«Ich stand immer bei den Galeristen in der Kreide»
Aeschbis Kunstsammlung ist Millionen wert

Fast schon eine Sensation: TV-Star Kurt Aeschbacher (69) und die Erlenmeyer-Stiftung zeigen Hunderte von Kunstwerken in Zürich. Darunter sind viele spektakuläre des berühmten Chinesen Ai Weiwei (61).
Publiziert: 26.09.2018 um 02:19 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2018 um 16:36 Uhr
Kurt Aeschbacher stellt am 29. und 30. September in der Erlenmeyer-Stiftung seine gesammelte Kunst aus. Wir zeigen ausgesuchte Stücke, und der beliebte TV-Moderator erklärt sie.
Foto: Thomas Meier
Peter Padrutt

Bereits mit 20 faszinierten ihn Kunstwerke – jetzt schenkt sich Kurt Aeschbacher zu seinem 70. Geburtstag eine grosse Ausstellung in Zürich, die frei zugänglich ist. Es handelt sich um Bilder und Skulpturen, die ihm selber gehören, und solche, die im Besitz einer Stiftung sind, die er präsidiert.

Beeindruckend ist eine millionenschwere Sammlung mit Dutzenden von Werken des weltberühmten Chinesen Ai Weiwei (61). Aeschbacher erinnert sich: «Mit meinem munzigen Budget als Student stand ich regelmässig bei den Galeristen in der Kreide und stotterte die Beträge meiner Akquisitionen über Monate ab. Kunst zu besitzen und vielleicht nach Jahren ihre Bedeutung zu erkennen, wurde zur Passion», erklärt er. «Das hat sich auch nach 50 Jahren nicht geändert.» Noch heute zahlt er ab.

Die Möglichkeit, Dinge neu zu sehen

Wenn er ihre Kunst oft auch nicht verstanden habe, «so sah ich darin immer eine Möglichkeit, Dinge neu zu sehen und meine Denkweise immer wieder in Frage zu stellen», sagt er. Bis heute sind einige Hundert Werke zusammengekommen.

«Für mich ist es ein faszinierendes Abenteuer, zum ersten Mal viele dieser Kunstwerke, welche die letzten Jahre in einem Lager schlummerten, nebeneinander zu sehen. Und damit auch irgendwie einen Blick in meine Seele zuzulassen.» 

Ausgesuchte Bilder, kommentiert von Kurt Aeschbacher

Bild mit Konfitüre

Foto: Thomas Meier

«Mit einem von Konfitüre verschmierten Gesicht wird auch der Hollywood-Star Drew Barrymore zu einer ziemlich komischen Figur. Mich faszinierte dieses Bild der englischen Künstlerin Dawn Mellor, weil sie mit ihrer grotesken Parodie die mit Instagram geschönten Starfotos so konsequent ins Lächerliche zieht.»

Marmorstühle von Ai Weiwei

Foto: Thomas Meier

«Mit Dutzenden von Werken des systemkritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei in unseren Sammlungen war es mir wichtig, die Rolle eines Künstlers als mutigen Kritiker undemokratischer politischer Strukturen zu unterstützen. Die Erlenmeyer-Stiftung finanzierte massgeblich den ersten grossen Auftritt dieses wohl wichtigsten chinesischen Künstlers an der Kasseler Documenta 2007 in Europa. In unserer Ausstellung können wir als kleine Auswahl der Sammlungen eine Reihe wichtiger Werke zeigen, die mich zu Hause seit Jahren begleiten.»

Nackte Frau in Badewanne

Foto: Thomas Meier

«Nan Goldin hat uns allen mit ihren Fotografien gezeigt, wie ihre Freunde in dieser verrückten Zeit der späten 80er-Jahre mit Drogen, Aids und dem Versuch, alle Fesseln abzulegen, auch sich selber zerstörten. Für mich ein Mahnmal vermeintlich grenzenloser Freiheit, die oft im Verderben endet.»

Panoptikum der Zensur

Foto: Thomas Meier

«Was erklärt besser den Zustand einer Gesellschaft als die Titelbilder einer Tageszeitung? Der chinesische Künstler Xia Xing hat jede Woche ein solches Titelbild gemalt und zeigt uns damit, worüber die Medien im Laufe eines Jahres berichteten. Ein eindrückliches Panoptikum von Geschichten, die im Jahresverlauf die Menschen trotz Zensur beschäftigten.»

Imaginäre Welt

Foto: Thomas Meier

«Der Schotte Peter Doig gehört zu den einflussreichsten figurativen Künstlern der Gegenwart. Bei ihm fasziniert mich seine imaginäre Welt der Farbigkeit.» 

Ai Weiwei und Maos Idee

Foto: Thomas Meier

«1995 hat Ai Weiwei in drei Fotografien die Zerstörung einer Vase aus der Han- Dynastie dokumentiert und uns mit einer grundsätzlichen Frage konfrontiert: Hatte Mao recht, als er sagte, dass man eine neue Welt nur bauen kann, wenn man die alte zerstört? Oder gilt nicht vielmehr die Einsicht, dass wir zu unserem Kulturgut und den Traditionen Sorge tragen müssen, damit wir uns daran erinnern, woher wir kommen und auf welchen Prinzipien unsere Gesellschaft basiert? Für mich ist das eine der wichtigsten Fragen der Gegenwart, und daran erinnern mich immer wieder diese drei grossformatigen Fotografien, die wir an unserer Ausstellung zeigen.»

Kunst eines Shooting-Stars

Foto: Thomas Meier

«Mit 30 ist Raphaela Vogel ein richtiger Shooting-Star. Eine Künstlerin, die mich mit ihrer schonungslosen Auseinandersetzung zwischen Kontrolle und Verlust faszinierte. Von ihr habe ich eine fragile Skulptur gekauft, die ich eigentlich nicht einordnen kann und die mich trotzdem fasziniert. Ein Abguss einer riesigen Urne, die auf dem Dach des Stedelijk Museums in Amsterdam steht.»

Die Ausstellung mit Werken aus den Sammlungen von Kurt Aeschbacher und der Erlenmeyer-Stiftung ist am Samstag, 29. und Sonntag, 30. September von 12 bis 17 Uhr in Zürich an der Hohlstrasse 535 mit freiem Eintritt geöffnet. Aeschbacher ist selber anwesend.

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