Auf einen Blick
- Gillian Andersons Buch zeigt sexuelle Fantasien von Frauen
- Es enthält vielfältige und oft tabuisierte Szenarien
- Anderson erhielt Briefe im Umfang von knapp 1000 Seiten
Schauspielerin Gillian Anderson (56) gibt mit einem neuen Buch Einblick in die sexuellen Fantasien von Frauen. Vor anderthalb Jahren rief sie Frauen dazu auf, anonym ihre erotischen Vorstellungen einzureichen – nun erscheint eine Auswahl der Zuschriften im Buch «Want».
Insgesamt habe sie Briefe im Umfang von knapp 1000 Seiten erhalten, schreibt Anderson im Vorwort zur Textsammlung.
«Überraschend fand ich, dass viele Frauen ihre Fantasien selbst heute noch für sich behalten. Einige sind stark, stolz und selbstbewusst und feiern ihre sexuelle Macht, etliche empfinden allerdings auch Scham und haben Schuldgefühle, weil sie sich beim Sex nach Befriedigung und Erfüllung sehnen», erklärt die 56-Jährige.
Die Schauspielerin, die aus den USA stammt und in London lebt, wurde mit der Mysteryserie «Akte X» bekannt. Seitdem drehte sie zahlreiche Projekte, zum Beispiel die Serie «Sex Education», in der sie eine Sexualtherapeutin spielt.
Sex-Fantasien: Von Vergötterung bis Zombie-Apokalypse
In unserer Gesellschaft würden Frauen oft in Schubladen gesteckt und auf bestimmte Identitäten und Rollen reduziert, schreibt Anderson. «Aber die hier versammelten Fantasien belegen, dass keine Frau nur eine einzige Identität besitzt.» Wenn sie sich für das Buch etwas wünschen könne, dann sei es, einen Denkanstoss zu liefern. «Damit wir in einen neuen Dialog über die sexuelle Kraft von Frauen treten können.»
In den Texten geht es zur Sache. Es sind kurze Einblicke in unterschiedlichste Szenarien. Manche erwartbarer («Ich will, dass meine Partner:innen mich vergöttern») als andere («Manchmal bin ich eine der Überlebenden einer Zombie-Apokalypse»). Es geht um leidenschaftliche Momente mit Männern, Frauen, vielen Menschen. Viele so, dass man beim Lesen im Zug doch überlegt, ob einem jetzt jemand über die Schulter gucken sollte.
Auch Schamgefühle und Unsicherheiten sind Thema
Was die Sammlung auch zeigt: Dass etliche Frauen bis heute mit Schamgefühlen, Unsicherheiten und der Frage kämpfen, was sie selbst eigentlich erregt. «Die meisten Sachen, die im Porno passieren, sind auf Männer zugeschnitten», heisst es in einer Zuschrift, «und an uns Frauen werden so viele Erwartungen gestellt, dass ich kaum noch weiss, ob mich etwas richtig anturnt oder ob ich nur das performe, was von mir verlangt wird.»
Das Buch soll an Nancy Fridays «Die sexuellen Phantasien der Frauen» von 1973 anknüpfen. Nicht aufgenommen habe sie Szenarien, die die Grenze zur Illegalität überschritten hätten, sagte Anderson in einem BBC-Interview. Trotzdem gebe es Zuschriften, die an gefährliche Themen grenzten. Sie nicht einzuschliessen, hätte sich ungenügend angefühlt. Das heisse aber nicht, dass Frauen auch wollten, dass genau das passiere, mahnte Anderson.
Extreme Unterwerfung und Gewalt
Ähnlich wertete das eine Psychologin, die von der BBC zitiert wurde. Fantasien etwa über extreme Unterwerfung oder gewalttätige Akte seien nicht dazu gedacht, auch ausgelebt zu werden. «Sie bieten einen sicheren Ort, um Interessen und Wünsche zu erkunden, die als Tabu, gefährlich oder sozial inakzeptabel betrachtet werden.»
Der Wert von «Want» liegt darin, die Vielfalt weiblicher Fantasien und die komplexen Gedanken zu zeigen, die Frauen sich dazu machen. Mal flackern Kerzen und es läuft der Soundtrack von «Dirty Dancing», mal geht es um Körperflüssigkeiten oder eine Begegnung mit dem Musiker Harry Styles. Oft einfach um den Wunsch, bewundert zu werden.
«Beim Lesen der Briefe ist mir noch einmal bewusst geworden, dass es die typische Fantasie so wenig gibt wie die typische Frau. Was wir uns von unserem Sexleben wünschen, ist so verschieden wie das, was wir uns von der Arbeit, unseren Beziehungen und der Liebe wünschen», schreibt Anderson. «Wir alle unterscheiden uns, sogar in uns selbst.»
Die Schauspielerin hat auch ihre eigene Fantasie aufgeschrieben, anonym natürlich, wie die anderen Verfasserinnen. Sie sei überrascht gewesen, wie lange sie dafür dann doch gebraucht habe, sagte Anderson der BBC, obwohl sie sich mit dem Thema Sexualität wohlfühle. «Ich hätte nicht erwartet, dass ich selbst dabei so schüchtern bin und so nervös.»
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