Das Schicksal der türkischen Flüchtlingsfamilie ging Xavier Koller nicht mehr aus dem Kopf: Vater, Mutter und Sohn versuchen über den verschneiten Splügenpass in die Schweiz zu flüchten. Doch der 7-jährige Sohn stirbt im Schneesturm in den Armen seines Vaters an Erschöpfung.
Während Bekannte ihm von einer Verfilmung abrieten, setzte Koller sein Vorhaben 1990 in Tat um. Und er sollte Recht bekommen: «Reise der Hoffnung» brachte dem gebürtigen Schwyzer höchste cineastische Ehre ein: Das Drama gewann 1991 den Oscar als bester fremdsprachiger Film.
Auch Kollers letzter Film war ein Grosserfolg: Die Verfilmung des Kinderbuchklassikers «Schellen-Ursli» lockte das Schweizer Publikum in Scharen in die Kinos, gegen eine halbe Million Eintritte verzeichnete der Film. Dafür gab es 2016 den Zürcher Filmpreis sowie einen Schweizer Filmpreis für die beste Kameraführung.
Koller kam 1944 in Ingenbohl/Brunnen zur Welt. Seine Eltern führten die Kantine einer Zementfabrik und nahmen italienische Gastarbeiter bei sich im Haus auf. Bevor Koller Regie- und Schauspielkurse an der Schauspielschule in Zürich nahm, absolvierte er eine Lehre als Mechaniker.
Bald begann ihn die Filmbranche zu faszinieren: Er spielte in Fernseh- und Kinofilmen mit und drehte Werbespots, bis er 1969 seinen ersten Kurzfilm «Fanø Hill» realisierte. Das Werk wurde an den Solothurner Filmtagen gezeigt und sollte dort gleich zwei Auszeichnungen gewinnen.
1980 konnte Koller mit «Das gefrorene Herz» einen ersten Kinoerfolg feiern. «Der schwarze Tanner», den er sechs Jahre später drehte, sollte ein Vorbote sein, denn das Werk erhielt eine Oscar-Nomination als bester fremdsprachiger Film.
(SDA)