Einsamkeit, ständiger Druck, Nervosität
80er-Star Rick Astley rechnet mit dem Pop-Business ab

An «Never Gonna Give You Up» erinnern sich alle. Und an den Sänger des Superhits aus den 80er-Jahren? Rick Astley (52) erklärt, was aus ihm geworden ist. Und rechnet mit dem Popbusiness ab.
Publiziert: 07.10.2018 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 09:05 Uhr
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Begeistert die Fans auch heute noch auf der Bühne: Rick Astley.
Foto: WireImage / Shirlaine Forrest
Interview: Dominik Hug

Er gehörte zu den grössten Stars der 80er-Jahre, doch dann tauchte er plötzlich ab: Rick Astley (52) erklärt, was er die letzten Jahrzehnte getrieben hat. Und rechnet gnadenlos mit dem Popbusiness ab.

BLICK: Lange nichts von Ihnen gehört. Wo haben Sie gesteckt?
Rick
Astley: In den 80er-Jahren verkaufte ich Millionen Alben, wurde dabei zum Glück von keinem üblen Manager über den Tisch gezogen. Ich machte ein paar schlaue Investments, habe einfach nur gelebt, ganz ohne Stress. Alles bestens!

Nun kehren Sie mit einer neuen CD zurück. Müssen Sie überhaupt noch Musik machen?
Finanziell gesehen nicht. Ich habe gut hausiert, mein Geld nicht sinnlos für ein halbes Dutzend Ferraris verpulvert. Auch kein junges Supermodel geheiratet, das mir später bei der Scheidung das ganze Vermögen abgeknöpft hätte. Ich kenne meine Frau seit 1987.

Auf «Beautiful Life» singen Sie nicht nur, Sie spielen auch sämtliche Instrumente. Warum?
Daheim, gleich hinter der Küche, habe ich ein kleines Studio. Dorthin ziehe ich mich gerne mit einem Tässchen Tee zurück und bastle rum. In den 90er-Jahren habe ich andere Musiker produziert. Jeder Pöstler meinte, dass er auch noch Popstar werden könnte. Das ging mir bald so was auf die Nerven. Mein Ansporn ist es, allen zu zeigen, dass ich nicht bloss ein alterndes Teenie-Idol bin: Ich singe noch immer jeden an die Wand. Und spiele alle Instrumente selber. Come on, das ist nicht schlecht!

Wollen die Fans nicht immer nur die alten Hits hören?
Doch. Und das schulde ich ihnen auch. Es ist trotzdem schön, zwischendurch ein neues Lied rauszuhauen, ohne dass sich gleich jeder im Publikum ein Bier holen geht.

Wie war es damals, so jung und so erfolgreich zu sein?
Man wird umgarnt und verwöhnt. Jeder Wunsch wird dir von den Lippen abgelesen. Alle küssen dir den Hintern. Das ist nicht unbedingt gesund für deine Entwicklung.

Warum nicht?
Man lernt nicht, auf eigenen Beinen zu stehen. Es gab unzählige Momente, in denen ich nachts nervös im Hotelbett lag und mich fragte: Verdammt, wer bist du eigentlich?

Woher diese Zweifel?
Ich war einsam. Man wird von einem Shooting zum anderen geschubst, sitzt nur noch im Flieger oder in irgendeiner TV-Show. Dazu der Druck, immer noch schneller einen weiteren Hit aus dem Hut zu zaubern!

Sie Armer!
Ernsthaft. Das mag für ein paar Wochen aufregend sein. Aber irgendwann willst du nur noch deine dämlichen Klamotten zum Fenster rausschmeissen und nach Hause gehen. Mir war immer bewusst, dass dieser Popstar-Irrsinn irgendwann zu Ende geht. Das tut er ja immer. Nur blenden das die meisten in meiner Situation aus.

Was passiert dann?
Dann kommt das tragische Ende. Der Ruhm ist weg, niemand will dich mehr hören. Und du verstehst überhaupt nichts mehr, weil dir doch alle immer den Hof gemacht haben. Da fährst du gegen die Wand. Ist mir zum Glück nicht passiert. Ich latschte aus freien Zügen davon, früh genug, bevor mir aller Grips abhandengekommen wäre.

War der Ausstieg nicht schwierig?
Es war perfektes Timing. 1992 kam meine Tochter zur Welt, es gab also etwas, worauf ich mich konzentrieren konnte. Ich war happy, wieder mit meinen alten Freunden rumzuhängen, statt irgendwo am anderen Ende der Welt hysterischen Fans Autogramme zu verteilen.

