Er galt jahrzehntelang als Saubermann der Musikbranche: Popstar Justin Timberlake (42). Doch werden jetzt erste Kratzer am Image sichtbar. Seit Timberlakes ebenso populäre Ex-Freundin Britney Spears (41) vergangene Woche ihre Biografie «The Woman in Me» veröffentlicht hat, sieht sich der Sänger einem Shitstorm ausgesetzt. Fans rufen in den sozialen Medien zum Boykott seiner Werke auf.
Grund für die Entrüstung: In ihrem Buch enthüllt Spears brisante Details aus ihrer Beziehung zu Timberlake. Die einstigen Kinderstars aus der Sendung «Mickey Mouse Club» waren von 1999 bis 2002 ein Paar. «Eine gute Zeit in meinem Leben», erinnert sich die Sängerin, räumt allerdings ein, dass ihr damaliger Freund sie mehrfach betrogen habe. «Vor allem, weil ich so verliebt in Justin war, liess ich es ihm jedes Mal durchgehen.» Auch sie sei nicht treu gewesen, gibt Spears zu. Sie habe ihren Freund allerdings nur ein Mal betrogen, mit Wade Robson, einem Choreografen. «Ich hatte jahrelang nur Augen für Justin gehabt und war ihm immer treu gewesen, mit dieser einen Ausnahme, die ich ihm aber gestand», so Spears. Weiter enthüllt sie, dass sie während ihrer Beziehung zu Timberlake schwanger wurde. Doch er habe das Kind nicht gewollt. «Er meinte, dass wir noch viel zu jung dafür seien.» Spears habe das Baby schliesslich abgetrieben, wie sie schreibt.
«Cry Me a River» zementiert Image des Saubermannes
Kurz darauf endet die Beziehung des einstigen Teenie-Traumpaares. Der «NSync»-Frontmann macht per SMS Schluss und startet als Solokünstler durch. Und hier beginnt der eigentliche Skandal: Denn bereits das Video seiner Hitsingle «Cry Me a River» zementiert Timberlakes das Image des Saubermanns, dem von seiner berühmten Ex-Freundin das Herz gebrochen wurde. «Eine Frau, die aussieht wie ich, betrügt ihn, und er wandert traurig im Regen herum», beschreibt Spears in ihrem Buch die Handlung des Musikclips. Die Medien hätten sie als «Hure dargestellt, die das Herz von Amerikas Goldjungen gebrochen hat», während sie in Wirklichkeit «komatös in Louisiana lag und er glücklich in Hollywood herumlief».
Doch das war nur die Spitze des Eisberges. Nachdem Timberlake mit seinem Rachesong 2002 international die Hitparade erobert hatte, goss er weiter Öl ins Feuer. In einem TV-Interview mit Barbara Walters (1929–2022) stellte er ein Jahr später einen bis dato unveröffentlichten Song mit dem Namen «Don't Go (Horrible Woman)» vor und sang davon, wie eine Ex ihm immerhin die Möglichkeit gegeben habe, einen Song über eine «fürchterliche Frau» zu schreiben. Gut möglich, dass er damit Spears meinte.
Fortan schien der Sänger keine Gelegenheit auszulassen, sie öffentlich schlechtzumachen. Egal ob bei TV-Auftritten, in Zeitungsinterviews oder bei Preisverleihungen – überall stichelte er gegen die Sängerin. Auch als Timberlake 2003 bei den MTV Europe Music Awards insgesamt drei Preise mit nach Hause nehmen durfte, liess er es sich nicht nehmen, sich über seine Ex lustig zu machen. Christina Aguilera überreichte ihm auf der Bühne eine Gummipuppe, die Spears nachempfunden war. «Die habe ich überall gesucht», witzelte der Sänger, das Publikum tobte. Timberlake zeichnete dabei immer das gleiche Bild: Britney ist die böse Fremdgängerin, er der traurige Betrogene.
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Fans verlangen, dass Timberlake gecancelt wird
Das Buch von Spears versucht dieses Narrativ nun komplett umzudrehen: Plötzlich ist Justin Timberlake der Buhmann, Britney Spears das Opfer. Fans laufen in den sozialen Medien Sturm. «Endlich wissen wir, was damals wirklich geschah», schreibt ein User auf Youtube unter das Video von «Cry Me a River». Eine andere fordert: «Es ist Zeit, dass Justin Timberlake gecancelt wird!» Dieser Meinung schliessen sich in den vergangenen Tagen so viele Fans an, dass Justin Timberlake auf seinem Instagram-Profil kurzerhand die Kommentarfunktion ausgeschaltet hat. Auch eine kommende Tournee zu seinem neuen Album hat der Musiker kurzfristig abgesagt, berichten US-Medien. Zum Werk seiner Ex hat er sich bisher noch nicht geäussert.
Solo-Karriere auf Kosten von Spears aufgebaut
Wie lange sich der Sänger vor einer Stellungnahme noch drücken kann, ist allerdings fraglich. Denn der Hauptvorwurf gegen ihn wiegt schwer: Justin Timberlake hat seine Solokarriere auf Kosten von Britney Spears aufgebaut. Dies kritisieren nicht nur Fans, sondern davon ist auch Spears selbst überzeugt: «Darf ich hier einfach mal sagen, dass Justin auf seinem brisanten Album und während des ganzen Medienrummels darum herum völlig vergessen hat zu erwähnen, wie oft er mich betrogen hat!», schreibt Spears in ihrem Buch. «Ich glaube nicht, dass Justin klar war, welche Macht er besass, mich zu erniedrigen.» Er habe dies wohl bis heute nicht begriffen, resümiert sie.
Die «Baby One More Time»-Sängerin ist dabei nicht das einzige Opfer des Sängers. Als Timberlake 2004 beim sogenannten «Nipplegate» auf der Super-Bowl-Bühne die Brust von Janet Jackson (57) entblösste, sah sie sich anschliessend einer Welle von Kritik ausgesetzt. Timberlake kam praktisch unbeschädigt davon, setzte sich gleichzeitig aber nicht für seine Kollegin ein. Amerika sei «härter zu Frauen» erklärte er später in einem MTV-Interview und räumte ein, dass er viel weniger vom Shitstorm abbekommen habe als Jackson.
Zwanzig Jahre später ist die Ausgangslage für Justin Timberlake allerdings eine andere: Sein über Jahre sorgfältig aufgebautes Image bröckelt, und er wird kaum mehr lange darum herumkommen, sich den aktuellen Vorwürfen zu stellen.