Genüsslich isst sie von ihrem Geburtstagskuchen und zeigt es ihren 200'000 Instagram-Fans. Das Besondere dabei ist für Vitoria Bueno (17) das Normalste: Die Brasilianerin kam ohne Arme zur Welt. Eingeschränkt fühlt sie sich dadurch nicht. Vom Zähneputzen übers Anziehen und Schminken bis zum Einkaufen – alles macht sie mit ihren Füssen.
Schon als kleines Kind, das im Hinterland von São Paulo aufwuchs, träumte sie davon, Ballerina zu werden. Als Vitoria fünf war, meldete ihre Mutter Wanda Bueno (39) sie für den Unterricht an – mit einem mulmigen Gefühl. «Ich wusste nicht, wie die anderen auf sie reagieren würden und ob meine Tochter das überhaupt schafft», erzählt sie in diversen Interviews. Es ist nicht primär das Schicksal, das alle so brennend interessiert, sondern Vitoria Buenos positive Art, damit umzugehen.
Als Kind wurde sie von den Nachbarn angestarrt
Vitoria Bueno liess sich bereits als Kind nicht davon abhalten, ihren Traum wahr werden zu lassen. Auch für ihre Mutter ist sie diesbezüglich ein Vorbild. «Als kleines Mädchen wurde sie von den Nachbarn immer angestarrt. Sie hoben sogar ihre T-Shirt-Ärmel hoch, um zu schauen, ob sie wirklich keine Arme hat.» Es verletze sie immer noch, wenn sie daran zurückdenke. Wie ihre Tochter von Anfang an mit ihrer Situation umging, sei grossartig. Über die fehlenden Arme meint Vitoria Bueno selbstbewusst: «Für mich wären sie überflüssig.»
Die junge Brasilianerin hatte das Glück, dass ihre Ballettlehrerin nicht nur ihr grosses Talent erkannte, sondern ihr auch dabei half, die fehlenden Arme mit ihren Augen zu kompensieren. «Sie sagte mir: ‹Stelle dir einfach vor, dass du Arme hast. Folge ihnen mit deinen Augen, mit deinem Kopf, als wären sie da. Dann schaffst du das.›» Das hat Bueno getan – und sie hats geschafft. Mit 16 Jahren machte sie ihr Diplom an der Royal Dance Academy in London, mit Auszeichnung.
Vitoria Bueno macht Betroffenen Mut
Mit Bildern und Videos ihres täglichen Lebens, auch abseits des Balletts, will Vitoria Bueno Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung Mut machen, sichtbar zu werden. «Viele Betroffene, die mich sehen und das sehen, was ich alleine schaffe, trauen sich selbst mehr zu. Sie glauben an die eigenen Träume und wollen ihren Weg bis zum Ziel gehen.»