Ein verschmitztes Lächeln, Halbglatze und gekleidet im grauen Veston. Rein äusserlich hat James Warhola (64) mit seinem berühmten Onkel, der Pop-Art-Ikone Andy Warhol (1928–1987), wenig gemein. Und dennoch.
«Ich wollte immer so sein wie Onkel Andy», sagt der Warhol-Neffe, der seit 35 Jahren in New York als Illustrator arbeitet. Mit über 60 Jahren hat er nun den Ratschlag seines Onkels beherzigt: «Er sagte mir: Mach grössere Bilder, James. Die kann man ausstellen, und Kunstsammler können sie sich in die Wohnung hängen.»
Gesagt, getan. James Warholas grossflächige Werke sind seit letztem Donnerstag in der Photobastei in Zürich zu sehen. Nicht überraschend sind viele seiner Bilder eine Hommage an sein grosses Vorbild aus der Familie. Auch Warhola setzt auf Sujet-Wiederholungen, wie das Andy Warhol bei seinen berühmten Bildern von Marilyn Monroe oder Audrey Hepburn gemacht hat.
Bereits Anfang der 1960er-Jahre konnte James Warhola als kleiner Knirps die Arbeit des Jahrhundertkünstlers aus nächster Nähe beobachten. Er assistierte ihm beim Spannen der Leinwände und beim Siebdruck. Warhola: «Ich habe Onkel Andy oft in seinem Atelier besucht, der legendären Factory. Die Stars, die dort waren, die Partys, die Drogen, das alles haben meine Geschwister und ich nie wahrgenommen. Wir sahen nur Onkel Andy, der wie ein Verrückter arbeitete.»
Nur Warhols Nichte sah ihn mit Glatze
Neben seinem Schaffen hatte die Kunst-Ikone auch eine sehr private Seite. «Mein Onkel führte ein Doppelleben. Da war einerseits seine Arbeit und die schillernde Promi-Welt. Dann war da seine Familie. Viele wissen nicht, dass er bei seiner Mutter Julia lebte, die ihm besonders wichtig war.»
Bei der Familie konnte Warhol ganz sich selber sein. «Er war dann nicht mehr der Schüchterne, der mit leiser Stimme sprach, wie man ihn aus den Fernsehinterviews kannte. Plötzlich sprach er laut und viel», sagt Warhola. Trotzdem habe Warhol seine Rolle immer aufrechterhalten. «Ich habe Onkel Andy nie ohne seine weisse Perücke gesehen. Meine Schwester ist die Einzige, die ihn mit Glatze zu Gesicht bekommen hat.»
Andy Warhols Schatten empfindet er als Privileg
Der berühmte Nachname war für Warhols Neffen oft mehr Fluch als Segen. «Nach seinem Tod kannten die Leute seinen echten Nachnamen, Warhola, und realisierten schnell, dass er mein Onkel ist. Natürlich stehe ich als Künstler seither in seinem Schatten.» Ein Schatten, den er aber auch liebe, betont der 63-Jährige.
Nicht umsonst hat James Warhola nun Zürich als Ausstellungsort ausgewählt. Sein Onkel stand der Schweiz immer besonders nahe. Warhola: «Vor allem Dank der Kunstsammler in Genf und Zürich, die schon in den frühen 60er-Jahren seine Werke kauften, wurde Onkel Andy zum Star.»