«Incroyable!»
Astrid-Lindgren-Preis geht an Franzosen Mourlevat

Der französische Jugendbuchautor Jean-Claude Mourlevat wird in diesem Jahr mit dem renommierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Das teilte die zuständige Preisjury am Dienstag in Stockholm mit.
Publiziert: 31.03.2021 um 06:55 Uhr
ARCHIV - Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren 1987 in Stockholm. Foto: picture alliance / dpa
Foto: Jörg Schmitt

«Jean-Claude Mourlevat ist ein leuchtender Erneuerer der Traditionen des Märchens, offen sowohl für das Schwerste als auch das Schönste», würdigte die Jury-Vorsitzende Boel Westin den Preisträger. In den Erzählwelten des 69-Jährigen würden Zeit und Raum aufgehoben, während er in seiner verträumten und präzisen Prosa ewige Themen wie Verlangen und Liebe, Verletzbarkeit und Krieg darstelle. Mourlevats immer wieder überraschende Arbeit verbinde den Stoff des alten Epos mit der zeitgenössischen Wirklichkeit. Er bewege sich gerne in Genres wie dem Märchen, der Fabel und Fantasy.

Der Preis ist von der schwedischen Regierung zu Ehren der grossen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ("Pippi Langstrumpf», «Michel aus Lönneberga") ins Leben gerufen worden und wird seit 2003 jährlich vergeben. Mit einem Preisgeld in Höhe von fünf Millionen schwedischen Kronen (rund 490 000 Euro) gilt er als weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur.

Der 1952 in Ambert in der Auvergne geborene Mourlevat ist einer der bedeutendsten französischen Kinder- und Jugendbuchautoren. Nach dem Studium in Strassburg, Toulouse, Stuttgart, Bonn und Paris war er zunächst Deutschlehrer, ehe er in Frankreich und Deutschland als Theaterschauspieler, Clown und Regisseur arbeitete.

Das Theater brachte ihn auch zum Schreiben. Sein Debüt als Autor feierte er 1997 mit dem Bilderbuch «Histoire de l’enfant et de l’oeuf» (Die Geschichte über das Kind und das Ei). Seitdem hat er rund 30 Bücher herausgebracht, die insgesamt in fast 20 Sprachen übersetzt wurden, darunter einige auch ins Deutsche. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Nähe von Saint-Étienne.

«Ich kann es nicht glauben», sagte der Geehrte hörbar überwältigt, als ihn Westin kurz vor der Bekanntgabe telefonisch über seine Auszeichnung informierte. Seit zehn Jahren sei er ein Kandidat gewesen, dass er den Preis nun bekomme, sei aber unglaublich. «Das ist solch eine grosse Überraschung, dass ich nichts Interessantes sagen kann. Das kommt so unerwartet», sagte er. «C'est incroyable. Merci!»

Offiziell überreicht wird der Preis am 31. Mai auf einer Online-Zeremonie, auf der diesmal auch die Preisträgerin des Vorjahres, die Kinderbuch-Illustratorin Baek Heena ais Südkorea, geehrt werden soll. Die Preisübergabe war 2020 coronabedingt ausgefallen.

Für den Astrid-Lindgren-Preis (Alma) waren in diesem Jahr 262 Kandidatinnen und Kandidaten aus 68 Ländern nominiert worden, darunter der Autor und Illustrator Janosch und sechs weitere Verfasser, Illustratoren und Organisationen aus Deutschland. Letzter und bislang einziger deutscher Preisträger war 2017 Wolf Erlbruch.

(SDA)

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