Er wollte noch ein grosses Projekt ausführen – die Verhüllung des Pariser Triumphbogens im Jahr 2021, von dem er schon vor über einem halben Jahrhundert erste Skizzen anfertigte. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Am Sonntag starb der legendäre Aktionskünstler Christo (†84) in seiner New Yorker Wohnung.
Mit Christos Tod verliert die Welt einen der schillerndsten, auch berühmtesten Künstler. Der gebürtige Bulgare startete seine Karriere 1968 in der Schweiz. Gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude (1935–2009) packte er damals als erstes Gebäude überhaupt die Kunsthalle Bern ein. Mit der Aktion sorgte er rund um den Globus für Aufsehen. Das gelang dem Künstlerpaar noch ein Dutzend weitere Male.
Von New York nach Riehen BS
Zu den bekanntesten Installationen von Christo und Jeanne-Claude gehören die safranfarbenen Tore im New Yorker Central Park, die verpackte Brücke Pont Neuf in Paris und der in silbernem Stoff verhüllte Berliner Reichstag. 1998 waren Christo und Jeanne-Claude erneut in der Schweiz: Sie verpackten 162 Bäume rund um die Fondation Beyeler in Riehen BS in 55'000 Quadratmeter Polyesterstoff und verwandelten sie in ein bildhauerisches Meisterwerk.
Einen tiefen Sinn wollten Christo und Jeanne-Claude in ihrem Werk allerdings nicht erkennen. «Es ist total irrational und sinnlos», sagte er. Sie würden ihre Projekte immer nur für sich selber realisieren. «Wenn es jemand mag, ist es nur ein Bonus.» Ihre Arbeit würde sie an Orte bringen, «die so viel reicher sind als die Kunstwelt oder die Galerie oder das Museum». Es sei ein Abenteuer «und sehr aufregend und töricht».
Das Unvorstellbare verwirklicht
2009 starb Jeanne-Claude an einer Hirnblutung. Christo sorgte allein weiter für Staunen, so 2016 mit seinen schwimmenden Stegen in Norditalien. Christo habe sein Leben in vollen Zügen gelebt, sagen seine Mitarbeiter. «Er hat sich das Unvorstellbare nicht nur ausgedacht, sondern es verwirklicht.» Er sei eines natürlichen Todes gestorben. Sein letztes Grossprojekt in Paris, an dem Christo bis zum Schluss «ohne Pause» gearbeitet habe, soll trotzdem weitergeführt werden.