Es gibt diese Momente in einem Restaurant, in denen man sich automatisch zur Eingangstüre hin umdreht, weil man spürt, dass eine grosse Persönlichkeit den Raum betritt. Karl Lagerfeld hatte diese Aura.
Zweimal habe ich ihn getroffen, König Karl, Karl den Grossen, der als Mann viel kleiner war, als er auf den Fotos wirkte. Vor zwölf lud er in eine Villa in Los Angeles ein, um sein Shooting für eine Champagnermarke zu feiern.
Ein Jahr später empfing er seine Gäste in einem historischen Gebäude irgendwo in Paris. Auch da feierte er eine neue Kampagne. Die Räume waren gefüllt mit den angesagtesten Models, kalorienarmen Sushis und lauter Musik. Ich wartete auf den Schauer im Rücken, andere blickten unentwegt in Richtung Tür. Karl Lagerfeld kam, als alle schon da waren. Als er den Raum betrat, wurde es still. Kurz still, dann wurde er umringt von Models, Freunden, Agenten, Fotografen, Künstler und einigen Journalisten, von vielen mit Komplimenten übersät. Lagerfeld verzog dabei keine Miene, kein Lächeln huschte über sein Gesicht. Amüsiert sich jemand an seinem eigenen Fest, der sich Freude nicht anmerken lässt? Er schon – und wie.
Auf meine Frage, wie es ihm gehe und wie ihm seine Party gefalle, sagte er in seiner typisch nuschelnden Aussprache: «Mir geht es fantastisch, das Fest ist grossartig. Es sind ja auch alle gekommen.» Karl Lagerfeld war der Letzte, der kam und einer der Ersten, der wieder ging. Seine Magie ist geblieben, auch nachdem der letzte Gast gegangen war – und darüber hinaus.