Sie steht jeden Morgen um 5 Uhr auf, spielt Tennis und lässt sich ihren berühmten Bob stylen und sich schminken, das Outfit stellt sie selber zusammen, bevor sie sich ihre grosse Sonnenbrille aufsetzt und sich ins Büro chauffieren lässt: Anna Wintour (69) ist die einflussreichste und gefürchtetste Frau im Mode-Universum. Seit 30 Jahren sitzt sie im Chefsessel der amerikanischen «Vogue» – am Sonntag feiert sie ihren 70. Geburtstag.
Ihr Pokerface ist berühmt. Wenn sie an einer Modeshow in der ersten Reihe sitzt, verbirgt sie ihre Augen hinter einer grossen Sonnenbrille. Schon ein Kräuseln ihrer Lippen kann einen Designer zerstören, ein Lächeln trägt ihn in den Mode-Olymp. Ihr knallhartes Fashion-Regime kommt nicht nur gut an. Immer wieder drangen Schauergeschichten aus der «Vogue»-Redaktion ans Licht, von verängstigen Assistentinnen, die sich kaum trauten, mit ihrer Chefin in den Lift zu steigen.
Teuflisch oder ehrgeizig?
Eine davon machte Anna Wintour weit über die Modewelt hinaus berühmt: Lauren Weisberger (42) veröffentlichte 2003 ein Buch über ihre Zeit als Assistentin bei der Chefredaktorin. Daraus wurde ein Bestseller und dann der Film «Der Teufel trägt Prada» mit Meryl Streep (70) in der Hauptrolle. Ob teuflisch oder ehrgeizig: Wintour ist eine Frau, die weiss, was sie will. Als sie sich vor über 30 Jahren bei der «Vogue» vorstellte, teilte sie der damaligen Chefredaktorin gleich mit, dass sie eigentlich ihren Job haben wolle. Drei Jahre später hatte sie ihn.
Mit ihrer Beharrlichkeit hat sie es weit gebracht, sie wird nicht nur gefürchtet, sondern auch geliebt. Wer zuoberst im Scheinwerferlicht steht, vertraut Wintours scharfem Urteil. Zu ihren Lieblingen gehört unser Tennisstar Roger Federer (38). Für den Maestro – sie bezeichnet sich als sein «Groupie» – vergisst sie ihre Coolness und ihre Disziplin. Als Federer am US-Open spielte und siegte, erschien sie eine Stunde zu spät zur Fashion-Week in New York (USA). Wintour machte Reality-Star Kim Kardashian (39) salonfähig und coachte Ex-First-Lady Michelle Obama (55) zur Fashion-Ikone.
Von der Queen geadelt
Endgültig geadelt wurde Wintour von der Queen persönlich: Elizabeth II. (93) verlieh ihr bereits 2008 einen Orden, 2017 folgte der Ritterschlag, seither darf sich Wintour mit dem Titel «Dame» schmücken. An der London Fashion Week setzte sich die Queen 2018 gar neben Wintour in die erste Reihe. Es sind die Momente, in denen man die gestrenge Modechefin nicht nur lächeln, sondern wahrhaft strahlen sieht. Grund dazu hat sie genug.
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