Der sonst so lustige Oliver Pocher (42) ist plötzlich ganz ernst. Zuvor regte er sich noch über Influencer auf. Über jene, die während der Coronakrise Werbung machen, aber auch über jene, die ihre Kinder zeigen. Gemeinsam mit seiner Frau Amira (27) hat er auf Instagram ein neues Video gepostet, in dem er das Thema etwas anders angeht. Darin sprechen die beiden über Pädophile auf Instagram.
«Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen, bin mein Postfach durchgegangen, und mir wurden Seiten zugeschickt zum Thema Kinderprostitution, und es war ganz ganz schlimm», beginnt Amira zu erzählen. Sie sei bis drei Uhr nachts wach gewesen und habe sich angesehen, wer solchen Seiten folge und wer das kommentiere. «So bin ich darauf gekommen, dass Instagram ganz viele pädophile Leute unter sich hat», meint sie weiter.
«Das ist einfach zum Kotzen»
Sie und Vierfach-Papi Oliver Pocher haben eine klare Botschaft an alle Social-Media-Nutzer. Man soll keine Fotos von seinen Kindern posten. «Bitte denkt alle – ob prominent oder nicht prominent – darüber nach, ob und was ihr von euren Kindern auf Social Media postet.» Jede Grundlage, die man einem Pädophilen entziehe, sei ein Schritt in die richtige Richtung, so Oliver Pocher. Das Paar selbst zeigt sein gemeinsames Kind nie auf Instagram.
«Es gibt zwei verschiedene Arten dieser Seiten: Entweder ausschliesslich ein Kind – oder Seiten, die wahllos Kinderfotos sammeln», erklärt die Make-Up-Artistin. Ältere Männer würden diesen Accounts oft folgen, aber auch viele jüngere Männer mit anstössigen, obszönen Kommentaren. «Das ist einfach zum Kotzen», so Frau Pocher. «Und solche Seiten leben von Accounts, die ihre Kinder auf Instagram posten.»
Die Pochers melden die Seiten der Polizei
Ihr hätten nachts noch viele Mütter geschrieben, dass sie nun Kinderfotos auf ihren Accounts aussortiert haben, so Amira Pocher. Nichts zu tun, sei keine Lösung. Sie und ihr Mann hätten die entsprechenden Seite und die Nutzer sowohl der Polizei als auch Instagram gemeldet und seien mit der Plattform und den Beamten im Austausch. Auch das Landeskriminalamt sei mittlerweile eingeschaltet.
Auf Nachfrage der «Bild» meinte ein Sprecher von Facebook, zu dem auch Instagram gehört, dass sie die Fälle derzeit untersuchen. «Inhalte, die mit dem Missbrauch oder der Gefährdung von Kindern in Zusammenhang stehen, sind auf Instagram nicht erlaubt.» Sobald sie auf solches Material aufmerksam gemacht werden, würden sie es entfernen und die zuständigen Behörden kontaktieren.
Facebook arbeitet mit einer Bilderkennungstechnologie
«Zusätzlich nutzen wir unter anderem Bilderkennungstechnologie, um solche Inhalte proaktiv zu finden, zu entfernen und die weitere Verbreitung zu unterbinden», berichtet er. Im dritten Quartal 2019 hätten sie 95 Prozent aller von Instagram entfernten Inhalte, die mit dem Missbrauch und der Gefährdung von Kindern in Zusammenhang stehen, proaktiv gefunden, bevor sie überhaupt jemand an sie gemeldet habe. (bsn)