Andrea Berg (56) hat zu Hause in Aspach bei Stuttgart (D) alle Hände voll zu tun: Ihre legendären Heimspiel-Konzerte sind bereits vorüber, nun plant die deutsche Schlagerkönigin die Aufzeichnung ihrer Eurovisions-Sendung «30 Jahre Andrea Berg», die am 6. August sowohl im SRF (20.10 Uhr) als auch im ZDF und ORF (jeweils 20.15 Uhr) laufen wird. «Es ist gerade einiges los», sagt die Sängerin beim Interviewtermin mit Blick am Zugersee. «Schön ist es hier», meint Berg. «Ich bin ein totaler Naturmensch. In der Stadt könnte ich nicht lange leben.»
Blick: In ihrem Wohnort, der 9000-Einwohner-Gemeinde Aspach, feiern Sie Ende des Monats Ihr grosses Fest zum 30-jährigen Jubiläum. Wieso teilen Sie da das Rampenlicht mit vielen Stars?
Andrea Berg: Auf dem neuen Album «Ich würd's wieder tun», das diesen Freitag erscheint, und bei der Jubiläumsshow sind viele liebe Freunde und Wegbegleiter dabei. Zudem habe ich mir mit einigen Titeln auch grosse Wünsche erfüllt, beispielsweise singe ich mit Al Bano seinen Titel «Sharazan».
Wieso war das ein Wunsch von Ihnen?
Ich war Mitte der Achtziger ein riesiger Fan von Al Bano und Romina Power. Und für einmal wollte ich die Romina an seiner Seite sein. Im letzten Jahr fragte ich Al Bano schliesslich, ob er bei einem solchen Projekt auf meinem Album dabei wäre. Er ging sogar einen Schritt weiter und meinte zu mir, ich solle doch den Teil meiner Geschichte auf Deutsch singen. Und so ist die Zusammenarbeit entstanden.
Ein Medley mit DJ Bobo beschliesst das Album.
René gehört zu meiner Familie. Seit über zehn Jahren ist er als Kreativ-Direktor an meiner Seite, wir schreiben gemeinsam Lieder und inspirieren uns. Und auch privat sind seine Familie und er mir sehr ans Herz gewachsen. Wir haben gegenseitig unsere Kinder aufwachsen sehen, ich bin immer wieder bei ihm am Vierwaldstättersee und er bei mir im «Dörfle» in Aspach.
Sie waren früher oft gemeinsam in Florida. War das auch in der letzten Zeit, trotz Corona-Massnahmen, möglich?
Ja, im Frühling sind wir wieder gemeinsam nach Amerika geflogen und haben dort acht Songs für mein Album geschrieben. Ich schätze das sehr, dort ist unsere Kreativ-Oase, unser Kraft-Platz.
Mit Beatrice Egli ist auf Ihrem Album auch die Schweizer Schlagerkönigin vertreten. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr?
Ich mag Beatrice total, seitdem ich sie aus der Zeit bei «DSDS» kenne. Mit ihr singe ich «Mosaik», einen Titel, der uns beiden sehr am Herzen liegt. Er besagt, dass man auch aus einem Scherbenhaufen ein schönes Muster machen kann. «Ich bin frei. Ohne Wenn und Aber. Pfeif' auf das Gezeter und Gelaber», singen wir darin. Damit ist eigentlich alles gesagt.
Beatrice Egli war und ist immer wieder Körper-Kritik ausgesetzt. Welche Erfahrungen machen Sie damit?
Ich habe Distanz dazu gewonnen. Von 500 Online-Kommentaren sind vielleicht zwei sehr fies und unter der Gürtellinie, aber genau auf diese konzentriert man sich dann, wenn man sie liest. Ich musste lernen, das grosse Ganze zu sehen. Dadurch wurde ich gelassener.
Sie sagten bei einem Interview mit Blick, dass Sie sich auch mit 53 noch sexy fühlen. Wie ist es heute?
Es wird immer schlimmer! (Lacht.) Ich bin mit mir sehr zufrieden. Ich habe erst gerade zehn Kilo abgenommen und fühle mich rundum wohl.
Sie haben zehn Kilo in zehn Wochen verloren. Wie haben Sie das geschafft?
