Cristiana Pedersoli (57) über ihren Vater Bud Spencer (†86)
«Ich dachte, Papa sei unverwundbar»

Actionheld Bud Spencer (1929–2016) begeisterte mit seinem Buddy Terence Hill (80) ganze TV-Generationen. Nun hat Spencers Tochter Cristiana Pedersoli (57) ein Buch geschrieben. In «Mein Papa Bud» beleuchtet sie die überraschenden und zarten Seiten der Filmikone.
Publiziert: 05.09.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2019 um 20:21 Uhr
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Cristiana Pedersoli (57) mit ihrem Buch «Mein Papa Bud» über Filmidol Bud Spencer (Schwarzkopf Verlag).
Foto: Schwarzkopf Verlag
Interview: Patricia Broder

BLICK: Frau Pedersoli, Ihr Vater ist der Held von Generationen – auch für Sie, wie Sie in Ihrem Buch erklären.
Cristiana
Pedersoli: Ja, für mich war Papa wortwörtlich ein Superheld. Ich dachte als Kind wirklich, er sei unverwundbar. Das hatte einerseits mit seinen riesigen, kräftigen Händen zu tun. Andererseits sah ich in seinen Filmen, wie er von Dächern sprang, unendlich stark war und die bösen Männer bekämpfte, die ihm Stühle und Steine über den Kopf zogen. Meinem Vater schien dies alles nichts anzuhaben, er stand einfach immer wieder auf. Ich dachte jahrelang, ihm könne nichts passieren. Heute weiss ich natürlich, er war verwundbar und er war sterblich. Doch auch nach seinem Tod bleibt Papa mein Held und der Held so vieler Fans.

Sind die Fans der Grund dafür, dass Sie dieses Buch geschrieben haben? 
Ich habe es in erster Linie für mich und meinen Vater getan. Ich wollte alle meine Erinnerungen an ihn sammeln und sie in ein Buch packen. Beim Schreiben war ich stets bemüht, mich jeden Tag an etwas anderes zu erinnern. Mit dem Buch wollte ich jenen Teil meines Vaters beleuchten, den nicht alle kennen. Den echten Menschen hinter Bud Spencer: Carlo Pedersoli. Bud Spencer lebt in seinen Filmen weiter. Ich wollte, dass auch Carlo wieder lebendig wird. Es macht mich glücklich, den Lesern diese Seite meines Vaters zu zeigen.

Was erfährt man als Leser über Ihren Vater, was man bisher nicht wusste?
Mein Vater war ein grosser Philosoph. Er wurde über die Jahre hinweg immer nachdenklicher und ruhiger. Die Zeit, die er in den 1950er-Jahren im Amazonas verbrachte, formte seine Lebensphilosophie. Seine wichtigsten Prinzipien waren: Mach keine Kompromisse, sei loyal zu dir selbst, akzeptiere dein Leben mit den guten und den schlechten Seiten. Papa war ein sehr vielseitig interessierter Mensch, er hatte 1000 Leben. Und er war auch ein Held im wahren Leben.

Er hat Menschen das Leben gerettet.
Ja, als in den frühen 1950er-Jahren bei einem Schwimmwettbewerb in Neapel zwölf Zuschauer ins Wasser gefallen waren, rettete mein Vater sie vor dem Ertrinken. Es gäbe noch viele weitere solche Geschichten aus seinem Leben.

In Ihrem Buch schildern Sie Bud Spencer als liebenden Vater und Egoisten.
Ja, das stimmt. Ich schlief als Kind oft auf Papas Bauch. Er nahm dann jeweils meine Hand und sagte mir, er übertrage mir gute Energie. Mein Vater hat mir das ganze Leben über viel Liebe geschenkt. Doch er war ein Egoist. Alles musste laufen, wie er es wollte, dass es für ihn am besten war. Wenn meine Mutter ihn darauf ansprach, sagte er: «Maria, wenn jeder zuerst an sich denken würde, ginge es uns allen besser. Dann wären wir alle besser.» Sie hat alles für ihn gemacht. Mein Vater hätte nie so erfolgreich sein können, hätte meine Mutter sich nicht für ihn und die Familie aufgeopfert.

Sie haben den grössten Teil Ihrer Kindheit auf Filmsets verbracht. Nicht gerade ein idealer Ort, um aufzuwachsen.
Ja, deshalb hat mein Vater mich auch immer stark abgeschirmt, er war sehr beschützend. Doch das Leben auf dem Dreh war eine tolle Erfahrung. Ein Filmset ist ein magischer Ort. Mein Vater stand jeden Morgen um fünf Uhr auf und arbeitete bis spätabends. Wir hatten nicht viel Zeit füreinander. Aber hatte er eine Pause, widmete er sich ganz uns Kindern, spielte mit uns im Wohnwagen. Wir haben sehr viel miteinander gelacht.

