Die Rock’n’Roll-Legende Little Richard (†87) ist tot. Dies bestätigte sein Sohn Danny Penniman dem «Rolling Stone.» Die Todesursache ist unklar.
Charles Glenn, der frühere Bassist von Little Richard, erzählt im Gespräch mit dem US-Portal «TMZ»: «Richard war seit zwei Monaten krank. Er ist in seinem Haus in Tennessee gestorben.» Sein Bruder, seine Schwester und sein Sohn seien bei ihm gewesen. Charles Glenn wollte ihn noch im vergangenen März besuchen, doch das Coronavirus habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Lebte zurückgezogen
Little Richard erfand den Rock'n'Roll und legte die Grundsteine für Funk und Soul. Zuletzt war der Musiker allerdings gesundheitlich angeschlagen und lebte zurückgezogen im US-Bundesstaat Tennessee. Die Hauptrolle in seinem Leben spielte die Kirche, wie er in einem Interview sagte. «Gott war gut zu mir. Jeden Samstag gehe ich in die Kirche, jeden Samstag, das verpasse ich nie. Und freitags eröffne ich den Sabbattag.»
Geboren wurde Richard Wayne Penniman 1932 in äusserst ärmliche Verhältnisse einer afro-amerikanischen Familie im südlichen US-Bundesstaat Georgia – mitten in die brutale Trennung von Weissen und Schwarzen hinein.
In armen Verhältnissen aufgewachsen
«Ich komme aus den Slums – das vergisst man nie», sagte der als Kind sehr schmächtige und deshalb «Little Richard» gerufene Musiker einmal. Sein Vater war Schmuggler und wurde ermordet, als Little Richard – das dritte Kind unter zwölf Geschwistern – 19 Jahre alt war. «Alles in mir brach damals zusammen.» Aber das Erlebnis gab ihm auch Kraft, «und die Überzeugung und die Beharrlichkeit zu wissen, dass ich es eines Tages schaffen würde».
Schwarze lebten in Georgia damals nur in den unerträglich lauten Gegenden direkt neben den Bahngleisen, wie sich der vielfach preisgekrönte Künstler erinnerte. «Die Züge haben ihre Häuser nachts durchgeschüttelt. Als Kind habe ich das gehört und gedacht: ‹Irgendwann mache ich einen Song, der sich genau so anhört›.»
Little Richard schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, beginnt mit Gospel, singt sich von Auftritt zu Auftritt und bekommt schliesslich einen ersten Plattenvertrag. Neben «Tutti Frutti» veröffentlicht er in den Jahren darauf Songs wie «Good Golly, Miss Molly» und «Lucille», die von Stars wie Elvis Presley (42) gecovert und weiterentwickelt werden – der Rock'n'Roll ist geboren.
Wildes Partyleben
Knapp drei Jahre lang schwimmt Little Richard auf der Erfolgswelle, tourt durch die Vereinigten Staaten und feiert offen bisexuell wilde Partys mit Männern, Frauen und Alkohol. Seine Konzerte, bei denen der häufig als «Gott des Rock'n'Roll» gefeierte Musiker mit dünnem Schnurrbart, hochtoupierten Haaren, greller Schminke, falschen Wimpern und wilden Kostümen auftritt, bringen mitten in der Rassentrennung Weisse und Schwarze zusammen – zum Entsetzen radikal-konservativer Politiker und Vereine.
Aber dann ist plötzlich Schluss. Bei einer Konzertreise nach Australien 1957 entscheidet sich Little Richard spontan, die Musik hinzuschmeissen und Priester zu werden. Seitdem lebt der schrille Künstler zwischen zwei Welten – der Kirche und der Musik.
Mehrere Comeback Verusche
Immer wieder startet er Comeback-Versuche, kämpft gegen das abebbende Interesse am Rock'n'Roll, verhilft dem jungen Jimi Hendrix (27) zum Karrierestart, tourt mit den damals noch weitgehend unbekannten Rolling Stones durch Europa, versucht sich als Schauspieler und veröffentlicht grundsteinlegende Funk- und Soul-Alben. Aber immer wieder zieht er sich auch in seine religiöse Welt und den Gospel zurück.
Stars von Elvis Presley über Otis Redding (26), Jerry Lee Lewis (84), Tina Turner (80), Prince (57), Mick Jagger (76), Rod Stewart (75), David Bowie (69), Elton John (73), Paul McCartney (77), Bob Dylan (78) und Freddie Mercury (45) bis hin zu Bruno Mars (34) geben Little Richard als ihr musikalisches Idol an. Aber nach der Grundsteinlegung für den Rock'n'Roll traten andere in den Vordergrund. An den Welterfolg von «Tutti Frutti» konnte keines der Lieder von Little Richard mehr anschliessen – aber vielleicht brauchte es das ja auch gar nicht. «Ich habe immer gedacht», schrieb Bob Dylan einmal, «dass ‹A wop bop a loo lop a lop bam boo› alles gesagt hat.» (SDA/bnr)
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