Als in den USA lebende Schriftstellerin hadert sie mit dem Hier und Jetzt. US-Präsident Donald Trump ist für Isabel Allende ein «wild gewordener Stier», ein Mann «skrupelloser Geschäfte». «Das ist das Schlimmste, was dem Land passieren konnte.»
Ihre jüngste Novelle «Más allá del invierno» («Jenseits des Winters») handelt vom zufälligen Treffen einer illegalen Migrantin aus Guatemala, die sich in den USA durchschlägt, einem Universitätsprofessor, der gefoltert wurde, und einer mutigen und optimistischen chilenischen Journalistin.
Letztere weist Parallelen zur Autorin auf. Als «La Casa de los Espíritus» («Das Geisterhaus») 1982 erschien, war sie schon im Exil. In Chile hatte sie sich als Fernsehjournalistin einen Namen gemacht und gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen die feministische Zeitschrift «Paula» gegründet.
Chile versuchte damals ein linkes Experiment, angeführt von ihrem Onkel zweiten Grades, Salvador Allende. Als er 1973 von den Militärs unter Führung von Augusto Pinochet gestürzt wurde und im Präsidentenpalast Selbstmord beging, sah sie keine sichere Zukunft mehr für sich in der Heimat.
Als Tochter eines chilenischen Diplomaten war sie in Perus Hauptstadt Lima geboren worden. Sie wuchs in Bolivien und im Libanon auf, bevor sie schliesslich nach Chile zog. Nach dem Putsch Pinochets bekam sie dort kaum noch Aufträge, 1975 ging sie mit ihrer Familie ins Exil nach Venezuela.
Allende arbeitete dort als freie Journalistin und unterrichtete Literatur. Nachts schrieb sie am Küchentisch einen imaginären Brief an ihren verstorbenen Grossvater. Der wurde lang und länger, und schliesslich wurde daraus das Manuskript für das berühmte «Geisterhaus».
Der Roman erzählt die Geschichte der Familie Trueba von den 1920er Jahren bis zum Militärputsch in Chile. Hinter den Romanfiguren verbargen sich meist Angehörige von Allendes weit verzweigter Familie.
Allein die deutsche Ausgabe des Buchs wurde über 3,5 Millionen Mal verkauft. Und es wurde von Bille August mit Jeremy Irons, Meryl Streep, Glenn Close, Winona Ryder und Antonio Banderas 1993 erfolgreich verfilmt.
Kritiker warfen ihr allerdings vor, nicht literarisch genug zu sein und den von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez geprägten Magischen Realismus, das Verschwimmen von Fiktion und Realität, zu kopieren.
Die intellektuelle Elite in ihrer Heimat würde sie hassen, meinte sie wiederholt. Für Allende muss es daher eine Genugtuung gewesen sein, als sie 2010 den chilenischen Nationalpreis für Literatur erhielt.