Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden der Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen ihn kam Harvey Weinstein (67) in schwarzem Anzug und Krawatte, begleitet von Anwälten, mit einem Rollator als Gehhilfe zum Obersten Gericht des Bundesstaates New York in Manhattan. Vor dem Gericht warteten bereits zahlreiche Frauen, die Weinstein Übergriffe vorwerfen, unter anderen die Schauspielerin Rosanna Arquette (60).
Zum Prozess-Auftakt folgt der Paukenschlag: Eine Anklage wurde von der Staatsanwältin Jackie Lacey in Los Angeles erhoben – unabhängig vom Prozess in New York.
Am 18. Februar 2013 soll Weinstein in ein Hotel gegangen sein und eine Frau vergewaltigt haben, nachdem er sich in ihr Zimmer gedrängt hatte. Am darauffolgenden Abend wird er beschuldigt, eine Frau in einer Hotelsuite in Beverly Hills sexuell missbraucht zu haben. «Wir glauben, dass die Beweise zeigen werden, dass der Angeklagte seine Macht und seinen Einfluss genutzt hat, um Zugang zu seinen Opfern zu erhalten und dann Gewaltverbrechen gegen sie zu begehen», schreibt Staatsanwältin Lacey in einer Mitteilung.
Bei einer Verurteilung drohen Weinstein bis zu 28 Jahre im Staatsgefängnis.
Nur zwei Fälle werden bei Prozess in New York behandelt
Zurück in New York: Richter James Burke (71) wollte einem Gerichtssprecher zufolge am Montag zunächst gerichtliche Formalitäten erledigen, bevor dann – wahrscheinlich am Dienstag – mit der Jury-Auswahl begonnen werden kann. Eine Geschworenen-Jury auszusuchen, kann bei so einem schlagzeilenträchtigen Prozess mehrere Tage dauern. Einige Beobachter gehen in diesem Fall sogar von bis zu zwei Wochen aus. Der gesamte Prozess dürfte sich über mindestens sechs Wochen hinziehen.
Mehr als 80 Frauen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie (41), Ashley Judd (51), Uma Thurman (49) oder Salma Hayek (53), haben Weinstein in den vergangenen Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Prozess, der mehrere Wochen dauern könnte, dreht sich aber nur um die Vorwürfe von zwei Frauen - eine von ihnen soll Weinstein 2006 zum Oral-Sex gezwungen haben, die andere soll er 2013 vergewaltigt haben.
Viele andere Fälle sind verjährt oder wurden nicht zur Anzeige gebracht. Bei einer Verurteilung droht Weinstein, der gegen Kaution auf freiem Fuss ist, eine lebenslange Haftstrafe. Er hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einvernehmlichen sexuellen Handlungen.
Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den mächtigen Filmproduzenten hatte im Oktober 2017 weltweit für Schlagzeilen gesorgt und die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen losgetreten. In der Folge wurden Vorwürfe gegen zahlreiche Prominente aus der Filmwelt und anderen Branchen laut. (SDA)