähleranteil und verfehlte so den Einzug ins italienische Oberhaus.
Den Mann fürs Leben hat Lollobrigida nie gefunden, wie sie 2015 in dem «Vanity Fair»-Interview sagte. «Hatte ich den Richtigen gefunden, lief er vor mir weg», sagte sie. «Ich bin zu stark, zu beliebt.» (AFP/imh)