Filmdiva Claudia Cardinale (80) dreht Schweizer TV-Serie
«Brando wollte mit mir Liebe machen»

Filmdiva Claudia Cardinale (80) dreht in der Schweiz eine TV-Serie. Und erinnert sich im Gespräch mit SonntagsBlick an ihre Anfänge.
Publiziert: 03.02.2019 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2022 um 09:45 Uhr
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Ihre vielleicht berühmteste Rolle: Cardinale als Jill McBain im Spaghetti-Western «Spiel mir das Lied vom Tod» (1968) von Sergio Leone.
Foto: Getty Images
Interview: Dierk Sindermann

Ein Weltstar im Greyerzerland: Claudia Cardinale (80) stand in Bulle FR für eine Serie des Westschweizer Fernsehens vor der Kamera. Die Filmdiva erklärt, weshalb sie die Rolle angenommen hat. Und erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Marlon Brando (1924–2004).

Wie kommt es, dass Sie eine Schweizer TV-Serie drehen?
Claudia Cardinale:
Ganz einfach, ich bin die perfekte Besetzung für die Rolle. Ich spiele eine sehr alte Frau (lacht). Ich fand die Story der Familie total interessant. Das einzige Problem war der Schnee. Ich hatte eine Szene draussen und musste sehr vorsichtig sein, dass ich nicht ausrutschte.

Worum geht es in der Serie?
Ich spiele eine Oma, die ihre Enkelin grossziehen muss, da die Tochter Alkoholikerin ist. Doch dann erkrankt ein Familienmitglied an Krebs. Und das ganze Leben bricht zusammen. Es ist eine richtig gute, aber auch tragische Geschichte.

Ist die Serie abgedreht?
Nein. Im Mai gehen die Dreharbeiten weiter. Ich hoffe, dann scheint die Sonne.

War die Umstellung für einen Filmstar schwer, Fernsehen zu machen?
Na ja, ich habe 180 Kinofilme gedreht. Und um ehrlich zu sein: Ich schaue zwar gerne TV, aber ich bevorzuge schon den Film.

Sie haben zwei erwachsene Kinder, Sohn Patrick (62) und Tochter Claudia (39), die Ihnen beide schon Enkelkinder geschenkt haben.
Das Interessante ist, dass ich mit meiner Tochter schwanger war, als meine älteste Enkelin Lucilla zur Welt gekommen ist. Ich wurde damals Mama und Oma zugleich.

In diesem Moment meldet sich die dunkelhaarige Frau mit Brille zu Wort, die bis dahin für C laudia Cardinale übersetzte: «Ich bin übrigens die Tochter. »

Oh, sehr erfreut. Ist es schwierig, die Tochter von Claudia Cardinale zu sein?
Tochter Claudia:
Wie viele Stunden haben Sie Zeit? (lacht) Meine Mutter hat mich mit 40 bekommen. Da war sie schon eine berühmte und reife Frau. Nicht mehr nur ein Sexsymbol. Ich musste dann also nicht mehr mit meiner sexy Mutter konkurrieren. Als ich 15 war, war sie 55.

Claudia Cardinale: Ich wollte nie ein Sexsymbol sein. Ich mag Sex – aber nicht das Symbol (lacht). Ich habe mich auch immer geweigert, mich in Filmen auszuziehen. Ich wollte nicht meinen Körper verkaufen. Zum Glück haben das die Regisseure akzeptiert und mich meist wie einen Kollegen behandelt. An mir sei ein Mann verloren gegangen, meinte Visconti einst.

Denken Sie manchmal mit Wehmut an Ihre jungen Jahre zurück?
Nein, ich neige nicht zur Nostalgie. Ich denke gerne an die Vergangenheit, aber ich lebe nicht in ihr.

Woran denken Sie gerne?
Ich bin in Tunesien aufgewachsen. Ich habe dort mit 16 meinen ersten Film gedreht. Mit Omar Sharif. Was für ein toller Mann! In Tunesien lieben sie mich noch heute. Gehe ich in ein Restaurant, muss ich fürs Essen nie bezahlen.

