In seinem neuesten Band kämpft er gegen eingeschleppte Tierarten
Globi und die Masseneinwanderung

Morgen erscheint das neue Globi-Buch «Globi und die neuen Arten» von Atlant Bieri mit Illustrationen von Daniel Frick. Das Buch soll Kindern zeigen, wie umweltschädlich eingewanderte Tierarten sind.
Publiziert: 19.04.2018 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:40 Uhr
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Am 20. April erscheint das neue Globi-Sachbuch «Globi und die neuen Arten» von Autor Atlant Bieri und Illustrator Daniel Frick. Es handelt von invasiven Tierarten, die in die Schweiz eingewandert sind, sich hier unkontrolliert verbreiten und einheimische Tiere verdrängen.
Foto: „Globi und die neuen Arten“ von Atlant Bieri/Daniel Frick, © 2018 Globi Verlag, Imprint Orell Füssli Verlag, Zürich
Larissa Johanna Jurczek

Tierarten von anderen Kontinenten, die in die Schweiz einwandern, «verbreiten sich hier unkontrolliert», erklärt der Autor, Wissenschaftsjournalist Atlant Bieri (38). Die Einwanderer «verdrängen einheimische Arten, beschädigen Strassen und Häuser und übertragen  Krankheiten».

Haustiere bis man sie aussetzt

Der amerikanische Signalkrebs, die Bisamratte oder der Asiatische Marienkäfer – sie alle wurden importiert, wanderten ein oder wurden als Haustiere gehalten,  bis man sie aussetzte oder sie entwichen. «Kinder wollen ein Aquarium und füllen es mit Fischen, Muscheln und Schnecken aus aller Welt», erklärt Autor Bieri. «Irgendwann wird das Aquarium langweilig, und sie lassen die Tiere draussen frei.»

Am 20. April erscheint das neue Globi-Sachbuch von Autor Atlant Bieri und Illustrator Daniel Frick.
Foto: „Globi und die neuen Arten“ von Atlant Bieri/Daniel Frick, © 2018 Globi Verlag, Imprint Orell Füssli Verlag, Zürich

Nicht alle Neu-Einwanderer sind auf den ersten Blick als solche erkennbar. Der Asiatische Marienkäfer sieht für Laien wie ein einheimischer aus – man hat ihn zur  Bekämpfung von Blattläusen importiert. Doch seit er 2007 aus den Gewächshäusern entwischte, droht der Neuling die heimischen Marienkäfer zu verdrängen, indem er ihre Larven frisst.

Mit Globi gehen seine Leserinnen und Leser nun auf Forschungsreise. In der Schweiz fischt er zum Beispiel Signalkrebse aus einem Teich in Baden AG. Diese Krebsart aus Amerika verbreitet die Krebspest, an der die hiesigen Krebse sterben. 

Kaum populärwissenschaftliche Bücher oder Schulmaterial

Die Idee für das Buch kam vom Globi-Verlag. Der Kanton Zürich fungierte als Partner, er hatte schon länger eine Möglichkeit gesucht, um dieses Thema an die Öffentlichkeit bringen. Autor Bieri hatte sich bereits mit den tierischen Einwanderern befasst und bedauerte es, dass es kaum populärwissenschaftliche Bücher oder Schulmaterial über sie gibt: Im neusten Biologiebuch, sagt er, «kam nur eine einzige Seite zum Thema vor, und die gezeigten Beispiele waren zudem veraltet».

Bieri ist überzeugt, dass das Buch gut ankommt. Schon auf sein erstes Globi-Sachbuch «Globi und die Energie» erhielt er viele positive Reaktionen. «Kinder finden es immer spannend, mitzuerleben, was Globi erlebt. Darum interessieren sie sich auch für Wissenschafts-Themen.»

