Wie bitte, diese Frau wird 75? Wer Goldie Hawn vor sich stehen oder mit Langzeit-Partner Kurt Russell wie bei unserem Zoom-Interview in ihrem Wohnzimmer sitzen sieht, der glaubt das nie und nimmer. Denn die Hollywood-Blondine sieht nicht nur Jahrzehnte jünger aus, sie hat auch die Energie einer 25-Jährigen. Und dennoch steht heute Samstag der runde Geburtstag an.
Wie werden Sie feiern?
Goldie Hawn: Nur mit einem netten Abendessen. Für mich ist jeder Tag, an dem ich aufwache, ein Geburtstag. 75 ist kein Meilenstein.
Vor dem Älterwerden ist Ihnen also nicht bange?
Das würde mir nur Energie rauben. Wichtig ist es, gesund zu bleiben. Und die Dinge, die man leidenschaftlich gern tut, weiterzuverfolgen. Ich habe einfach Spass im Leben, am liebsten mit Familie und Freunden.
Eine Riesen-Party wäre ja zu Corona-Zeiten auch nicht möglich.
Daher wird alles im kleinen Familienkreis bleiben. Wir lassen uns alle regelmässig testen, damit es sicher ist. Ansonsten habe ich an die Feier keine grossen Erwartungen … keine grösseren als sonst (lächelt).
Geschenke?
Wenn man meine Mutter gefragt hat: «Was möchtest du zum Geburtstag?», dann hat sie immer geantwortet: «Schenk mir Liebe, das reicht.» Und genau so empfinde ich auch. Die bestmögliche Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen, das ist mein Ein und Alles!
Ihre Familie wächst ständig. Sie haben vor kurzem Ihr siebtes Enkelkind bekommen.
Oma zu sein, ist das Grossartigste überhaupt! Wenn du siehst, wie fantastisch deine eigenen Kinder als Eltern sind, dann ist das eine tolle Bestätigung für dich selbst. Die Kleinen wissen, dass sie bei Gogy und Gogo Sachen bekommen, zu den ihre Eltern Nein sagen.
Gogy und Gogo?
(Lacht) So nennen unsere Enkel Kurt und mich. Das ist ihre Version von Opa und Oma.
Ihre Enkel können die Grosseltern als Weihnachtsmann und Mrs. Claus im zweiten Teil vom Weihnachtsfilm «Christmas Chronicles» bewundern. Wann haben Sie und Kurt eigentlich das erste Mal zusammen vor der Kamera gestanden?
Das war 1968 im Disney-Musical «The One and Only, Genuine, Original Family Band». Kurt war damals 17 und ich 23. Also viel zu jung für mich!
Dafür hat er ja dann 15 Jahre später bei Ihnen eine Chance bekommen und diese genutzt!
Allerdings. Am nächsten Valentinstag sind wir tatsächlich schon 38 Jahre zusammen. Mann, ich sollte aufhören zu zählen!
Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihrer Langzeitbeziehung?
Wir haben beide akzeptiert, dass eine Beziehung durch verschiedene Phasen geht. Die heisse Romanze vom Anfang, die stirbt im Laufe der Jahre auf die eine oder andere Art. Deshalb ist es wichtig, dass man eine tiefe Freundschaft entwickelt und sich gegenseitig unterstützt. Damit kann man eine fantastische Beziehung führen, die sich dann auch im Alter sehr romantisch anfühlt. Gute Freunde zu sein, ist der Schlüssel, um alle Krisen zu meistern.
Gab es Krisen bei Ihnen?
Jeder geht in Beziehungen durch Tiefs, aber auch wundervolle Hochs. Wichtig ist, dass man respektiert, wenn der Partner mal völlig anderer Meinung ist. Allerdings muss dann alles auf den Tisch. Nur so kann man dann einen Weg finden, wie man durch Meinungsverschiedenheiten navigiert, ohne dass was nachhängt.
Sie und Kurt werden seit fast vier Jahrzehnten gefragt, wann Sie endlich heiraten. Nervt das?
Interessanterweise bekommen wir diese Frage schon länger nicht mehr gestellt. Scheinbar haben sich die Leute nach fast 38 Jahren mit unserer wilden Ehe abgefunden. Ich vermisse beinah diese schizophrenen Storys in den Klatschblättern über uns. Entweder standen wir kurz vor der Hochzeit oder vor der Scheidung. Ich fand das wirklich witzig.
Gibt es bei Ihnen auch Weihnachtstraditionen?
Ja, traditionell kommen wir am Weihnachtstag alle in unserem Chalet in Colorado zusammen. Kurt macht, was er schon für unsere Kinder gemacht hat, als sie klein waren: Er spielt Santa Claus. Dann essen wir alle zusammen. Ich koche natürlich selbst. Und danach gehen wir zur Bescherung über. Allerdings bleiben wir in diesem Jahr in Los Angeles.
Wegen der Pandemie?
Nein, weil unser achtes Enkelkind genau am Weihnachtstag Geburtstermin hat. Deshalb feiern wir in Kalifornien.
Gibt es etwas, was Sie nach einem Dreiviertel-Jahrhundert noch unbedingt im Leben tun wollen?
Ich habe keine wilden Träume oder Ideen mehr, die ich mir erfüllen will. Das führt eh nur zu Enttäuschungen. Mein grösster Wunsch, den ich schon als kleines Mädchen hatte, ist in Erfüllung gegangen. Ich wollte Filmstar werden, und alle haben mich für verrückt erklärt. Denen hab ich‘s gezeigt! (lacht)