Geheult habe sie, erinnerte sich alt Nationalrätin Rosmarie Zapfl-Helbling (77) gestern Abend bei der Gala-Premiere von «Die Göttliche Ordnung» in Bern, zu der die Frauenorganisation Aliance F geladen hatte. «Ich stand 20-jährig auf dem Paradeplatz und konnte nicht fassen, dass die Männer uns eine derartige Ohrfeige verpasst hatten», so Zapfl-Helbling weiter.
An jenem Tag, am 1. Februar 1959, wurde das Stimmrecht für die Frauen noch abgelehnt. Bis sie erstmals an die Urne durften, vergingen nochmals zwölf Jahre. «Und heute sind wir längst nicht am Ziel», sagte Bundesrat Alain Berset (44). «Der Sexismus ist in unserer Gesellschaft noch immer tief verankert.
So wie im Film von Petra Volpe (46), welche die politische Emanzipation der Appenzellerinnen ins Kino bringt. «Die Geschichte spielt zwar auf dem Land», sagte Berset. «Aber Provinz ist kein Ort, sondern geistiger Zustand.» Und dorthin kehrten gerade heute viele schleichend zurück. «Darum müssen wir uns an all die Frauen erinnern, die im Geschichtsunterricht nie stattgefunden haben», sagte Pascale Baeriswyl, die erste weibliche Staatssekretärin. «Denn heute können wir über Absurditäten von damals lachen. Humor ist Tragödie plus Zeit. Aber vergessen wir den Schmerz von damals nicht.» Sonst kehren die Tränen zurück.