Green Day-Bassist Mike Dirnt war ganz unten
«Es konnte nur besser werden in meinem Leben»

Mit Green Day hat Bassist Mike Dirnt weltweit über 75 Millionen CDs verkauft. Aber es lief nicht immer rosig für ihn – der Punk-Rocker hatte einen harten Start ins Leben.
Publiziert: 14.01.2017 um 09:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
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Green Day-Bassist Mike Dirnt hatte einen harten Start im Leben. Seine Mutter hatte mit Drogenproblemen zu kämpfen, er wurde zur Adoption freigegeben.
Foto: ddp images
Dominik Hug

BLICK: Warum ist es mit 44 immer noch cool, in einer Rock-Band zu sein?
Mike Dirnt: Weil es in jedem Alter cool ist, Musik zu machen. Man kann Musik physisch nicht berühren, wird von ihr aber berührt. Sie kann uns zum Lachen bringen oder zum Weinen. Sie kann uns euphorisieren, aber auch tieftraurig stimmen ... Musik kommt Magie am nächsten.

Sie sind seit bald dreissig Jahren am Rocken. Überrascht, dass Sie so lange durchgehalten haben?
Aufhören war nie eine Option. Es ist dasselbe, wie wenn dich jemand fragt, wie lange du gedenkst, laufen zu können. Keine Ahnung, man macht es halt einfach. Und ist froh, dass es noch immer funktioniert.

Was ist heute anders als in den 80er-Jahren?
Im Digitalzeitalter hat jeder eine riesige Auswahl. Was Musik austauschbar macht. Früher mussten wir stundenlang vor dem Radio hocken, um ab und zu mal ein Lied zu hören, das uns gefiel. Dadurch bekam man eine viel engere Beziehung zu Songs.

Gab es in Ihrem Leben nie einen Plan B?
Ich komme von ganz unten. Es konnte nur besser werden in meinem Leben. Meine Mutter hatte Drogenprobleme. Ich wurde zur Adoption freigegeben. Mit 15 ging ich weg von zu Hause, habe dann auf dem Bau gearbeitet, war Koch in einem Meerfisch-Restaurant und habe für UPS Pakete ausgeliefert. Überleben war für mich nie ein Problem, hart zu arbeiten ebenfalls nicht. Hätte es mit Green Day nicht geklappt, wäre ich anderswie durchgekommen.

Sie haben heute selbst drei Kinder. Wie hat Sie die Vaterschaft verändert?
Einerseits haben mich die Kinder jung gehalten. Anderseits auch früher reif werden lassen. Man wird verantwortungsbewusster, wenn man plötzlich nicht mehr nur für sich selber schauen muss.

Wann waren Sie am glücklichsten?
Wahrscheinlich genau jetzt. Ich habe eine tolle Familie. Und meine Band schiesst noch immer aus allen Zylindern. Ich bin kein nostalgischer Typ, ich schaue nicht oft zurück. Das Leben ist eine Reise. Ich will so viel wie möglich davon mitbekommen. Das würde mir nicht gelingen, wenn ich dauernd der Vergangenheit nachtrauern würde.

Was war der schlimmste Moment Ihres Lebens?
Da gibt es einige. Ich habe über die Jahre mehrere enge Freunde verloren. Schlimm war aber auch, als wir herausgefunden haben, dass meine Frau Brittney Brustkrebs hat. Sie machte Chemotherapie, musste sich auch operieren lassen. Zum Glück geht es ihr mittlerweile besser.

Ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung?
Ich besitze seit gut einem Jahr ein Kaffee-Unternehmen in Nordkalifornien. Da bin ich in alles involviert, die Geschmacksentwicklung, den Vertrieb et cetera. Ich liebe diese Arbeit!

Was ist besser: Facebook oder Twitter?
Instagram! Ein Bild ist so viel Wert wie tausend Worte. Ich habe keine Zeit für zu viele Worte.

Wenn Sie für einen Tag jemand anders sein könnten, wer wäre es?
Meine werte Gattin. Dann würde ich sie vielleicht endlich einmal verstehen (lacht).

Wer ist oder war der tollste Rockstar aller Zeiten?
Elvis Presley, ganz klar. Und vielleicht noch David Bowie. Beide waren niemand und wurden zu universellen Ikonen. Sie werden in praktisch jeder Kultur auf dieser Welt verehrt. Keine schlechte Leistung, finde ich.

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