Schon wieder sorgt Till Lindemann (57) für Schlagzeilen. Zuletzt gab es Spekulationen, dass der Rammstein-Sänger sich mit dem Coronavirus infiziert hat und im Spital liegt. Kurz darauf meldete er sich selbst zu Wort und gab Entwarnung.
Nun sorgt Lindemann – der schon häufiger wegen gewaltverherrlichender Darstellung in seinen Songs kritisiert wurde – erneut für Aufregung. Diesmal geht es um ein Gedicht. Im neuesten Buch mit seinen Werken «100 Gedichte» schreibt der Lyriker über Gewalt, Liebe und Sex. Doch im Text «Wenn du schläfst» geht es dem Anschein nach um eine Vergewaltigungsfantasie.
Hier heisst es: «Schlaf gerne mit dir wenn du träumst/ Weil du alles hier versäumst/ Und genau so soll das sein (so soll das sein so/ macht das Spass)/ Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas)/ Kannst dich gar nicht mehr bewegen.»
Die Reaktionen auf das Gedicht könnten unterschiedlicher nicht sein. Viele kritisieren Lindemann für seinen Text. Literaturkritiker Carsten Otte schreibt in einem Kommentar auf der Seite von «SWR»: «Eine Vergewaltigungsfantasie, wie sie im Buche steht. Eine zu Papier gebrachte Straftat.» Er fragt: «Ist das noch Lyrik oder schon strafbar?»
Das Gedicht wird als «widerwärtig» bezeichnet.
Und Rapperin Lady Bitch Ray (39) twitterte: «Das Vergewaltigungs-verherrlichende Gedicht von Lindemann zeigt wiedermal, dass Sexismus, sexualisierte Gewalt und Rape Culture nicht nur im Hip Hop existent sind. Ich geb nen F*** drauf, dass Leute sowas mit Kunstfreiheit, Entertainment und Lyrischem Ich rechtfertigen.»
Das Buch mit dem Gedicht ist beim Kiepenheuer & Witsch-Verlag erschienen. Dort erscheint auch die Kolumne von Schriftstellerin Sibylle Berg (57). Sie wiederum schreibt: «Ich habe Bücher mit Tonnen-Toter» und fragt: «Ist das Aufruf zum Mord?»
Ein weiterer User argumentiert ähnlich. Diejenigen, die sich über Lindemann aufregen, haben wohl auch kein «50 Shades of Grey» oder «Game of Thrones» gelesen. «Da wird nämlich auch ein bisschen herumvergewaltigt und die Bücher mussten noch nicht auf den Scheiterhaufen.» Und ein anderer findet: «Wenn Kunst nicht schocken darf, dann ist es keine Kunst.»
Kiwi-Verlag verteidigt Lindemann-Werk
Der Kiwi-Verlag nahm Stellung zu den Vorwürfen – und steht zum Werk seines Autors. Man solle den Inhalt des Gedichts und «Autor» Till Lindemann von der «Person» Till Lindemann trennen: «Die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts basiert auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten ‹lyrischen Ich› mit dem Autor Till Lindemann.» Weiter heisst es: «Dass der im Gedicht dargestellte Vorgang unter moralischen Gesichtspunkten zutiefst verwerflich ist, ist eine Selbstverständlichkeit und erlaubt keine persönliche Diffamierung des Autors.»
Till Lindemann hat sich zur ganzen Diskussion noch nicht geäussert. Dass sein Gedicht in aller Munde ist, hat er allerdings ohne jeden Zweifel geschafft. (paf)