Auf einen Blick
- Sophia Loren wird morgen 90-jährig
- Loren lebt seit den 1980er-Jahren überwiegend in Genf
- Sie hat in über 100 Filmen mitgespielt
Am Freitag, 20. September, wird die italienische Kinolegende Sophia Loren 90-jährig. Noch weiss sie nicht genau, wie ihr grosser Feiertag verlaufen wird. «Meine Familie hält die Details vor mir geheim. Aber ich bin sicher, dass es viel Liebe geben wird, Gelächter, Musik und gutes Essen», sagt sie im «Corriere della Sera».
Schon seit den 1980er-Jahren lebt sie wegen des schlechten Gesundheitszustandes ihres Mannes Carlo Ponti meistens in ihrer Villa in Genf. Ponti stirbt 2007 94-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung. Sie selber ist lange vor grossen Blessuren gefeit. Doch vor einem Jahr zieht sie sich bei einem Sturz mehrere Brüche an der Hüfte zu, erholt sich jedoch wieder.
«Die Schweiz ist und bleibt mein Zuhause», schwärmt die Diva über ihre Wahlheimat. «In Genf finde ich Freude in kleinen Dingen. Ich verbringe die Zeit mit Nachdenken, Lesen und Schreiben.»
Lorens Kinder kommen in Genf zur Welt
Dass sie derart an der Schweiz hängt, hat nicht mit der Karriere, sondern mit ihr als Mutter zu tun. Loren und Ponti, der sie 1950 an der Miss-Rom-Wahl entdeckt, heiraten 1957. Bis der ersehnte Nachwuchs kommt, dauert es lange. «Ich hatte mir Kinder gewünscht, seit ich 16 war. Carlo jr. bekam ich mit 34, Edoardo mit 38. Sie können sich vorstellen, wie ich gelitten habe.»
Nach zwei Fehlgeburten 1963 und 1967 will sie die Hoffnung schon aufgeben. Auf Anraten einer Nachbarin konsultiert sie Hubert de Watteville (1907–1984), Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Uni Genf. Er stellt einen Östrogenmangel fest und behandelt sie erfolgreich.
Ihr erster Sohn kommt am 29. Dezember 1968 per Kaiserschnitt zur Welt. Eine Woche später wird er im Hörsaal der Maternité der Weltpresse gezeigt. De Watteville ist der Patenonkel von Carlo Hubert Leone jr., was den zweiten Vornamen erklärt. Vier Jahre später hilft ihr der Professor auch bei der Geburt von Edoardo. Er wird später Regisseur, Carlo Ponti jr. Dirigent.
Während dieser Zeit entwickelt Loren eine tiefe Verbundenheit zur Region um den Lac Léman. Mit ihrer Familie pendelt sie fortan zwischen der Schweiz, Kalifornien, New York und ihrem Palazzo in Rom. 1981 wird Genf ihr Hauptwohnsitz. So umgeht sie auch Steuerstreitigkeiten, die sie 1982 in Italien kurzzeitig in Haft bringen.
Cary Grant oder Carlo Ponti?
Geboren 1934 als Sofia Villani Scicolone, wächst Sophia Loren vaterlos in der Nähe von Neapel in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit sechzehn nimmt sie am erwähnten Schönheitswettbewerb teil, der ihr die Tür zur Weltkarriere öffnet. Ponti ist vermögend und hat Beziehungen. 1945 gründet er die Firma Lux Films, die er 1951 mit dem Unternehmen von Dino De Laurentiis (1919–2010) zusammenführt. Ponti produziert in seinem Leben knapp 150 Filme, darunter Kino-Meilensteine wie «La Strada» 1954.
Mit seiner Hilfe geht Loren 1957 nach Hollywood. Dort schafft sie den Durchbruch mit der Komödie «Houseboat» an der Seite von Cary Grant (1904–1986), der ihr einen Heiratsantrag macht. Doch Loren wählt Ponti und die Sicherheit. «Ich wäre völlig verloren gewesen, wenn ich jemanden geheiratet hätte, der nicht aus meiner Heimatstadt stammt.»
Es gibt nur ein kleines Problem: Ponti ist schon vermählt und hat zwei Kinder. 1957 lässt er sich in Mexiko zwar einvernehmlich von Giuliana Fiastri scheiden und heiratet Loren. In Italien wird die Scheidung aber nicht anerkannt. Mit Fiastri nehmen Ponti und Loren schliesslich die französische Staatsbürgerschaft an und legalisieren dort 1966 Scheidung und neuerliche Heirat.
Bereits mit 28 Jahren wird Lorens Karriere erstmals gekrönt: Für das Kriegsdrama «Und dennoch leben sie» erhält sie 1962 den Oscar als beste Hauptdarstellerin – 1991 folgt ein zweiter für ihr Lebenswerk.
Loren spielt in mehr als 100 Filmen mit. Lieblingspartner ist Marcello Mastroianni (1924–1996). Die beiden drehen 13 Filme gemeinsam, darunter ikonische Werke wie «Hochzeit auf Italienisch». Werke in der Schweiz entstehen vor allem in den 1970er-Jahren. So 1976 der Katastrophen-Film «Cassandra Crossing» oder 1978 der Spionage-Thriller «Brass Target».
«Ich bin nicht gerade winzig»
Loren ist die bei weitem glanzvollste der drei italienischen Leinwand-Königinnen, vor Claudia Cardinale (86) und der im letzten Jahr 95-jährig verstorbenen Gina Lollobrigida. Loren vereint Stolz, Eleganz und Sex-Appeal, der sich nicht nur auf ihre katzenähnlichen Augen beschränkt. Nacktaufnahmen sind aber tabu. «Ich bin nicht gerade winzig. Wenn Sophia Loren nackt ist, ist das eine Menge Nacktheit», sagt sie dazu.
Ihre bisher letzte Hauptrolle hat sie 2020 in «Du hast das Leben vor dir» unter der Regie ihres Sohnes Edoardo, ihren bisher letzten Filmauftritt 2021 in «Was würde Sophia Loren tun?». Die Netflix-Produktion schildert das Leben einer Hausfrau aus New Jersey, deren Vorbild Loren ist und die sich immer wieder die titelgebende Frage stellt.
Lorens passende Antwort: «Es ist besser, das Leben zu erkunden und Fehler zu machen, als auf Nummer sicher zu gehen und gar nichts zu erkunden. Fehler sind ein Teil der Beiträge, die man für ein vollständiges Leben zahlt».