Beauty-Doc Volker Rippmann berichtet aus seinem Praxis-Alltag
«Micaela Schäfer ist eine meiner Lieblingspatientinnen»

Der Po etwas runder. Mehr Follower auf Instagram. Eine dritte Brust. Das sind Wünsche, mit denen Schönheitschirurg Volker Rippmann konfrontiert wird. Mit BLICK spricht der Beauty-Doc, zu dessen Kundinnen auch Reality-Star Micaela Schäfer zählt, über seine Arbeit.
Publiziert: 05.06.2020 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 08:02 Uhr
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Volker Rippmann spricht mit BLICK über seinen Job als plastischer Chirurg.
Foto: Immo Fuchs
Franziska Pahle

Laut der Schweizerischen Gesellschaft für Aesthetische Chirurgie zählen Fettabsaugung, Brustvergrösserung oder ein Facelift zu den häufigsten Eingriffen im Bereich der Schönheitsoperationen. Doch das reicht schon lange nicht mehr, die Trends werden immer absurder. Einer, der sich damit befasst, ist Volker Rippmann (48). Er ist plastischer Chirurg in Deutschland und wird täglich mit den Wünschen nach einem ästhetischen Äusseren konfrontiert. In seinem Buch «Wahnsinnig schön! Die verrückte neue Welt der Schönheitschirurgie» plaudert er aus seinem Praxisalltag und erklärt, welchen Einfluss Social Media auf unser Selbstbild haben.

BLICK: Herr Rippmann, wo erreiche ich Sie?
Volker Rippmann:
Ich bin in meinem Sprechzimmer, gerade habe ich eine Operation beendet. Eine Fettabsaugung. Nun habe ich eine halbe Stunde Zeit.

Und dann?
(Volker Rippmann blättert in seinen Unterlagen) Eine Unterlidstraffung.

In Ihrem Buch beschreiben Sie weitaus extremere Eingriffe.
Ich wurde schon gebeten, Brustwarzen zu entfernen oder einen Teil einer gesunden Hand zu amputieren.

Wie bitte?
Es war eine Influencerin, deren Markenzeichen es war, mit ihrer Hand das Victory-Zeichen zu formen. Sie war der Meinung, es sähe so schöner aus – und würde ihr mehr Aufmerksamkeit generieren.

Haben Sie den Eingriff durchgeführt?
Nein. Eine solche OP ist zerstörerisch, würde die Greiffunktion der Hand einschränken und wäre nicht mehr rückgängig zu machen. Aber diese Anfrage steht für ein Thema, das uns immer mehr beschäftigt: Aufmerksamkeit. Dafür wären viele Menschen bereit, Dinge auf sich zu nehmen, die sie später bereuen werden.

Wie stehen Sie zu Social Media?
Sie sind Fluch und Segen zugleich. Natürlich befruchten Social Media sozusagen unser Geschäft. Andererseits gibt es dort die Möglichkeit, Dinge zu präsentieren, die nicht gesund, sondern übertrieben sind. Manches, was dort unter dem Begriff Schönheitschirurgie gezeigt wird – da dreht sich mir der Magen um.

Mit welchen Wünschen werden Sie sonst noch konfrontiert?
Eine Patientin, die auf ihrem Rücken eine dritte Brust haben wollte – beziehungsweise ihr Ehemann wollte es. Das war für mich nicht ganz nachvollziehbar.

Reality-Star Micaela Schäfer zählt auch zu Ihren Kundinnen.
Ja. Sie geht sehr offen mit dem Thema um und ist eine meiner Lieblingspatientinnen, da sie ganz offen zeigt, was sie verändert hat.

Wie entscheiden Sie, ob Sie einen Eingriff durchführen oder nicht?
Es darf nicht aus einer momentanen Laune heraus passieren. Ich schaue, ob der Leidensdruck gross genug und der Wunsch nach Veränderung nachhaltig ist. Ich schicke die Leute nicht nach Hause – das wäre unprofessionell und arrogant. Man muss die Patienten beraten und weiterführen. In manchen seltenen Fällen können wir auch nicht helfen und empfehlen den Patienten sogar eine psychologische Behandlung.