«Die Politik unterschätzt die Gefahr invasiver Tierarten»

BLICK: Erwin Jörg, was versteht man unter invasiven Arten?
Erwin Jörg:
Tier- und Pflanzenarten, die nicht in der Schweiz heimisch sind und ökologische Schäden anrichten, indem sie einheimische Tiere und Pflanzen bekämpfen, verdrängen oder unter ihnen Krankheiten verbreiten. Manche richten auch wirtschaftliche Schäden an. Zum Beispiel die Bisamratte, die Staudämme beschädigt, und Muscheln, die Wasserleitungen verstopfen.

Haben Sie noch mehr Beispiele?
Ja, die Körbchenmuschel aus Asien hat die Kühlwasserfassung des AKW Leibstadt verstopft. Die Säuberung kostet rund 50’000 Franken pro Jahr. Lästig und verbreitet ist auch die Wandermuschel, die wegen ihren scharfen Kanten ein Ärgernis für Badende ist. Die amerikanischen Flusskrebse haben die Krebspest, eine Pilzkrankheit, zu uns gebracht. An der sterben nun unsere einheimischen Krebse. Es kann passieren, dass ein ganzes Gewässer leergeräumt wird.

Werden invasive Arten auch Menschen gefährlich?
Ja, die Tigermücke, die im Tessin verbreitet ist, kann Viren übertragen. Bisher ist das allerdings noch nicht passiert. Die Mücke muss erst eine kranke Person stechen, um einen Virus verbreiten zu können.

Was kann man gegen diese Einwanderer unternehmen?
Die Politik unterschätzt die invasiven Arten. Es sollte mehr Geld in die Prävention und Bekämpfung gesteckt werden. Man weiss noch nicht, wohin das führt und wie sich das Problem auf Dauer auf die Schweiz auswirkt. Man sieht wohl, dass die einheimischen Arten verdrängt werden. Aber was passiert, wenn eine Art plötzlich fehlt, ist noch nicht klar. Das ist eine tickende Zeitbombe.

Erwin Jörg (62), ist promovierter Biologe und Chemiker in Sursee LU. Er erforscht seit Jahren invasive Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz.

Biologe Erwin Jörg (62)
zvg

BLICK: Erwin Jörg, was versteht man unter invasiven Arten?
Erwin Jörg:
Tier- und Pflanzenarten, die nicht in der Schweiz heimisch sind und ökologische Schäden anrichten, indem sie einheimische Tiere und Pflanzen bekämpfen, verdrängen oder unter ihnen Krankheiten verbreiten. Manche richten auch wirtschaftliche Schäden an. Zum Beispiel die Bisamratte, die Staudämme beschädigt, und Muscheln, die Wasserleitungen verstopfen.

Haben Sie noch mehr Beispiele?
Ja, die Körbchenmuschel aus Asien hat die Kühlwasserfassung des AKW Leibstadt verstopft. Die Säuberung kostet rund 50’000 Franken pro Jahr. Lästig und verbreitet ist auch die Wandermuschel, die wegen ihren scharfen Kanten ein Ärgernis für Badende ist. Die amerikanischen Flusskrebse haben die Krebspest, eine Pilzkrankheit, zu uns gebracht. An der sterben nun unsere einheimischen Krebse. Es kann passieren, dass ein ganzes Gewässer leergeräumt wird.

Werden invasive Arten auch Menschen gefährlich?
Ja, die Tigermücke, die im Tessin verbreitet ist, kann Viren übertragen. Bisher ist das allerdings noch nicht passiert. Die Mücke muss erst eine kranke Person stechen, um einen Virus verbreiten zu können.

Was kann man gegen diese Einwanderer unternehmen?
Die Politik unterschätzt die invasiven Arten. Es sollte mehr Geld in die Prävention und Bekämpfung gesteckt werden. Man weiss noch nicht, wohin das führt und wie sich das Problem auf Dauer auf die Schweiz auswirkt. Man sieht wohl, dass die einheimischen Arten verdrängt werden. Aber was passiert, wenn eine Art plötzlich fehlt, ist noch nicht klar. Das ist eine tickende Zeitbombe.

Erwin Jörg (62), ist promovierter Biologe und Chemiker in Sursee LU. Er erforscht seit Jahren invasive Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz.

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