Ende Januar wurde der US-Schauspieler Jussie Smollett (36) von zwei Männern attackiert. «Brutaler Hass-Angriff auf schwulen «Empire»-Star», titelte BLICK damals. Smollett wurde mit einer Schlinge gewürgt, mit Schlägen eingedeckt und mit Bleichmittel überschüttet. Die Männer liessen erst von ihm ab, als sich andere Passanten näherten und konnten flüchten. Der Schauspieler begab sich nach dem Angriff in die Notaufnahme des Northwestern Memorial Hospitals. Er erlitt eine gebrochene Rippe.
Nach der Tat beschrieb Smollet die Angreifer als weisse Männer, die den 36-Jährigen rassistisch und homophob beleidigt hätten. «Für dich ist kein Platz im MAGA-Land», sagten die Täter laut dem Schauspieler, der sich 2015 als homosexuell «geoutet» hatte. «MAGA» steht für «Make America Great Again», es war der Wahlkampf-Slogan von US-Präsident Donald Trump.
Viel Wirbel, einige Zweifel
Der Fall sorgte für riesigen Wirbel in den USA und startete eine Debatte über Gründe und Ursachen von Schwulenhass, vielerorts wurde rasch die Trump-Politik als Ursache ausgemacht. Zahlreiche Stars wie die Sänger Janet Jackson (52) und John Legend (40) oder Schauspielerin Eva Longoria (43) verurteilten das Hass-Verbrechen und sendeten Smollett ihre Genesungswünsche. Ganz Amerika zeigte sich solidarisch mit dem Unfall-Opfer. Die Polizei ordnete den Fall als Hass-Verbrechen ein und ermittelt seit Wochen.
Nun aber häufen sich Hinweise auf das Undenkbare: Dass Smollett die Attacke nur inszeniert haben könnte!
Zwei Verdächtige freigelassen
Was ist geschehen? Vergangenen Mittwoch nahm die Polizei zwei Männer fest, die Brüder Olabinjo Osundairo and Abimbola Osundairo. Es stellte sich heraus, dass die beiden Smollett kannten, sie arbeiteten ebenfalls für die Sendung «Empire» und besuchten das gleiche Fitness-Center. Als die Polizei ihr Haus durchsuchte, fand sie ein Empire-Drehbuch, ein Telefon und eine schwarze Maske. Bis Freitag wurden die beiden als Verdächtige behandelt, dann wurden sie überraschend freigelassen. Die Polizei sagte, «der Fokus der Ermittlungen hat sich verschoben».
Bereits die ganze Woche gab es verschiedene Gerüchte in verschiedenen Medien, dass Smollett die Attacke selber geplant habe. In einem Artikel wurden anonyme Quellen zitiert, denen gegenüber die Brüder die Tat zugegeben haben sollen. In einem anderen Bericht wurde – wieder von anonymen Quellen – behauptet, Smollett würde aus der Show gestrichen werden und habe darum die Brüder engagiert. Zudem berichteten mehrere Quellen, dass Smollett sein Telefon den Beamten nicht sogleich, sondern erst ein paar Tage später aushändigte, was verdächtig sei.
Smollett wird noch einmal angehört
Die Polizei gab am Samstag bekannt, noch einmal mit Smollett sprechen zu wollen, ohne allerdings einen Grund dafür zu nennen. Dafür sagte sie, dass die Inszenierungs-Geschichten keinerlei Grundlagen hätten.
Smollett selber hat sich am Sonntag erstmals dazu geäussert. Er sagte gegenüber dem TV-Sender «ABC», genervt zu sein von Leuten, die seine Geschichte nicht glaubten. Er werde nie mehr der Mann sein, der er vor der Attacke gewesen sei. Bereits zuvor sagte er, keine Sekunde geglaubt zu haben, dass die beiden Brüder für die Tat verantwortlich waren. Seine Angreifer habe er nämlich nicht gekannt. Smollett hat sich mittlerweile einen Anwalt genommen.
Verschwörung gegen Trump-Anhänger?
Die Geschichte hat in den USA derweil immer grössere Wellen geschlagen. Ging es zu Beginn um ein Hassverbrechen, wird mittlerweile die Glaubwürdigkeit der Medien in Frage gestellt. Trump-Anhänger sehen sich als Opfer einer grossen Verschwörungstheorie, dass eigentlich sie und nicht Homosexuelle oder andere Minderheiten, die wirklichen Opfer von Denunziation seien.
Die beiden Brüder haben bislang geschwiegen. Sie werden ihre Geschichte später erzählen, sagte ihre Anwältin am Sonntag den Medien. Dann wird man vielleicht wissen, ob Jussie Smollett Opfer eines Hassverbrechens und einer Verleumdungskampagne oder ein dreister Lügner war. Vielleicht aber auch dann noch nicht.