Sind Sie es nicht leid, noch immer auf «Never Gonna Give You Up» reduziert zu werden?
Komischerweise nicht. Der Song ist Teil meiner DNA, er kann mir also gar nicht zum Hals raushängen. Ich mag ihn, er ist besser als die meisten, die damals aus dem Radio schrien. Er öffnet mir noch heute Türen. Hätte ich den Song nicht gesungen, würden wohl auch wir jetzt nicht dieses Interview führen. 

Rick Astley und seine 80er-Freunde

Bio-Box:

Ende der 80er-Jahre führte kein Weg an Rick Astley vorbei: Mit «Never Gonna Give You Up» oder«Together Forever» schmetterte der einstige Kirchenchor-Knabe einen Ohrwurm nach dem anderen durch die Hitparaden. Doch dann hatte Astley plötzlich genug vom Ruhm. Mit 27 liess er sich «früh pensionieren», wie er sagt. Die Familie war ihm wichtiger, als ununterbrochen um die Welt zu touren. Mit «Beautiful Life» ist soeben eine neue CD des einstigen Teenie-Idols erschienen.

Das machen andere 80er-Jahre-Stars heute:

Boy George (57): Mit «Do You Really Want To Hurt Me» wurde er 1982 über Nacht weltberühmt. Der Erfolg hielt einige Jahre. George hatte später mit Drogen zu kämpfen, sass für ein paar Monate auch im Knast, weil er einen Callboy mit einer Kette geschlagen hatte. Mit seiner alten Band Culture Club gibt er bis heute Konzerte.

Limahl (59): Als Sänger der Popband Kajagoogoo und dem Hit «Too Shy» war Limahl 1983 das Idol von Millionen von Teenagern. Kurz darauf lancierte er eine Solokarriere und durfte mit «The Never Ending Story» den Titelsong des Films «Die unendliche Geschichte» singen. Danach landete er nur noch Flops und tritt seither hauptsächlich in 80er-Jahre-Revival-Shows auf. 2012 machte er in der britischen Version von «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» mit.

Eurythmics: Das Duo verkaufte dank Hits wie «Sweet Dreams» zwischen 1981 und 1999 rund 80 Millionen Alben. Musiker Dave Stewart (65) entwickelte sich zu einem preisgekrönten Produzenten. Sängerin Annie Lennox (63) hat dreimal geheiratet und kehrte dem Musikgeschäft zeitweise den Rücken. Sie erlitt eine Totgeburt und ist heute Mutter zweier Töchter. Sie setzt sich im Kampf gegen Hunger und Aids ein.

Bio-Box:

Ende der 80er-Jahre führte kein Weg an Rick Astley vorbei: Mit «Never Gonna Give You Up» oder«Together Forever» schmetterte der einstige Kirchenchor-Knabe einen Ohrwurm nach dem anderen durch die Hitparaden. Doch dann hatte Astley plötzlich genug vom Ruhm. Mit 27 liess er sich «früh pensionieren», wie er sagt. Die Familie war ihm wichtiger, als ununterbrochen um die Welt zu touren. Mit «Beautiful Life» ist soeben eine neue CD des einstigen Teenie-Idols erschienen.

Das machen andere 80er-Jahre-Stars heute:

Boy George (57): Mit «Do You Really Want To Hurt Me» wurde er 1982 über Nacht weltberühmt. Der Erfolg hielt einige Jahre. George hatte später mit Drogen zu kämpfen, sass für ein paar Monate auch im Knast, weil er einen Callboy mit einer Kette geschlagen hatte. Mit seiner alten Band Culture Club gibt er bis heute Konzerte.

Limahl (59): Als Sänger der Popband Kajagoogoo und dem Hit «Too Shy» war Limahl 1983 das Idol von Millionen von Teenagern. Kurz darauf lancierte er eine Solokarriere und durfte mit «The Never Ending Story» den Titelsong des Films «Die unendliche Geschichte» singen. Danach landete er nur noch Flops und tritt seither hauptsächlich in 80er-Jahre-Revival-Shows auf. 2012 machte er in der britischen Version von «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» mit.

Eurythmics: Das Duo verkaufte dank Hits wie «Sweet Dreams» zwischen 1981 und 1999 rund 80 Millionen Alben. Musiker Dave Stewart (65) entwickelte sich zu einem preisgekrönten Produzenten. Sängerin Annie Lennox (63) hat dreimal geheiratet und kehrte dem Musikgeschäft zeitweise den Rücken. Sie erlitt eine Totgeburt und ist heute Mutter zweier Töchter. Sie setzt sich im Kampf gegen Hunger und Aids ein.

 

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