Wo liegen Ihre Grenzen?
Bei einem Eingriff, der funktionell einschränkend oder gesundheitsgefährdend ist. Rippen nehme ich zum Beispiel auch nicht raus, damit die Taille schmaler wirkt. Wünscht eine Patientin sehr grosse Brüste, achte ich darauf, dass das Verhältnis der Brust zum Restkörper stimmt. Selten mache ich daher Brustimplantate mit einem Volumen über 1000 Milliliter. Da kann es zu Schäden in der Körperhaltung kommen.

Was ist gerade besonders gefragt?
Der Po hat sich nach vorne entwickelt, der wurde lange vernachlässigt. Er hat die Funktion der Brust übernommen. Runde Körperformen sind gefragter. Das liegt auch an den sozialen Medien. Ein runder dicker Po sieht vor der Kamera imposanter aus. Kim Kardashian oder Jennifer Lopez werden hier häufig als Vorbilder genannt. Die Nase ist auch ein stabiler Faktor, ebenfalls immer sehr gefragt sind kleinere Facelifts.

Es fällt auf: Männer und Frauen gleichen sich an.
Ja, der spannende Trend ist die Genderneutralität. Die Geschlechtszuordnung wird nicht mehr eindeutig sein, Männer werden femininer, Frauen männlicher. Da werden die Grenzen verschwimmen.

Kommen mehr Frauen oder mehr Männer zu Ihnen in die Praxis?
Männer kommen immer mehr. Bei ihnen steht die Haartransplantation ganz oben auf der Liste. Und 30 Prozent der Fettabsaugungen führe ich bei Männern durch.

Beschreiben Sie doch mal Ihre typische Kundin oder Ihren typischen Kunden!
Da gibt es kein Schema. Es gibt die Extrovertierten. Oder Frauen, die ein Kind auf die Welt gebracht haben und ganz strategisch ein komplettes Mommy-Makeover haben möchten. Es gibt die Beauty-Junkies, die fünf plastische Chirurgen abklappern, weil sie auf der Suche nach etwas sind, das wir ihnen nicht geben können. Denn sie wissen gar nicht, was sie verändert haben wollen. Wenn man dann operiert und die Erwartungen durch die Operation nicht erfüllt wird, dann gibt das nur Ärger. Man lernt mit der Zeit, solche Patienten zu erkennen. Aber die meisten Patienten kommen mit einem spezifischen Wunsch und gehen nach dessen Erfüllung glücklicher nach Hause.

Wenn Sie als plastischer Chirurg auf eine Party gehen ...
Ein Klassiker! Ich treffe häufig auf Patienten – auch Promis. Die sind dann nicht so begeistert und grüssen mich nicht, weil sie sich dann vor ihren Freunden outen müssten, dass sie mich kennen. Sonst merke ich, dass jeder eine Meinung zum Thema plastische Chirurgie hat. Viele reagieren sogar aggressiv und fragen, wie ich so einen Beruf ausüben kann. Ganz neutrale Gespräche über dieses Thema sind selten.

Und was antworten Sie darauf?
Ich bin sehr liberal und versuche kurz etwas dazu zu sagen. Der Körper ist prinzipiell einem gegeben. Jeder, der das Bedürfnis hat, ihn zu ändern, hat meiner Meinung das Recht dazu. Ich beantworte allerdings nie die Frage: «Was würden Sie bei mir machen?» Da kippt die Partystimmung dann ganz schnell.

Und warum machen Sie den Job wirklich?
Viele denken, es sei ein oberflächliches Geschäft. Das ist es meiner Meinung nach nicht. Plastische Chirurgen sind meist differenzierter, als man denkt. Es geht viel mehr in die Tiefe als andere Berufe. Dieses Berufsbild einfach zu verurteilen, ist oberflächlich.

Sollte man wirklich zu Ihnen kommen, wenn man mit seinem Aussehen nicht zufrieden ist?
Das überlasse ich jedem selber. Insgesamt weiss ich natürlich, dass man innere Schönheit mit keinem Eingriff der Welt übertrumpfen kann, aber für alle, die mit ihrer äusseren Schönheit nicht zufrieden sind, sind wir da. Zudem wünsche ich mir beim Umgang mit der Schönheitschirurgie mehr Gelassenheit – sowohl bei einem selbst als auch bei anderen.

Das Buch «Wahnsinnig schön! Die verrückte neue Welt der Schönheitschirurgie» ist ab heute, 5. Juni im Handel erhältlich.

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