Brit-Pop-Star Liam Gallagher (47) über ein Comeback von Oasis und seine Heirat
«Mein Bruder wird nicht zur Hochzeit kommen»

Britpop-Superstar Liam Gallagher spricht im Interview mit BLICK über das Älterwerden, die Hass-Liebe zu seinem Bruder Noel, sein Leben als Rockstar-Vater und ob es bald zu einem Oasis-Comeback kommt.
Publiziert: 02.10.2019 um 22:40 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2019 um 15:46 Uhr
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Britpop-Superstar Liam Gallagher meldet sich mit dem neuen Soloalbum «Why Me? Why Not!» zurück.
Foto: Keystone
Interview: Patricia Broder

Als Sänger der Band Oasis schrieb Liam Gallagher (47) in den 90er-Jahren Musikgeschichte und begründete mit Britpop ein eigenes Genres. Sein Superhit «Wonderwall» wurde zur Hymne einer ganzen Generation. Zum Interview erscheint der sonst für seine Unpünktlichkeit bekannte Rockstar auf die Minute genau, gibt sich gut gelaunt und trägt einen seiner berühmten Regen-Parkas.

BLICK: Herr Gallagher, Ihr Look hat sich seit den 90er-Jahren nicht verändert. Selbst auf dem Cover Ihres neuen Albums «Why Me? Why Not!» tragen Sie einen Ihrer Parkas.
Liam Gallagher: Was soll ich sagen? Ich liebe diese Art von Kleidung (lacht). Ich habe sogar extra Lagerräume für meine Jacken gemietet. Kein Witz. Ich besitze Millionen solcher Jacken.

Seinem Stil treu zu bleiben, könnte auch das Motto Ihrer neuen Platte sein, die an Oasis in den guten alten Zeiten erinnert.
Ja, solche klassischen Songs zu schreiben, ist das Einzige, was ich kann. Ich mag Rock- und Popmusik sowieso viel lieber als das ganze elektronische Zeugs von heute. So war ich schon immer. Bereits als 20-Jähriger, zu Anfangszeiten von Oasis, war ich eine alte Seele. Ich hörte die Beatles und die Rolling Stones. Das war die Musik, die mir gefiel und die mich dazu inspirierte, Songs zu schreiben.

Wie unterscheidet sich der junge Liam von damals vom 47-jährigen Liam von heute?
Praktisch gar nicht. Ich bin immer noch derselbe, ich fühle und denke wie früher. Ich bin vielleicht etwas ruhiger geworden, aber ich bin immer noch ein Verrückter (lacht laut). Ich bin derselbe Liam wie in den 90ern und ziehe mich, wie Sie schon bemerkt haben, auch immer noch so an.

Im Gegensatz zu früher treten Sie heute als Solokünstler auf. Sind Sie es leid, dass die Leute trotzdem an den Konzerten immer den Oasis-Kracher «Wonderwall» hören wollen?
Nein, ich bin dankbar dafür. Ohne «Wonderwall» wären wir vor über 20 Jahren niemals so erfolgreich geworden. Ich verstehe die Bands und Musiker nicht, die sich darüber beklagen, ihre alten Hits spielen zu müssen. Ich liebe unsere alten Hits. Und ich würde auch kein Konzert geben, an dem ich nur meine aktuellen Stücke spiele. Es muss ein guter Mix zwischen Neu und Alt sein. Ich werde «Wonderwall» noch als 60-Jähriger in der gleichen Art und mit demselben Stolz vortragen wie als 20-Jähriger.

Genau zehn Jahre ist es her, dass Oasis sich aufgelöst haben. Nachdem Ihr Bruder Noel und Sie einen riesigen Streit hatten, verliess er die Band.
Ja, und ich weiss genau, warum er die Band damals verlassen hat: Der Ruhm war ihm nicht gross genug, er wollte ein Solo-Star werden. Die dümmste Entscheidung, die er je getroffen hat und heute sicherlich bereut.

Trotz Ihrer bis heute andauernden Differenzen haben Sie ihn zu Ihrer Hochzeit nächstes Jahr eingeladen. Hoffen Sie auf eine Versöhnung?
Nein. Ich habe ihn einerseits meiner Mutter zuliebe eingeladen, die sich seit zehn Jahren nichts sehnlichster wünscht, als dass wir uns wieder vertragen. Andererseits, weil es eine schöne Geste ist. Aber ich weiss, Noel wird nicht zu meiner Hochzeit kommen. Er ist ein feiger Hund. Aber ich möchte halt meine Mutter happy machen, und deshalb habe ich ihn eingeladen.

