Hugh Jackman (54) spielt in «The Son» den Vater eines depressiven Buben
«Manchmal reicht Elternliebe nicht»

Im Hollywoodfilm «The Son» spielt Hugh Jackman den Vater eines depressiven Jungen. Im Interview mit SonntagsBlick verrät der «X-Men»-Star, wieso die Rolle so herausfordernd war – besonders, wenn man selbst Kinder hat.
Publiziert: 06.02.2023 um 21:15 Uhr
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In «The Son» spielt Hugh Jackman den Vater eines depressiven Jungen (Zen McGrath, 20).
Foto: Rekha Garton
Christian Thiele

Er ist einer der erfolgreichsten Schauspieler der Welt. Doch für seine Rolle im neuen Film «The Son» machte Hugh Jackman (54) etwas, was er noch nie zuvor in seinem Schauspielerleben gemacht hatte: Er schrieb dem französisch-schweizerischen Regisseur Florian Zeller (43) ein E-Mail und bot sich für eine Hauptrolle an: «Ich hatte das Theaterstück gesehen, und es hat mich tief berührt. Als Vater, als Sohn, als Schauspieler. Und als ich dann erfuhr, dass es eine Filmversion davon geben soll, wollte ich unbedingt dabei sein. In dieser Form hatte ich das noch nie gespürt», erklärt der Australier.

Blick: Herr Jackman, dass man sich als Hollywoodstar Ihres Kalibers persönlich für eine Rolle ins Spiel bringt, ist eher unüblich ...
Hugh Jackman: Ich schrieb an Florian Zeller: «Hast du bereits jemanden für die Rolle? Weil ich mich dann niemals dazwischendrängen würde. Wenn nicht, würde ich unheimlich gerne die Rolle des Vaters übernehmen.» Er hat mich dann zurückgerufen, und ich habe den Part glücklicherweise besetzen dürfen.

Sie spielen einen Vater, der mit ansehen muss, wie sein Sohn depressiv wird. Der Film hat eine besondere Relevanz, da durch die Pandemie die Fälle von mentalen Problemen bei Kindern und Jugendlichen drastisch angestiegen sind.
Wir befinden uns in einer echten Krise, wenn es um psychische Gesundheit geht! Ich habe gerade einen Bericht gelesen, nachdem in der Altersgruppe der 15- bis 23-Jährigen jeder Vierte während der Pandemie Selbstmordgedanken hatte. Das muss man sich mal vorstellen! Covid hat Probleme, die es bereits gab, für Kids noch verschärft.

Was kann man dagegen tun?
Wir müssen Wege finden, darüber offen zu reden. Wir müssen uns eingestehen, wie hilflos wir als Erwachsene und Eltern sind. Mit wie viel Scham- und Schuldgefühlen diese Thematik behaftet ist. Und am besten, man fängt damit bei sich zu Hause an. Ich glaube, unser Film kann dabei ein Türöffner sein!

Sie sind Vater einer 17-jährigen Tochter und eines 22-jährigen Sohnes, die genau in die gefährdete Altersgruppe fallen …
.. weshalb ich mit dem Thema auch offen umgegangen bin. Ich habe mir den Film zusammen mit meinen Kids angeschaut, und wir haben uns danach zusammengesetzt und sehr intensiv darüber geredet.

Wie sehr tragen auch die sozialen Medien eine Mitschuld daran, dass immer mehr Kinder an psychischen Problemen leiden?
Social Media isoliert die Kids am Ende oft, obwohl es eigentlich dafür kreiert wurde, Menschen zu verbinden. Ich denke, man muss als Elternteil einfach wachsam sein, dass es nicht Überhand nimmt. Das Internet und die sozialen Medien können im gesunden Masse ein wundervolles Mittel sein, um informiert zu sein und verbunden zu bleiben.

Im Film leiden Sie an Schuldgefühlen, weil Sie glauben, als Vater nicht genug für den eigenen Sohn getan zu haben. Kennen Sie das auch?
Ich glaube, jeder Mensch, der Kinder hat, leidet gelegentlich an Schuldgefühlen – und hat Gedanken wie «Hätte ich noch mehr machen können?» oder «Wie kann ich das wiedergutmachen?». Viele von uns tragen selbst noch den inneren Schmerz und die Narben mit sich, die wir durch unser eigenes Verhältnis zu unseren Eltern davongetragen haben. So wie ich im Film als Sohn eines Vaters, der mich als Kind vernachlässigt hat.

Erwischen Sie sich manchmal dabei, dass Sie wie Ihr eigener Vater klingen?
Als mein Sohn geboren wurde, hat sich meine Frau immer darüber lustig gemacht, wie sehr ich mich plötzlich in meinen Vater verwandelt habe. Plötzlich wollte ich alles genau nach Plan machen, total organisiert sein. Mein Vater heisst Chris, und sie hat dann immer gelästert «Oh, hi, Chris Jackman.» Dann haben wir herzhaft darüber gelacht.

Vaterschaft ist also schwer.
Oh ja! Es heisst immer, Kinder zu haben, ist die schwerste Rolle, die man im Leben haben kann. Und das stimmt total! Nichts lässt deine Emotionen höherschlagen. Und manchmal fühlt man sich einfach nur hilflos, weil man seine Kids nicht immer erreichen kann.

Haben Sie Ihre Kinder eigentlich in die Rollenvorbereitung miteinbezogen?
Ja. Ich habe meine Tochter gefragt, wie ich die hüftsteife Tanzszene am besten durchziehen sollte. Sie meinte nur: «Mach mal vor.» Und dann hat sie sich über mich totgelacht. Überhaupt machen sich meine Kinder gerne mal über mich lustig.

Im Film sagt der Psychiater zu Ihnen den Satz: «Liebe reicht manchmal nicht aus.» Wie verstehen Sie dieses Zitat?
Dass mentale Probleme wie Depressionen eine Krankheit sind. Und dass Elternliebe manchmal nicht ausreicht, um seinem Kind helfen zu können. Das ist sehr hart.

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