Die ersten Tränen bei Tochter Géraldine (46) fliessen schon mitten im laufenden Programm: Ihr Vater Fredy Knie (73) nimmt gestern bei der Tournee-Derniere in Rapperswil SG als Direktor und Artist Abschied von Publikum und Manege. Nach seiner allerletzten Pferdenummer übergeben ihm Géraldine, ihr Ehemann Maycol Errani (36), Tochter Chanel (8) und die ganze Familie weinend Blumen. Und am Schluss der Vorstellung brechen schliesslich alle Dämme – auch beim scheidenden Patron –, während ein Plakat mit der Aufschrift «Merci Fredy» entrollt wird.
«All die Jahre hat uns mein Vater begleitet. Er ist die Liebe in Person – sein Herz schlägt in meinem. Ich spüre ihm gegenüber eine tiefe Dankbarkeit dafür, was er alles für mich, seine Grosskinder und das Unternehmen gemacht hat», sagt Géraldine Knie.
Historischer Moment für die Familie und die Schweiz
Der gestrige Moment ist in der Tat historisch. Nicht nur für die Knies, sondern für die ganze Show-Welt und die Schweizer Bevölkerung, in der der National-Circus seit Jahrzehnten fester Bestandteil ist. Seine allererste Tournee erlebte Fredy Knie als fünfjähriger Artist im Jahre 1951. Bei allem Schmerz und der tiefen Rührung beurteilt er seinen Entscheid jedoch auch pragmatisch: «Unser 100-Jahr-Jubiläum ist der richtige Moment. Ich bin jetzt 73 und noch fit und gesund. Man sollte doch dann aufhören, wenn die Leute es noch schade finden, dass man geht.»
Und er unterstreicht, dass er nun keineswegs neue Wege einschlagen will. «Ich werde weiter mitreisen, von nun an aber nicht mehr als aktiver Artist, sondern hinter den Kulissen tätig sein.» Das tröstet selbst Géraldine ein ganz klein wenig. «Ich bin sehr froh, dass mein Vater weiter mit uns arbeiten und für uns da sein wird», sagt sie.
Für Fredy Knie hat der Abschied aber auch etwas Gutes: «Ich freue mich darauf, dass ich mich nun nicht mehr jeden Tag schminken und mir die Haare föhnen muss – ich kann es ab jetzt locker nehmen.»