Das Schreiben vermisse er nicht, sagte Philip Roth vor kurzem der «New York Times». Mit der Ankündigung seines Ruhestands hatte der US-Schriftsteller 2012 den Literaturbetrieb geschockt. «Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei», hatte er sich damals auf einen gelben Zettel geschrieben und auf seinen Computer geklebt.
Roth lebt auf der schicken Upper West Side in New York, im Sommer auch mal in seinem Haus in Connecticut, und findet nach dem Ende des Schreibens reichlich andere Dinge zu tun. Lesen vor allem, hauptsächlich Sachbücher. Ausserdem Freunde treffe, Konzerte besuchen und Filme sehen.
Zudem wird sein Roman «The Plot Against America» gerade in eine TV-Serie verwandelt. Gemeinsam mit der jungen Tochter einer Ex-Freundin arbeitet er an einer Novelle und mit dem US-Autor Blake Bailey an seiner Autobiografie.
Auch über die politischen Entwicklungen hält Roth sich auf dem Laufenden. US-Präsident Donald Trump sei für ihn «die Katastrophe des 21. Jahrhunderts, die entwürdigendste Katastrophe der USA», ein «grosser Betrüger, die üble Summe all seiner eigenen Unzulänglichkeiten, frei von allem ausser der leeren Ideologie eines Grössenwahnsinnigen».
Geboren wurde der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, den viele Literaturkenner auch immer wieder als Anwärter auf den Literaturnobelpreis sahen, 1933 in Newark - auf der anderen Seite des Hudson River von New York aus gesehen.
Aufgezogen wurde er von jüdischen Immigranten unter einfachsten Verhältnissen im Arbeiterviertel Weequahic. Fast drei Dutzend Bücher veröffentlichte Roth im Lauf seiner Karriere, oft eines pro Jahr. Sarkastisch, humorvoll, voller Melancholie. Viele davon spielen im Newark seiner Jugend.
Zu seinen Bestsellern gehören die Roman-Trilogie «The Ghost Writer», «Zuckerman Unbound» und «The Anatomy Lesson», «Sabbath's Theater», «American Pastoral», «I Married a Communist», «The Human Stain», «Everyman», «The Humbling» und «Exit Ghost». Sein letztes Buch wird wohl «Nemesis» bleiben, das 2010 in den USA erschien.