«Es geht nichts über eine internationale Blossstellung, um deine Lebensperspektive gerade zu rücken.» In einem emotionalen Interview mit dem «New York Magazine» spricht Renée Zellweger (50) über die lange Hollywood-Pause, die sie 2010 eingelegt hatte. Grund dafür war ihre Depression: «Ich war nicht gesund und habe mich selbst nicht gut genug um mich gekümmert. Ich stand an letzter Stelle der Liste meiner eigenen Prioritäten.»
Sie beschloss, sich zum ersten Mal in ihrem Leben in therapeutische Behandlung zu begeben: «Mein Therapeut hat sofort erkannt, dass ich 99 Prozent meines Lebens als Person des öffentlichen Lebens verbracht habe – und nur einen mikroskopisch kleinen Anteil als das echte Ich.» Daraufhin wollte die Schauspielerin nicht mehr ständig einem Drehplan folgen. «Ich wollte einfach mal nicht zwei Jahre in Voraus schon wissen, was ich machen werde. Ich wollte mir auch ein paar Unfälle zugestehen. Dafür musste erst einmal für eine Weile Ruhe einkehren, um neue Ideen durchkommen zu lassen.»
Die sechs Jahre Pause waren ein Genuss
Damit folgte sie auch dem Rat, den sie von ihrer Kollegin Salma Hayek (53) bekam. «Sie sagte zu mir ‹Eine Rose blüht nicht das ganze Jahr – ausser sie ist aus Plastik.› Sie meinte damit, dass man ständig vorspielen musste, dass man Okay ist. Weil man einfach weiter macht, man könnte sonst ja eine kreative Chance verpassen.» Sie beschloss, sechs Jahre Pause zu machen. «Ich habe ein ruhiges Leben genossen und war sehr happy.»
Kaum zurück im Rampenlicht, wurde über eine mögliche Schönheitsoperation gesprochen. Zellwegers Gesicht sah anders aus als vorher. Die Oscar-Gewinnerin schweigt bis heute dazu. Betont aber, dass die fiesen Kommentare ihr sehr weh getan haben. «Es wurde so dargestellt, als ob ich was hätte ändern müssen, um wieder arbeiten zu können. Das macht mich traurig.»
Sie habe sich nie über ihr Aussehen definiert. «Meine etwas komische, nicht normale Art war immer das, was mir Rollen verschafft hat. Daher musste ich mich nicht verändern und mich in ein bestimmtes Schema pressen lassen. Das bin nicht ich.»
«Hollywood ist kein Lebensstil mehr für mich»
Aus den negativen Schlagzeilen konnte sie trotz allem etwas Positives für sich gewinnen. «Es hat mir noch einmal klar gemacht, was wirklich wichtig für mich ist. Und alle Oberflächlichkeiten von mir abgeschüttelt, die noch an mir hingen.» Jeder Kreativmensch fürchte sich vor Kritik – aber die negativen Kommentare hätten sie abgehärtet. «Jetzt weiss ich, wie sich das anfühlt. Ich habe den härtesten Tritt erhalten.»
Renée Zellweger fühlt sich heute wohl in ihrer Haut – und sie bereut ihre Entscheidung nicht, eine Pause eingelegt zu haben. «Ich bin mehr als je zuvor ich selbst. Und Hollywood ist kein Lebensstil mehr für mich – sondern nur noch mein Job.» Ihr nächster Job ist die Rolle von Hollywood-Ikone Judy Garland (1922–69, «Der Zauberer von Oz»). (ds/paf).