Vor einem halben Jahr bewegte das Schicksal von Andreas (49), der zu Andrea wurde und von seiner Ehefrau Nelly (54) geherzt wird wie früher, Hunderttausende von TV-Zuschauern. Auch BLICK berichtete über den Car-Chauffeur, der heute als Frau Passagiere durch ganz Europa befördert. Andrea wurde damals noch mit Hormonen behandelt – jetzt fand ihre Geschichte, die deutlich macht, dass Trans-Menschen in der Normalität angekommen sind, mit einer operativen Geschlechtsanpassung ein Happy End. Der geglückte Eingriff und ihr 50. Geburtstag wurden letzten Sonntag im eigenen Stöckli in der 340-Seelengemeinde Biezwil SO gefeiert: «Unser Haus war ein Blumenmeer – ich wurde von so vielen Freunden und Nachbarn umarmt», sagt sie tief bewegt.
«Jetzt fühle ich mich als richtige Frau»
Noch sind nicht alle Wunden nach der komplizierten Operation im Zürcher Universitätsspital verheilt – aber ihre Seele lacht wieder. In sechs Stunden hat Richard Fakin, Spezialist für plastische Chirurgie, Andreas Hoden und Penis entfernt und daraus eine sogenannte Neo-Vagina geformt. «Als ich langsam aufwachte, hatte ich im Intimbereich kaum Schmerzen. Weh tat es nur im Rücken und in der Po-Gegend, weil ich stundenlang auf dem Operationstisch liegen musste», erzählt Andrea von Aesch.
Der Schmerz sei inzwischen einem grossartigen Gefühl gewichen. «Ich empfinde jetzt ganz wie eine Frau, wie eine richtige Frau.» Und bestimmt fügt sie an: «Aber ich bin auch stolz, Trans-Frau zu sein.» Auch Ehefrau Nelly ist erleichtert. «Für mich ist nicht ein Mensch verschwunden, nur ein Vorname. Mein Andy ist jetzt einfach zur Andrea geworden, ich habe sie genauso lieb.»
Bald wieder als Car-Chauffeurin auf Achse
Der Heilungsprozess sei erstaunlich schnell verlaufen. «Es gab keine Komplikationen», berichtet Andrea. «Nur meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schwimmen, durfte ich diesen Sommer noch nicht nachgehen – dabei war es doch so heiss!» Im September werde sie ihren Job als Car-Chauffeurin wieder aufnehmen, den sie bereits vor ihrem Coming-out hatte. Ihr Chef Marco Imperiali hatte sie im Willen, auch äusserlich eine Frau zu werden, unterstützt – er beschäftigt die Busfahrerin weiter.
Über 40 Jahre lang hatte Andrea verdrängt, dass sie lieber eine Frau wäre. Und litt darunter, sich niemandem anvertrauen zu können. «Abends, wenn Nelly schlief, schminkte ich mir die Lippen, spazierte am Waldrand in Frauenkleidern durch die Dunkelheit», erzählte sie im Januar im BLICK. Das ist jetzt vorbei. «Ich fühle mich, als wäre ich einem Gefängnis entkommen. Ich fühle mich frei – und bin die glücklichste Frau der Welt», sagt sie stolz.