Am 12. September tritt Dionne Warwick (77) im Theater 11 in Zürich auf. Nach dem Tod von Aretha Franklin (†76) Mitte August ist sie die letzte noch lebende grosse Soul-Sängerin. Aufgewachsen ist die am 12. Dezember 1940 in New Jersey geborene Diva in einer von Gospel geprägten Familie. Als ihr Entdecker gilt Burt Bacharach (90), der bei Aufnahmen mit den Drifters, wo sie im Background sang, auf ihre einzigartige Stimme stiess. Zusammen mit Texter Hal David (1921–2012) komponierte er ab 1962 ihre ersten Hits wie «Walk On By».
Dass sie damit Musikgeschichte schrieb, war ihr nicht bewusst: «Mein Gott, nein. So etwas kann man doch nicht vorhersagen. Alles, was ich wollte, war, schöne Lieder zu singen», sagt sie gegenüber BLICK.
Warwick wollte ursprünglich Lehrerin werden
Wie man zur Ikone reift, konnte sie sich erst später erklären. «Unsterblich wird man wahrscheinlich durch die Liebe, die man weitergibt. Und durch ein Talent, dank dem man etwas erschafft, was länger lebt als du selbst.» Beinahe wäre dieses Talent nicht an die Öffentlichkeit gelangt – ursprünglich wollte sie Lehrerin werden. «Ich glaube, es ist gut, dass man sich zwischendurch hinterfragt. Als Lehrerin hätte ich nur einen Bruchteil der Welt gesehen, dafür wäre ich jeden Abend bei Mann und Kindern gewesen. Mein Leben wäre einfacher gewesen, geregelter.»
Wehmut, nicht den Weg abseits des Rampenlichts eingeschlagen zu haben, verspürt sie jedoch nicht. «Ich bin sehr stolz darauf, wie alles herausgekommen ist. Menschen froh zu stimmen, ist auch für das eigene Seelenheil sehr erfüllend. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich in der heutigen Welt nochmals denselben Weg einschlagen würde.» Ihre Karriere sei trotz des vielen Glücks, das ihr vergönnt war, auch ein Krampf gewesen. Andererseits könne man gegen seine Bestimmung nicht viel tun.
«Es ist ein grosses Glück, jeden Morgen aufzuwachen»
Warwick kann auf eine über 60 Jahre dauernde Karriere mit unzähligen Höhepunkten zurückschauen. Ihre Kurzbilanz: «Die 60er-Jahre waren sehr aufregend, die 70er sehr glamourös, gleichzeitig genoss ich mein Mutterglück. In den 80ern wiederum erlebte ich durch ‹Heartbreaker› ein riesiges Revival. Glück bedeutet so vieles, anderseits ist es nur schon ein grosses Glück, jeden Morgen aufzuwachen.»
Mit ihren Lieblingsliedern geht sie nun noch einmal auf Tournee. Der Stress macht ihr keine Angst, vom Alter will sie sich grundsätzlich nicht zu sehr einschränken lassen. «Wichtiger ist, dass man auf sein Herz hört und weiterhin das tut, was einem Spass macht. Das hält gesund.» Wie sie auch nichts wirklich bereut in ihrem Leben: «Jeder macht Fehler, jedem widerfährt Unrecht. Entscheidend ist, dass man daraus etwas lernt. Und auch, dass man verzeiht und vergisst.»