Ich wusste, dass ein neues Album, meine Heimspiel-Konzerte in Aspach und meine Jubiläums-Shows anstehen, und da wurden Extra-Kostüme für mich angefertigt. Ich wollte mich für mein 30-Jahr-Jubiläum topfit und wohlfühlen und hatte so ein Ziel vor Augen, das hat mir extrem geholfen. Mit viel Sport und einer ausgewogenen Ernährung kam ich zum Wunschgewicht. Dass ich das geschafft habe, fühlt sich unwahrscheinlich gut an.
Am Tag nach der Aufzeichnung Ihrer Jubiläumsshow stehen Sie direkt beim Open Air Flumserberg auf der Bühne. Wie geht das?
Das ist wirklich eng getaktet und wäre ohne Corona-Verschiebungen so gar nicht passiert. Ich gehe tatsächlich bei mir zu Hause in die Maske und fliege dann, bereits gestylt, mit dem Helikopter auf den Flumserberg und gebe mein Konzert. Das ist eigentlich nicht meine Art, aber anders würde das gar nicht gehen. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit meinen Fans in der Schweiz.
Nach Konzerten geben Sie oft Autogramme für Ihre Fans. Andere Musiker mit ähnlicher Bekanntheit verschwinden einfach hinter der Bühne. Wieso ist Ihnen die Nähe zu den Fans so wichtig?
Durch meine Vergangenheit als Krankenschwester sehe ich mich noch immer als Pflegerin, heute allerdings als die der Seelen meiner Fans. Mein Lied «Sternenträumer», das ich auch bereits im Duett mit Gölä gesungen habe, ist ein perfektes Beispiel dafür. Meine Anhänger finden Trost darin und können sich mit dem Gesungenen identifizieren. Da kann ich nicht nach einem Auftritt einfach hinter der Bühne verschwinden. Ich nehme mir gerne die Zeit für den Kontakt und für persönliche Begegnungen.
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Wo sehen Sie darin den Vorteil für sich selber?
Die Fans verstehen mich besser, und ich kann so sein, wie ich bin. Ich bin ein sehr authentischer Mensch. Ich hätte mir beispielsweise nie von jemandem ein Image aufzwingen lassen. Das würde nur eine kurze Zeit gut gehen, danach würde die Maske fallen, weil man sich viel zu viele Dinge merken muss.
Ihr Terminplan ist nach der auftrittsfreien Corona-Zeit proppenvoll. Wird es nicht manchmal zu viel?
Langweilig war mir während den Lockdowns nie, bei mir gibt es auch neben der Musik vieles zu tun. Mir haben vor allem die Begegnungen mit den Menschen extrem gefehlt. Partys, Konzerte und das Leben feiern – ich bin froh, dass das endlich wieder stattfinden kann.
Sie waren als Musikerin und mit Ihrem Hotel gleich doppelt von den Massnahmen betroffen. Wie haben Sie das erlebt?
Für mich war es schon eine Zäsur, in der ich mich selbst reflektieren konnte. Das muss man als Mensch plötzlich aushalten, wenn man alleine ist. Oder wenn es in einer Beziehung fast keinerlei Störgeräusche von aussen gibt und man auf sich alleine gestellt ist. Das kann eine tolle Erfahrung sein, in der man zusammenwächst.
Haben Sie das auch in der Ehe mit Ihrem Manager Uli Ferber erlebt?
Uli und ich sind jetzt auch schon 15 Jahre verheiratet und haben bereits vieles durchgemacht, ausgehalten und erlebt. Und da muss ich unter dem Strich sagen: Ja, da ist schon etwas dran. Wir sind ein tolles Team.
Sie sind gelernte Krankenschwester und arbeiten auch für Ihr eigenes Hospiz. Wie hat sich die Corona-Zeit auf die dortige Arbeit ausgewirkt?
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Für die Hinterbliebenen der Verstorbenen hat diese Zeit eine enorme Belastung mitgebracht. Viele müssen mit dem Wissen leben, dass sie beim Todeszeitpunkt nicht bei ihrem Liebsten sein konnten. Das tragen nun ganz viele Menschen in sich mit, dass sie nicht die Hand halten konnten. Das Gefühl, man konnte nicht helfen und war nicht dabei.
