Ab heute Abend sind sie wieder weltweit zu sehen: Die Bilder der Hollywood-Stars, die unbeholfen und mit bleichen Gesichtern aus ihren Wassertaxis krabbeln und dann möglichst gefasst über den Gala-Teppich flanieren. Letztes Jahr war die Prominenten-Dichte an den Filmfestspielen in Venedig aufgrund des Gewerkschaftsstreiks bescheiden, nun kehrt der Glamour zurück.
Eröffnet wird die 81. Ausgabe diesen Mittwoch mit «Beetlejuice Beetlejuice». Für die Neuauflage der Horror-Komödie von 1988 konnte Tim Burton (66) wiederum Michael Keaton (72) und Winona Ryder (52) gewinnen. Dazu kommen Jenna Ortega (21), Monica Bellucci (59), Willem Dafoe (69) und Danny DeVito (79).
Jolie und Pitt gemeinsam getrennt
Noch mehr Aufmerksamkeit erhält ein Duo, das längst kein Paar mehr ist und letztmals 2007 gemeinsam hier war: Angelina Jolie (49) und Brad Pitt (60) stellen beide ihre neuen Produktionen vor. Zeitlich sauber getrennt voneinander, damit es auf keinen Fall zu einer unliebsamen Begegnung kommt. Jolie wird am Donnerstag erwartet, Pitt am Sonntag.
Im Biopic «Maria» verkörpert sie die Opernsängerin Maria Callas (1923–1977). Das Werk des Chilenen Pablo Larraín (48) figuriert im Wettbewerb um den Goldenen Löwen. Pitts Film «Wolfs» läuft ausser Konkurrenz. In der Actionkomödie von Jon Watts (43) trifft er nach 16 Jahren erneut auf George Clooney (63).
Im Hauptwettbewerb stehen 21 Werke, Isabelle Huppert (71) leitet die neunköpfige Jury. Grosse Erwartungen setzen Experten in die «Joker»-Fortsetzung «Joker: Folie à Deux» von Todd Phillips (53), wieder mit Joaquin Phoenix (49), erstmals mit Lady Gaga (38).
Im Rennen um den Hauptpreis steht auch der neue Film von Luca Guadagnino (53, «Call Me By Your Name»). «Queer» mit Daniel Craig (56) in der Hauptrolle basiert auf dem semi-biografischen Roman von Beatnik-Legende William S. Burroughs (1914–1997).
Kidman in delikater Fremdgeh-Story
Viel zu reden geben dürfte «Babygirl» der holländischen Regisseurin Halina Reijn (48). Ihr Werk erzählt von einer Geschäftsfrau, die eine Affäre mit einem jungen Praktikanten unterhält. Nicole Kidman (57) verkörpert die Vorgesetzte, Harris Dickinson (28) den Praktikanten, Antonio Banderas (64) den gehörnten Ehemann.
Ebenfalls im Wettbewerb läuft der englischsprachige Film des Spaniers Pedro Almodóvar (74). Das Drama «The Room Next Door» handelt von zwei Freundinnen, einer Kriegsreporterin und einer Schriftstellerin, gespielt von Julianne Moore (63) und Tilda Swinton (63).
Auch Serien sind in Venedig ein Thema. Herausragend ist der siebenteilige Psychothriller «Disclaimer» des fünffachen Oscar-Preisträgers Alfonso Cuarón (62), basierend auf dem gleichnamigen Bestseller, besetzt mit Cate Blanchett (55) und Kevin Kline (76).
In einer Nebenreihe läuft «September 5» des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum (42). Er erzählt vom Olympia-Geiseldrama 1972 in München.
Premiere von «Riefenstahl»
Ein noch düstereres Kapitel deutscher Geschichte beleuchtet der Dokfilm «Riefenstahl» von Andreas Veiel (64), produziert von der bekannten News-Frau Sandra Maischberger (58). Für den Film über die Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl (1902–2003) konnte Maischberger erstmals deren umfangreichen Nachlass auswerten.
In der aktuellen Ausgabe von «Die Zeit» spricht Maischberger den Umstand an, dass Riefenstahl auch konkrete Berührungspunkte mit dem Festival in Venedig hatte. 1938 gewann sie für ihren «Olympia»-Film über die Spiele in Berlin die damals noch vergebene «Coppa Mussolini». «Riefenstahl» wird am Donnerstag ausser Konkurrenz gezeigt. Die Filmfestspiele dauern bis zum 7. September.