Sie hatten in Ihrem Leben aber nicht nur Höhen. Was war Ihre schwierigste Phase?
Bevor ich nach Amerika kam. Ich war mit einem Produzenten zusammen, der mit mir in Italien einige Filme drehte – und dennoch hatte ich nie Geld. Schliesslich habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Hollywood. Dort habe ich dann den Mann meines Lebens kennengelernt.

Sie meinen Pasquale Squitieri, der Vater Ihrer Tochter. Er starb 2017.
Ja, genau. Als ich ihn traf, hatte er ganz viele Frauen. Am Montag eine, am Dienstag eine andere ... Eine Frau für jeden Tag. Und dann: Peng, kam ich. Da gab es für ihn plötzlich nur noch eine Frau.

An welchen Kollegen von früher erinnern Sie sich besonders gern?
An Marlon Brando. Ich werde nie vergessen, wie ich mal in New York einen Film gedreht habe. Und plötzlich klopft es an meiner Garderobentür. Ich öffne, und Brando steht vor mir. Er sagte: «Ich bin vom Sternzeichen Widder, so wie du. Deshalb sollten wir jetzt Liebe machen.»

Ihre Reaktion darauf?
Ich habe Nein gesagt und die Tür zugeknallt. Mein nächster Gedanke war: Das war dämlich von dir. Ich denke aber auch gerne an Marcello Mastroianni, an Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Rock Hudson, den ich sogar am Sterbebett besuchte. Ich durfte so viele tolle Männer kennenlernen. Das ist wirklich ein Geschenk.

Auf was sind Sie besonders stolz?
Wirklich stolz bin ich auf meine Arbeit als Botschafterin der Unesco für Frauenrechte. Ich habe mich immer für die Gleichberechtigung eingesetzt. Ich engagiere mich auch bei Amnesty International gegen die Todesstrafe.

Wo leben Sie heute?
In Paris. Schon sehr lange. Meine Tochter lebt mit ihrer Familie ebenfalls da. Die Leute sind sehr nett. Davor waren wir in Rom. Es war nicht auszuhalten. Alle kannten mich, ich fühlte mich nie unbeobachtet.

Wie sollen sich die Leute mal an Sie erinnern?
Als Mensch, der einige gute Dinge getan hat. Nicht als Star, auch nicht als einstiges Sexsymbol. Ich habe mich selbst nie als Star gesehen. Eingebildete Menschen mag ich nicht.

Persönlich

Claudia Cardinale kam 1938 in Tunesien als Tochter von zwei sizilianischen Auswanderern zur Welt. 1957 gewann sie einen Schönheitswettbewerb. Der Preis, eine Reise zu den Filmfestspielen in Venedig (I), veränderte ihr Leben. Und sie begann mit der Filmerei, drehte seither Klassiker wie «Der Leopard» (1962), «Der rosarote Panther» (1962) und «Spiel mir das Lied vom Tod» (1968). Von 1966 bis 1975 war sie mit Filmproduzent Franco Cristaldi verheiratet. Von 1975 bis 1999 lebte sie mit Regisseur Pasquale Squitieri zusammen, mit dem sie Tochter Claudia hat. Trotz ihres Images als Sexsymbol war sie nie nackt auf der Leinwand zu sehen.

«Spiel mir das Lied vom Tod» mit Claudia Cardinale.
Paramount Pictures

Claudia Cardinale kam 1938 in Tunesien als Tochter von zwei sizilianischen Auswanderern zur Welt. 1957 gewann sie einen Schönheitswettbewerb. Der Preis, eine Reise zu den Filmfestspielen in Venedig (I), veränderte ihr Leben. Und sie begann mit der Filmerei, drehte seither Klassiker wie «Der Leopard» (1962), «Der rosarote Panther» (1962) und «Spiel mir das Lied vom Tod» (1968). Von 1966 bis 1975 war sie mit Filmproduzent Franco Cristaldi verheiratet. Von 1975 bis 1999 lebte sie mit Regisseur Pasquale Squitieri zusammen, mit dem sie Tochter Claudia hat. Trotz ihres Images als Sexsymbol war sie nie nackt auf der Leinwand zu sehen.

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