Wo er ist, sind alle Blicke auf ihn gerichtet: Harald Glööckler (54) fällt mit seinem üppigen und glitzerigen Stil aus dem Rahmen. Am kommenden Freitag wird der exzentrische Deutsche in Zürich einen Club besuchen. BLICK sprach mit dem Modedesigner über die Privatperson hinter dem Label Pompöös, wieso er sich entschieden hat, jede Frau zur Prinzessin zu machen und über seinen Glauben an Gott.
Sie sind für Ihr extravagantes Aussehen bekannt. Wer ist die Person hinter Harald Glööckler?
Das weiss nur ich. Aber es stimmt, es gibt einerseits den exzentrischen Stardesigner Harald Glööckler und andererseits Harald, der privat sehr ruhig und bodenständig ist und die Öffentlichkeit eher scheut.
Ist Ihr auffälliger Stil demnach auch eine Art Maske oder Schutz?
Nein, überhaupt nicht. Der private Harald Glööckler ist einfach anders als der, der in der Öffentlichkeit steht. Von Marilyn Monroe sagte man auch, sie sei privat total schüchtern, in der Öffentlichkeit warf sie sich aber in die Menge. Und auch ein Chefarzt gibt sich im Krankenhaus wohl anders als bei sich zu Hause.
Wie leben Sie?
Privat lebe ich sehr zurückgezogen. Ich habe mir in der deutschen Pfalz mein persönliches Château Pompöös geschaffen. Das ist natürlich barock-pompöös und glamouröös eingerichtet, aber das bin eben ich. Ich liebe es, mit meinem Hund Billy morgens ganz früh im Garten zu sitzen und den Vögeln und Eichhörnchen zuzuschauen, wie sie durch den Garten flitzen. Das ist Entspannung pur, bevor ich in den Tag starte und das Business beginnt.
Wie lange brauchen Sie im Bad?
Eine genaue Dauer verrate ich Ihnen nicht. Aber: immer länger.
Welchen Vorurteilen sind Sie ausgesetzt?
Ich werde ständig mit Vorurteilen konfrontiert, sei es wegen meiner exzentrischen Entwürfe, meines aussergewöhnlichen Aussehens oder meiner persönlichen Lebensweise. Man kann es sowieso nie allen recht machen. Aber das trifft mich nicht mehr. Ich habe gelernt, dass es das Wichtigste ist, mit sich selbst im Reinen zu sein, unabhängig davon, was andere sagen oder meinen. Ich bin seit über 30 Jahren im Business, also scheine ich ja einiges richtig gemacht zu haben.
Ihre Entwürfe sind sehr extravagant. Wieso?
Meine Kreationen sind wie ich. Design ist doch immer auch ein Ausdruck seiner selbst. Ich habe im Alter von sechs Jahren beschlossen, aus jeder Frau eine Prinzessin zu machen. Und meine Prinzessinnen sind nicht schlicht, sondern extravagant, stilvoll und glamouröös. Der Name meiner Marke Pompöös ist Programm.
Wieso wollten Sie aus jeder Frau eine Prinzessin machen?
Ich hatte eine sehr schwierige Kindheit. Meine Mutter und ich litten sehr unter meinem Vater, teilweise hatte ich nach der Schule Angst, heimzukommen, weil ich nicht wusste, was mich zu Hause erwarten wird. Aus dieser Welt wollte ich ausbrechen und meiner Mutter die schönste pompööse Welt erschaffen, die ich mir nur vorstellen konnte – eine Welt, in der es keine Gewalt gibt und es alle gut haben. Natürlich stellt man sich das als Kind einfacher vor, als es schlussendlich ist. Aber ich konnte bis heute schon vielen Frauen helfen und ihnen Kraft geben.
Wie haben Sie die Erlebnisse Ihrer Kindheit verarbeitet?
Ich schaue allgemein nicht gern zurück, sondern lieber nach vorn. Ich kann meine Kindheit nicht ändern, ich kann nur versuchen, mit ihr zu leben und das Beste daraus zu machen. Ich habe mit den Geschehnissen ein Stück weit abgeschlossen und mich voll und ganz meinem Ziel, eben jede Frau zu einer Prinzessin zu machen, verschrieben.
Tapeten, Boxspringbetten, Lampen, Dirndl – es gibt fast nichts, das Sie nicht schon entworfen haben. Wovon träumen Sie noch?