Sie wurden nicht privat unterrichtet, sondern gingen zur Schule. Wie reagierten Ihre Klassenkameraden darauf, dass Ihr Vater Bud Spencer war?
Natürlich wollten viele meiner Schulfreunde meinen Vater treffen. Mein Bruder war immer etwas eifersüchtig auf unseren Vater, weil sich ständig alle Leute um ihn scharten. Als er zehn Jahre alt war, schlug er Papa sogar, weil er die Aufmerksamkeit der Leute auf sich lenken wollte. Unser Vater lachte nur und beruhigte ihn. Ich hingegen war nie eifersüchtig auf ihn, sondern stolz.

Wollten Sie selber jemals Schauspielerin werden?
Ja, ich habe darüber nachgedacht, aber mein Vater wollte das nicht. Er war dagegen. Er war immer schon sehr beschützend und hatte wohl Angst, dass dieses raue Metier nichts für mich ist.

Ein wichtiges Thema im Leben Ihres Vaters war stets das Essen. Sie widmen ihm im Buch gar ein ganzes Kapitel.
Ja, er hatte eine wirklich fatale Liebesbeziehung zum Essen (lacht). Wir haben immer wieder versucht, ihn auf Diät zu setzen, aber es war unmöglich. Schliesslich kam jeweils der Punkt, an dem er wütend schrie: «Basta, ich kann nicht vor Hunger sterben.» Also liessen wir ihn essen, was er wollte. Wir Kinder schauten ihm wahnsinnig gerne beim Essen zu – so wie die Kinozuschauer ihm auf der Leinwand zusahen. Sein Gesichtsausdruck dabei war immer sehr zufrieden und fröhlich.

Ihr Vater ist für seine Filme viel gereist. Welchen Bezug hatte er zur Schweiz?
Papa liebte die Schweiz. Er flog mit seinem Flieger oft in Ihr Land. Er mochte die Landschaften und die Natur. Vor allem aber liebte er dort das Frühstück. Schweizer Zmorge mit Käse, Brot, Konfi und Schokolade. Er hielt viel von der Schweizer Mentalität, deshalb liess er mich auch eine Schweizer Schule in Lausanne besuchen. Er wollte mir die beste Ausbildung ermöglichen.

Wie hat eigentlich Terence Hill, der berühmte Filmpartner Ihres Vaters, auf Ihr Buch reagiert? Sie widmen ihm ja ebenfalls ein ganzes Kapitel.
Ich weiss es noch nicht (lacht). Ich muss ihm das Buch erst schicken – das ist auf meiner To-do-Liste. Aber natürlich war er einer der wichtigsten Menschen im Leben meines Vaters. Seine Freundschaft zu Terence war sehr tief. Sie hatten nicht nur vor der Kamera, sondern auch im echten Leben eine perfekte Harmonie.

Die Filmautorin

Cristiana Pedersoli (57) ist die älteste Tochter von Carlo Pedersoli (1929–2016), der als Bud Spencer Weltkarriere machte. Sie hat einen Bruder, Giuseppe (58), und eine Schwester (47), Diamante (47). Cristiana wollte ursprünglich Schauspielerin werden, aber ihr berühmter Vater riet ihr davon ab. Sie wurde Filmautorin. Vor seiner Filmkarriere war Spencer mehrfacher italienischer Schwimmmeister. Parallel dazu studierte er Jus. An der Seite von Terence Hill (80) drehte er erfolgreiche Haudrauf-Filme wie «Vier Fäuste für ein Halleluja» (1971) oder «Zwei bärenstarke Typen» (1983). Spencer machte sich auch als Erfinder einen Namen, so erfand er ein Jagdgewehr mit drei Läufen. Und er schrieb Kochbücher.

Cristiana Pedersoli (57) ist die älteste Tochter von Carlo Pedersoli (1929–2016), der als Bud Spencer Weltkarriere machte. Sie hat einen Bruder, Giuseppe (58), und eine Schwester (47), Diamante (47). Cristiana wollte ursprünglich Schauspielerin werden, aber ihr berühmter Vater riet ihr davon ab. Sie wurde Filmautorin. Vor seiner Filmkarriere war Spencer mehrfacher italienischer Schwimmmeister. Parallel dazu studierte er Jus. An der Seite von Terence Hill (80) drehte er erfolgreiche Haudrauf-Filme wie «Vier Fäuste für ein Halleluja» (1971) oder «Zwei bärenstarke Typen» (1983). Spencer machte sich auch als Erfinder einen Namen, so erfand er ein Jagdgewehr mit drei Läufen. Und er schrieb Kochbücher.

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