Hugh Grant (56) über romantische Komödien, Schnitzel und schnelle Autos
«Mit Meryl Streep spielen ist wie Tennis gegen Roger Federer»

Voller Schalk! Hugh Grant (56) ist als Mensch genau so witzig wie in seinen Filmrollen! Der britische Kinostar kann es sich auch beim Interview mit BLICK nicht verkneifen, immer wieder selbstironische Bemerkungen zu machen und eine Grimasse zu ziehen. Grant ist grossartig!
Publiziert: 28.09.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:44 Uhr
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Hugh Grant im «The Studio».
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
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BLICK: Sie sind mit dem Auto von London nach Zürich ans Film Festival gefahren. Wie verrückt sind Sie?
Hugh Grant:
Ziemlich verrückt, denke ich! Aber ich liebe es nun mal, mit meinen albernen Autos durch Europa zu brausen. Das liegt wohl an meiner Midlife-Crisis. Diesmal habe ich mich aber schon eine halbe Stunde nach Abreise genervt. Ich hatte plötzlich ziemliche Rückenschmerzen!

Waren Sie schon einmal in Zürich?
Nein, ich bin zum ersten Mal hier. Gestern ging ich Schnitzel essen. Fantastisch! Auch die Altstadt ist charmant. Ich dachte ja, in Zürich gäbe es nur Hochhäuser voller Banker.

Am Zurich Film Festival bekamen Sie den Golden Icon Award für Ihr Lebenswerk. Worauf sind Sie am meisten stolz in Ihrem Leben?
Auf diesen ZFF-Preis, ich bin ganz aus dem Häuschen. Denn ich bekomme ja nie Preise. Ansonsten bin ich stolz, dass ich als Schauspieler durchgehalten habe und einigen Leuten mit Filmen Freude bereitet habe.

Was bereuen Sie im Leben?
Vieles! Wenn ich heute nach ein paar Bierchen den Fernseher anmache und beim Zappen zufällig auf einen meiner Filme komme, denke ich immer: «Oh nein, diese Rolle hast du wirklich vermasselt.» Ich hasse es, mich zu sehen. Das wurde nicht besser mit den Jahren.

Dann trifft Sie Kritik?
Ja. Ich lese meist nur negative Geschichten über mich. Dann werde ich traurig. Aber ich bin Engländer. Ich mag Schmerzen (lacht).

Sie wollten 2012 Schluss machen mit ihrer Karriere. Jetzt stellen Sie Ihren neuen Film «Florence Foster Jenkins» vor. Können Sie es also doch nicht lassen?
Es ist so: Ich hasse Drehbücher, alle! Aber dieses Mal war es ein Wunder: Ich liebte die Story, der Film ist lustig und traurig zugleich. Als ich dann auch noch erfuhr, dass Meryl Streep die Hauptrolle hat, musste ich einfach zusagen.

Und wie war die Zusammenarbeit mit Meryl Streep?
Ich habe Angst vor ihr. Diese Frau wurde 19 Mal für den Oscar nominiert! Ihr Talent und ihre Leidenschaft sind unglaublich. Es ist wie ein Tennis-Match gegen Roger Federer. Es war eine Freude, an ihrer Seite zu spielen, und es war auch gut für mein eigenes Spiel. Ich habe viel gelernt.

Wie war sie hinter der Kulisse?
Sie identifiziert sich stark mit ihrer Rolle. Wenn sie eine fröhliche Szene spielen musste, war sie auch hinter der Kulisse super drauf. Wenn sie im Film traurig sein musste, war ihre Laune mies. Ich wusste nie, ob ich jetzt mir Florence oder Meryl spreche. Ich nannte sie deshalb immer «Floryl».

Im Film lassen Sie Ihre Gattin Florence im Glauben, dass sie Gesangstalent hat. Dazu betrügen Sie sie mit einer Geliebten. Wie haben Sie es privat mit der Ehrlichkeit?
Manchmal macht es Sinn, aus Liebe zu lügen. Ich könnte meiner Liebsten beispielsweise nie sagen, dass sie besser etwas unterlassen sollte, was ihr Spass macht.

Haben auch Sie eine geheime Leidenschaft, in der sie völlig talentfrei sind?
Ich wäre gerne Rennfahrer. Ich bin schon ein paar Autorennen gefahren, aber ich war immer ziemlich mies.

Dafür haben Sie viel Talent in Romantik-Komödien. Wären Sie nicht zwischendurch auch mal gerne ein Fiesling?
Doch. Komödien sind nicht mein Lieblings-Genre, aber mein Gesicht passt wohl einfach in diese Filme. Inzwischen bin ich aber wohl etwas zu alt für die Romantik. Und je älter ich werde, um so lieber spiele ich komplizierte Charaktere.

Was war bisher Ihre anspruchsvollste Rolle?
Jene des postapokalyptischen Kannibalen in «Cloud Atlas». Ich sollte mit Glatze und Gesichtsbemalung so tun, als hätte ich Lust, andere Menschen zu fressen. Wie bitte, soll man denn so etwas spielen? Da kam ich ganz schön an meine Grenzen.

Sie wurden gerade 56. Wie kommen Sie mit dem Alter klar?
Ich habe viel an mir machen lassen, darum habe ich das gar nicht gemerkt (lacht). Nein, ernsthaft: Ich altere sehr schlecht. Man warf mir kürzlich sogar vor, dass ich wie ein Sack aussehe. Aber das ist okay, denn in meiner Jugend war es gerade andersherum. Mit 14 sah ich aus wie ein 8-Jähriger, mit 24 wie ein 14-Jähriger. Und nicht nur das: Ich sah lange Zeit sogar aus wie eine Frau. Als ich mit 13 einen Sprachaustausch in Frankreich machte, sprachen mich alle mit Mademoiselle an. Kein Witz!

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