Es gibt kein bestimmtes Produkt, bei dem ich sage, dass ich das unbedingt entwerfen will. Ich lasse Dinge gern auf mich zukommen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, soll es eben so sein. Und wenn ich eine Idee habe, dann wird diese meist auch gleich in die Tat umgesetzt. Ich bin in der Beziehung ja immer für eine Überraschung gut.
Einst haben Sie sogar ein Bibelcover entworfen. Wie religiös sind Sie?
Die Deutsche Bibelgesellschaft und die Evangelische Kirche Deutschland verpflichteten mich 2016, anlässlich des Jubiläumsjahrs einen Schuber (Schutzkarton, Anm. d. Red.) für die neue Lutherbibel zu kreieren. Ich bin sehr gläubig und schöpfe viel Kraft und Energie aus dem Glauben. Ich frage die Engel oft um Rat bei bestimmten Entscheidungen.
Stört es Sie nicht, dass die Kirche der Homosexualität teilweise kritisch gegenübersteht?
Der Glaube hat für mich nichts mit Kirche zu tun. Ich gehe persönlich eher selten ins Gotteshaus. Gott ist es völlig egal, ob wir in die Kirche gehen oder nicht. Vor Gott sind wir alle gleich, Gott urteilt nicht über uns, er ist vielmehr ein Stück weit in allen von uns – dieser Gedanke gefällt mir sehr. Kritische Stimmen wird es wohl immer geben, mit dem muss man leben. Es ist zwar schade, aber solange ich mit mir im Reinen bin, tangiert mich das nicht.
Wofür stehen Sie ein?
Ich bin ein Menschenfreund, setze mich aktiv für den Naturschutz ein und unterstützte die Tierschutzorganisation PETA, wie gerade auch mit meiner aktuellen Aktion «Wir sind alle Tiere», mit der ich darauf aufmerksam machen möchte, dass wir alle Lebewesen sind und man nicht das Recht hat, zu differenzieren. Wir können nicht sagen, dass der Mensch die Krönung der Schöpfung ist und Hunde schützenswert, aber Schweine wiederum zum Essen da sind. Wer gibt uns das Recht, zu urteilen, wer lebenswert ist und wer nicht? Ich sammle und spende auch seit vielen Jahren für Kinder, die unter der Armutsgrenze leben. Tiere und Kinder sind das schwächste Glied unserer Gesellschaft, für die setze ich mich ein.
Wie halten Sie sich fit?
Ich gehe mehrmals die Woche ins Fitnessstudio und trainiere dort mit einem Fitnesstrainer, der ein ausgeklügeltes Fitness- und Ernährungsprogramm für mich zusammengestellt hat. Zudem achte ich sehr auf eine fettarme Ernährung und verzichte auf Fleisch und Milchprodukte.
Sie leben in einer eingetragenen Partnerschaft. Denken Sie an eine Hochzeit?
Es ist alles perfekt so, wie es ist.
Sie besuchen am Freitag den neuen Zürcher Schwulenclub Bronx. Wie viel Party machen Sie selbst?
Die Bezeichnung Schwulenclub finde ich witzig, man spricht ja schliesslich auch nicht von einem Heteroclub. Ich persönlich gehe sehr selten auf Partys oder auf Rote Teppiche. Mir ist der ganze Rummel zu viel. Natürlich muss es manchmal sein, aber ich bin dann auch froh, wenn es wieder nach Hause geht und ich meine Ruhe und meinen Garten geniessen kann.
Wo könnte die Schweiz mehr Glanz und Glitzer vertragen?
Glanz und Glitzer kann meiner Meinung nach nie schaden, aber die Schweiz ist schon sehr schön so, wie sie ist mit ihren traumhaften Bergen und den idyllischen Landschaften. Und wenn ich am Freitag die Schweiz besuche, hat sie ja auf jeden Fall für kurze Zeit einen glamouröösen Glanzpunkt mehr (lacht). Und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich für Glamour in der Schweiz sorge. Bereits 2001 war BLICK bei meiner Couture-Show in St. Moritz dabei und berichtete, wie ich mit Brigitte Nielsen meine Show auf einem Eis-Catwalk im Palace Hotel zelebrierte.
Sind Sie heute noch in St. Moritz anzutreffen?
Nein, da ich weder ein guter Skifahrer noch ein Wintermensch bin. Da zieht es mich doch eher in die Limmatstadt.
Harald Glööckler wird am Freitag, 4. Oktober, im Zürcher Club Bronx zu Gast sein, Fotos machen und Autogrammwünsche erfüllen. Tickets für den Event gibt es hier.
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