Welchen Ratschlag können Sie da geben?
Ich glaube, dass man diese Gedanken nur überwinden kann, wenn man daran glaubt, dass die Liebe niemals aufhört. Und versuchen, eine emotionale Verbindung über den Tod hinaus herzustellen. Nur so kann man sich trösten, indem man das Gespräch sucht.
Andrea Berg (56) war Arzthelferin, als sie Anfang der Neunzigerjahre als Sängerin entdeckt wurde. Ihr erstes «Best of»-Album verkaufte sich 2001 über zwei Millionen Mal. Seither gilt sie als Schlagerkönigin. 2008 wurde Berg das deutsche Verdienstkreuz für ihre langjährige Hospizarbeit verliehen. Die Hit-Sängerin hat eine Tochter namens Lena-Maria (25) und lebt mit ihrem Mann, Sportmanager Uli Ferber (62), in einem kleinen Ort in Baden-Württemberg, wo sie ein Erlebnishotel führen.
Andrea Berg (56) war Arzthelferin, als sie Anfang der Neunzigerjahre als Sängerin entdeckt wurde. Ihr erstes «Best of»-Album verkaufte sich 2001 über zwei Millionen Mal. Seither gilt sie als Schlagerkönigin. 2008 wurde Berg das deutsche Verdienstkreuz für ihre langjährige Hospizarbeit verliehen. Die Hit-Sängerin hat eine Tochter namens Lena-Maria (25) und lebt mit ihrem Mann, Sportmanager Uli Ferber (62), in einem kleinen Ort in Baden-Württemberg, wo sie ein Erlebnishotel führen.
Haben Sie solche Situationen auch bei Ihrer Arbeit als Krankenschwester und im Hospiz erlebt?
Ja, das war ganz schlimm. Ich habe immer wieder Menschen gesehen, die weinend vor einer Tür sassen und nicht wussten, ob sie ihren Liebsten nach einer schweren OP noch einmal sehen werden. Zudem sah ich während der Corona-Zeit auch viele ältere Menschen im Altersheim, die einsam wurden, weil man sie nicht besuchen durfte. Gleichzeitig haben junge Menschen zwei Jahre an sozialen Kontakten verloren. Da ist es wichtig, wieder zurückzukommen, damit auch junge Menschen sehen, wie es ist, neue Leute zum Beispiel beim Eisessen und Ausgehen kennenzulernen, und dass sich das Leben auch neben dem Smartphone abspielt.
Welche positiven Dinge nehmen Sie aus der Lockdown-Zeit mit?
Das Zusammenleben mit der Familie. So schmerzlich es war, dass keine Gäste in unseren Hotels waren, habe ich zum ersten Mal ein komplettes Weihnachtsfest mit meinen Liebsten verbracht. Ich hatte eine riesige Miniatur-Weihnachtslandschaft samt Eisenbahn und gestreutem Schnee aufgebaut. Das gab mir eine Lebensqualität, die ich so aufgrund der beruflichen Verpflichtungen in unserem Familienbetrieb vorher nicht hatte.
Wann sind die nächsten Familienfeiern geplant?
Am 6. August werden wir uns zu Hause treffen, um uns gemeinsam die Jubiläumssendung anzuschauen. Danach geht es mit meiner Mutter und mit meiner Tochter auf Safari nach Afrika. Schon 2018 war ich mit Lena auf dem Kilimandscharo, jetzt gehen wir nach Botswana. Dann sind wir im Zelt, mit nur 15 Kilo Gepäck – ohne Lippenstift – unterwegs. Einfach mal Mensch und Natur. Das ist toll, man hört nachts die Löwen brüllen. Die Afrika-Reise 2018 war das Schönste, was ich in meinem Leben erlebt habe. Und auch in diesem Jahr wird es bestimmt wieder so toll.
Andrea Berg tritt am 31. Juli 2022 am Open Air Flumserberg und am 22. Juni 2023 auf dem Flugplatz Interlaken auf. Tickets für den Auftritt auf dem Flumserberg gibts bei Ticketcorner.
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