Im Jahr 2020 zählten sie mit ihrem Song «Uno» zu den grossen Favoriten am später wegen Covid abgesagten Eurovision Song Contest, das dazugehörige Video ist heute mit 255 Millionen Aufrufen der erfolgreichste Youtube-Clip des Musikwettbewerbs. Dass die Band Little Big aus Sankt Petersburg heute noch einmal für Russland antreten würde, ist jetzt unvorstellbar. «Die Zeit damals wirkt heute wie ein anderes Leben», sagt Sängerin Sonya Tayurskaya (31) im Interview mit Blick.
Grund: Die Punk-Pop-Band äussert sich offen gegen den Ukraine-Krieg und stellte gleich zu Beginn des Konflikts einmal auf Englisch, einmal auf Russisch die Worte «No War» ins Netz. «Nachdem wir das gepostet hatten, wurden wir aufgefordert, den Aufruf zu löschen. Das lehnten wir ab. Wir wollen nicht in einem Land leben, in dem man gezwungen wird, den Krieg zu unterstützen oder zu schweigen.»
Neues Leben in Los Angeles
Am 24. Februar – am Tag des Kriegsbeginns – verliessen die Bandmitglieder Russland. «Es war ein sofortiger Entscheid. Wir nahmen ein paar Koffer und liessen unser Leben zurück», so Tayurskaya. Mit «Generation Cancellation» veröffentlichten sie später auch ein Protestlied gegen die russischen Machenschaften.
Heute haben sich Little Big ein neues Leben in Los Angeles aufgebaut. «Es ist ziemlich entspannt. Wir bereiten unser neues Album vor. Es gibt eine unglaubliche Gemeinschaft von Exilkünstlern aus Russland, der Ukraine und Weissrussland, mit denen wir viel Zeit verbringen.»
Antikriegsshow auch in Zürich
Derzeit tragen Little Big ihre Musik aber in die Welt hinaus. Am 9. November standen sie in Tel Aviv (Israel) auf der Bühne, am Donnerstagabend geben sie ein Konzert im Zürcher X-Tra. Sie versprechen eine «Antikriegsshow mit verrückter Energie, Rave, Punk und Pop».
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In der Schweiz seien sie zuvor schon mal gewesen. «Es war alles so, wie wir es erwartet hatten: tolle Natur, tolles Essen und tolle Menschen», sagt Tayurskaya. Das Ziel bei diesem Schweiz-Besuch: «Snowboarden. Ausserdem versuche ich immer noch, richtiges Schweizer Jodeln zu lernen.»
Putin soll zur Rechenschaft gezogen werden
Wann Little Big wieder in ihre Heimat zurückkehren können, ist unklar. «Wahrscheinlich erst, wenn Putin und seine Entourage weg sind», meint Musiker Ilya Prusikin (37). Die Zukunft sieht er nur in einem Land, «in dem wir wir selbst sein und ohne Probleme etwas schaffen können.»
Seine Forderung ist klar: Der russische Präsident und seine Gefolgschaft gehörten bestraft für das, was gerade in der Ukraine passiert. Was er sich wünscht? «Die Welt gehört befreit von Idioten wie Putin.»
Little Big treten am Donnerstag, 17. November, im Zürcher X-Tra auf. Tickets gibt es sowohl im digitalen Vorverkauf als auch an der Abendkasse.