Fast dreissig Grad, die Sonne scheint über Hamburg. In der Nähe der S-Bahnstation Stadthausbrücke prangt ein Name gross in einem Schaufenster: «Claudia Obert – Luxus clever». Hier betreibt die Mode-Unternehmerin Claudia Obert (61), die mittlerweile als Reality-Star im deutschsprachigen Raum Kultstatus erlangt hat, ihren ersten Laden. «Die Leute kommen immer wieder her, um Fotos zu machen. Statt dass ich wie Jesus am Kreuz hänge, haben wir eine riesige Champagnerflasche vor dem Shop aufgestellt», sagt sie mit einem Lachen. «Ich selbst kann ja nicht ständig im Laden stehen. Ich müsste Fotos machen wie Mickey Mouse im Disneyland.»
Claudia Obert ist nicht auf den Mund gefallen. Für den Termin mit Blick ist sie direkt von ihrem Laden in Berlin angereist. Das Interview findet im Büro neben dem Hamburger Shop statt. Dort empfängt die TV-Frau uns mit ihrem Freund Max Suhr (25), der Kisten für seine Liebste ins Lager verfrachtet. «Max lernt arbeiten», scherzt Obert.
Im Geschäft seit über 25 Jahren
Ein Gespräch inmitten von Ordnern und Computern, Obert bringt Wasser. «Viel trinken ist wichtig», sagt die Geschäftsfrau, die für wilde Partys mit reichlich Getränken bekannt ist. «Heute mag ich keinen Alkohol», stellt sie klar. Und das trotz ihrer Liebe zu Champagner: «Diese französische Limonade ist für mich Grundnahrungsmittel» sagte sie einst.
Seit über 25 Jahren bringt Obert Mode bekannter Marken vergünstigt unter die Menschen. Ihr Erfolgsgeheimnis? «Die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt, zum richtigen Preis», sagt sie. «Ich habe mein Geld nicht geerbt, nicht im Lotto gewonnen oder auf der Strasse gefunden. Ich muss meine Taler ernsthaft verdienen.»
Sie selbst macht keine Modeberatung
Als Modeberaterin sei sie im Laden allerdings nicht anzutreffen. «Dafür bin ich zu überqualifiziert. Drei Stunden mich mit einer Frau abzumühen, bis sie weiss, ob sie eine Hose will und was für ein Modell. Und am Ende muss sie auch noch ihrem Mann gefallen», meint sie. «Wenn sie ihm nicht passt, würde ich vorschlagen: ‹Suchen Sie sich einen neuen Mann.› So eine Direktheit wäre wohl nicht gut fürs Geschäft.»
Nicht gut fürs Geschäft – aber perfekt fürs Fernsehen. «Reality-TV wurde für mich erfunden», sagt Obert selbstbewusst. Schon früh wurde sie mit Sprüchen wie «Life is a Party. And no Campari, no Party» oder «Hoch die Tassen, Geld verprassen, gut gehen lassen» zu einer Kultfigur. Interviewfragen beantwortet sie immer schlagfertig. «Ich glaube nicht, dass man das lernen kann», meint sie. «Man hat es, oder man hat es nicht. Genauso wie die Geilheit.»
Bald Doku-Soap im Stile der Kardashians?
Seit rund einem Jahr schreitet sie mit dem Webdesigner Max Suhr durchs Leben. Gemeinsam sind sie bald in der RTL-Sendung «Sommerhaus der Stars» zu sehen. Wild knutschend zeigen sie sich immer wieder auf Partys. «Mein Umfeld ist von mir viel Schlimmeres gewohnt», sagt Obert. «Aber ich habe den Eindruck, dass die wilden Zeiten erst kommen.»
Was die Zukunft für Sie bereithält? Vielleicht eine Doku-Soap. «Nicht so wie die Geissens, eher wie die Kardashians», so die Unternehmerin. «Solche Angebote bekam ich schon einige. Aber mir würde es auf den Geist gehen, wenn mir immer so ein Willi mit einer Kamera im Genick hockt.»
«Nur die allergrössten Langweiler polarisieren nicht.»
In ihrem Laden begrüsst Obert die Gäste, ruft laut «Lokalrunde». Ein eigens für sie produzierter Rosé-Sekt aus ihrer Heimat bei Freiburg im Breisgau serviert die Unternehmerin. «Champagner auszugeben wäre nicht gut fürs Geschäft. Aber auch dieser Sekt schlägt aufs Budget», gibt sie zu. Obwohl anders zuerst angekündigt, gönnt sie sich auch ein Glas. «Wir kennen hier auch Cüpli, nicht nur in der Schweiz», sagt sie und lacht.
Ob sie je eine Teilnahme an einer Produktion bereut hat? «Nein, das ist nicht mein Ding», sagt sie und nippt an ihrem Glas. Manchmal werde ihr aber ein Dreh «zwar nicht zu viel, aber zu doof. Manche denken, dass muss die grösste Strafe sein, mit so verrückten Typen eingesperrt zu werden. Aber ich mache das für ein paar Taler.» Dass sie damit – und mit ihren Sprüchen – zur Kultfigur wurde, freut Obert. Auch wenn sie weiss, dass sie oft aneckt: «Nur die allergrössten Langweiler polarisieren nicht.»