H. P. Baxxter (58) kommt mit seiner Band Scooter ins Hallenstadion
«Groupies waren nie ein Schwerpunktthema»

Scooter prägt seit den Neunzigerjahren die Welt der elektronischen Musik. H. P. Baxxter erklärt den Erfolg der deutschen Techno-Kombo.
Publiziert: 18.05.2022 um 19:11 Uhr
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Die aktuelle Besetzung von Scooter: Michael Simon, H. P. Baxxter und Sebastian Schilde (v.l.)
Foto: Philip Nuernberger
Interview: Michel Imhof

Seit bald 30 Jahren begeistert Scooter mit elektronischer Musik auf internationaler Ebene. Sogar der US-Talkshowhost Jimmy Fallon (47) entdeckte den legendären Track mit dem Titel «How much is the Fish?», zu deutsch: Wie viel kostet der Fisch? Am 19. Mai 2022 wird die deutsche Techno-Kombo im Hallenstadion Zürich auftreten, obwohl sie vor zehn Jahren sagten, wegen Lärmschutzbestimmungen nie mehr bei uns aufzutreten. Im Interview mit Blick erklärt Frontmann H. P. Baxxter (58), wieso sie es sich anders überlegten.

Blick: Seit 2011 seit ihr schon einige Male wieder in der Schweiz aufgetreten, das nächste Mal am 19. Mai. Wieso?
H. P. Baxxter:
Wir haben inzwischen unser Soundsystem so angepasst, dass wir auf eine ausreichende Lautstärke kommen und den Fans trotz Lärmbestimmung eine tolle Show garantieren können.

Tragen Sie trotzdem Oropax?
Das mache ich tatsächlich nie. Mit meinen Ohren ist trotzdem alles Bestens, ich gehe regelmässig zur Kontrolle zum Akustiker.

Auf ihren Konzerten und in Videoclips sind immer wieder leichtbekleidete Frauen zu sehen. Was sagen sie zu Kritikern, die sagen, das sei frauenfeindlich und nicht mehr zeitgemäss?
Ich finde ich es erstaunlich, dass die Kritiker nie erwähnen, dass bei vielen unserer Show auch männliche Tänzer dabei sind. Es geht uns bei unseren Tänzern in erster Linie darum, dass sie eine bestimmte Power ausstrahlen und sich gut bewegen können. In die Wahl der Outfits haben wir uns beispielsweise nie eingemischt. Die meisten der Mädels finden es toll, sich zu präsentieren und vor Publikum zu tanzen.

Welches Ritual haben Sie vor einem Auftritt?
Wir haben einen gemütlichen Backstagebereich, ausgelegt mit Teppichen, gedimmtes Licht und Räucherstäbchen. Dort steht allerdings auch eine Anlage, die locker 500 Leute beschallen könnte, die reissen wir auf und stimmen uns ein.

Ich habe gelesen, dass es vor einem Auftritt auch das ein oder andere Glas Alkohol gibt. Stimmt das?
Wir lieben die Legendenbildung (lacht). Mit Milch kommt man nicht so schnell in Stimmung. Ausserdem sind wir Rock'n'Roll. Aber natürlich in Massen, denn die Show bleibt im Vordergrund.

Techno wird oft mit Drogen in Verbindung gebracht. Was sagen Sie dazu?
Diese Frage wird mir seit 28 Jahren gestellt, das langweilt mich allmählich. Musik ist unsere Droge und mit anderen Drogen haben wir nichts am Hut.

Haben Sie noch nie etwas probiert?
Nein. Und ich habe es auch nicht vor. Ich hätte eher Angst, dass es mir nach 30 Jahren ohne Drogen hinterher noch gefallen würde.

«God Save The Rave» heisst Ihr aktuelles Album und ihre Tournee. Wie gläubig sind Sie?
Sagen wir mal so, meine Begeisterung für Religionen und Ideologien hält sich in Grenzen.

Ihr Lied «Fuck 2020» wurde zu einer Hymne während der Corona-Pandemie. Wie habt ihr diese Zeit erlebt?
Ganz am Anfang ist man in ein Loch gefallen und musste sich erstmal mit der neuen Situation arrangieren. Dann haben wir aber das Positive aus der Lage gezogen und haben in Ruhe ein Album produziert. Dabei ist unter anderem «Fuck 2020» entstanden.

Wie haben Sie diese Zeit verbracht?
Ich hab mein ganzes Haus auf den Kopf gestellt, es wurde vom Keller bis zum Dachboden aufgeräumt und alles durchrenoviert.

Sie haben kürzlich verraten, wieder Single zu sein. «Ich würde mit mir auch nicht zusammen sein wollen», sagten sie zudem. Wieso?
Ich habe das Gefühl, dass ich teilweise sehr viel überschüssige Energie habe und deshalb überdurchschnittlich oft ausgehe. Auf Dauer hält das kaum jemand aus.

Was muss eine Frau mitbringen, die mit Ihnen zusammen ist?
Lebensfreude, Toleranz, Modebewusstsein, Tiefgründigkeit, aber auch Oberflächlichkeit, also eigentlich alles (lacht).

Inwiefern waren Groupies in Ihrer Laufbahn ein Thema?
Wir haben in unserer recht langen Karriere einiges erlebt, das war aber nie ein Schwerpunktthema.

Sie sind mittlerweile 58 Jahre alt. Wie lange wollen Sie das noch machen?
Das wurde ich schon gefragt als ich Ende 30 wahr. Damals hätte nicht gedacht, dass ich mit 50 noch auf der Bühne stehe. Ebenso wenig hätte ich damals geahnt, dass die Stones noch heute durch die Welt touren.

Welche Beziehung haben Sie zur Schweiz?
Ich mag die freundliche und offene Art. Wir sind in der Schweiz seit der ersten Stunde der Scooter-Laufbahn und haben dort nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin auch ein Fan von Zürich.

Scooter treten am 19. Mai 2022 im Hallenstadion Zürich auf. Tickets gibt es bei Ticketcorner.

Hyper Hyper statt Anwalt

H. P. Baxxter heisst eigentlich Hans Peter Geerdes und wohnt in Hamburg. Nachdem er ein Semester Rechtswissenschaften studierte, gründete er 1993 Scooter und legte damit den Grundstein für seine Karriere. Mit ihren Technosongs, zu den bekanntesten zählen «Hyper Hyper» und «How Much Is The Fish?», haben sie über 700'000 Tonträger weltweit verkauft. H. P. Baxxter war zweimal verheiratet und hat keine Kinder.

H. P. Baxxter gründete 1993 die Band Scooter.
Alexei Pavlishak/TASS

H. P. Baxxter heisst eigentlich Hans Peter Geerdes und wohnt in Hamburg. Nachdem er ein Semester Rechtswissenschaften studierte, gründete er 1993 Scooter und legte damit den Grundstein für seine Karriere. Mit ihren Technosongs, zu den bekanntesten zählen «Hyper Hyper» und «How Much Is The Fish?», haben sie über 700'000 Tonträger weltweit verkauft. H. P. Baxxter war zweimal verheiratet und hat keine Kinder.

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