KI, künstliche Intelligenz, ist wegen des Chatbots ChatGPT in aller Munde. Die Anwendung gibt in Sekundenschnelle eloquent Antworten auf Fragen, die Menschen oft überfordern. KI sorgt nicht nur in textbasierten Dialogen für Aufsehen. Ein populärer Instagram-Fotograf hat sich jetzt als KI-Betrüger geoutet – mit perfekt anmutenden Porträts von Menschen, die es gar nicht gibt.
Jos Avery hat mehr als 30'000 Follower auf Instagram. Seit Oktober letzten Jahres postete er beeindruckende «Fotos» von alten und jungen Menschen, Männern und Frauen aller Kulturkreise. Dem Publikum gaukelte Avery vor, es handele sich um echte Bilder. Selbst seine angebliche Nikon-Kameraausrüstung beschreibt er im Detail. Dabei sind die Porträts alle computergeneriert.
«Ich möchte reinen Tisch machen», gesteht Avery dem Kunstportal «Ars Technica». Er habe die «Leute täuschen» wollen. Mit der Ausnahme von vielleicht zwei Bildern sei keine der Fotografien echt. Dennoch würden sie ein hohes Mass an Kunstfertigkeit und Retusche erfordern, um als fotorealistisch durchzugehen. Für seine Kreationen nutzt er die Software Midjourney für KI-Kunst. Danach kombiniert und retuschiert er die besten Bilder mit Photoshop.
Was sei «ehrlicher»?
Sein «ursprüngliches Ziel» sei es gewesen, «Menschen zu täuschen, um KI zu präsentieren und dann einen Artikel darüber zu schreiben». Dann sei es zur Kunstform geworden.
Täuschung sei von Anfang an immer ein Teil von Fotografie gewesen, gibt Avery auch zu bedenken: «Geben Leute, die auf Fotos Make-up tragen, das preis?», fragt der Bildkünstler zu seiner eigenen Entschuldigung. «Was ist mit Schönheitsoperationen? Jedes kommerzielle Modefoto ist stark mit Photoshop bearbeitet, auch die Körper von Prominenten auf den Titelseiten von Magazinen.»
In diesem Sinne, sagt Avery, könne KI-generierte Kunst «sogar ehrlicher» sein. (kes)