Können Fans trotzdem auf ein Comeback von Oasis hoffen?
Ja, denn ich liebe diese Band und wäre sofort dabei. Aber es liegt in Noels Hand, er hat die Macht. Es ist gut möglich, dass er irgendwann einlenkt, da er süchtig nach Geld ist und weiss, dass ihm eine Wiedervereinigung eine Menge Kohle bringen würde.

Sie haben vier Kinder. Wie vereinbaren Sie in Ihrem Leben den Rockstar mit dem Familienvater?
Ich lebe nicht mit meinen Kids zusammen, die leben mit ihren Müttern. Aber wir haben alle ein sehr schönes und enges Verhältnis. Meine jüngste Tochter sehe ich leider nicht so oft, weil sie in New York lebt. Aber die anderen drei treffe ich häufig. Dann hängen wir zusammen ab. Unser Verhältnis ist eher eines unter Freunden als das von Vater und Kind. Ich höre ihnen zu, gebe ihnen Ratschläge und versuche, ihnen beizustehen und zu helfen, wo ich kann.

Der Brexit ist in England ein grosses Thema. Wie stehen Sie dazu?
Ich bin gar kein Fan davon. Brexit ist ein Scheiss, weil niemand in unserem Land weiss, was jetzt genau passiert. Und die Politiker von heute bringen auch nichts mehr auf die Reihe. Ich verstehe die Idee hinter dem Brexit überhaupt nicht, wir leben schliesslich alle unter einem Himmel.

Manchester City hat sich von einem Verein der Arbeiterklasse in einen Spitzenverein mit Toplöhnen verwandelt. Sind Sie nach wie vor ein grosser Fan des Klubs?
Ja, ich liebe ihn immer noch. Wir mögen jetzt zwar Millionäre sein, aber die Fans sind immer noch dieselben, die sind immer noch Arbeiterklasse. Mich interessiert das Geld in dem Verein nicht, mich interessieren bloss die Siege.

Sie gehen nächstes Jahr auf grosse Europa-Tour. Kommen Sie für ein Konzert auch in die Schweiz?
Ich hoffe es sehr. Ich liebe die Schweiz. Ihr habt so ein wunderschönes, entspanntes Land. Am besten gefallen mir neben der Schokolade und dem Skifahren eure Kuckucksuhren. Das glaubt mir wahrscheinlich keiner, aber ich bin ein echter Fan von diesem Spielzeugscheiss. Es entspannt mich, dieses «Kuckuck» zu hören.

Wie der Veranstalter nach dem Interview gegenüber BLICK bestätigt, kommt Liam Gallagher nächstes Jahr für ein Konzert in die Schweiz: Er wird am 20. Februar 2020 in Zürich in der Halle 622 auftreten.

Gründervater des Britpop

Liam Gallagher wurde am 21. September 1972 in Manchester (GB) geboren. Mit seinem älteren Bruder Noel gründete er 1991 die Band Oasis, dessen erstes Album «Definitely Maybe» sich schneller verkaufte als jedes andere Debütalbum zuvor. Die Band gilt als Begründerin des Britpop und hat bis heute um die 80 Millionen Tonträger verkauft. 2009 trennten sich Oasis nach einem Streit zwischen Liam und Noel. Nach zwei gescheiterten Ehen heiratet der vierfache Vater nächstes Jahr seine Managerin Debbie Gwyther.

Liam Gallagher wurde am 21. September 1972 in Manchester (GB) geboren. Mit seinem älteren Bruder Noel gründete er 1991 die Band Oasis, dessen erstes Album «Definitely Maybe» sich schneller verkaufte als jedes andere Debütalbum zuvor. Die Band gilt als Begründerin des Britpop und hat bis heute um die 80 Millionen Tonträger verkauft. 2009 trennten sich Oasis nach einem Streit zwischen Liam und Noel. Nach zwei gescheiterten Ehen heiratet der vierfache Vater nächstes Jahr seine Managerin Debbie Gwyther.

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