Filmbesprechung
«Baghdad in my Shadow» von Samir - Thriller rüttelt an Tabus

In «Baghdad in my Shadow» verknüpft der Schweizer Regisseur Samir die Schicksale von Exil-Irakern in London zu einem packenden Thriller. Der Film, der für die im Irak lebenden Schauspieler nicht ohne Risiken ist, kommt am Donnerstag in die Deutschschweizer Kinos.
Publiziert: 27.11.2019 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2019 um 14:34 Uhr
Regisseur Samir bricht in seinem neuen Film "Baghdad in my Shadow" drei Tabus der arabischen Welt. Morgen Donnerstag kommt der Thriller in die Deutschschweizer Kinos.
Foto: URS FLUEELER

Dreh- und Angelpunkt im Spielfilm ist das Londoner Café Abu Nawas, wo sich die Protagonisten treffen: der exilierte Dichter Taufiq, der ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, die Architektin Amal, die vor ihrem Mann untergetaucht ist und der schwule Informatiker Muhanad, dem in Irak wegen seiner sexuellen Orientierung die Verfolgung droht.

Die Gemeinschaft gerät in Gefahr, als Amals Ex-Mann in London auftaucht und Taufiqs Neffe zunehmend unter den Einfluss eines radikal-islamistischen Predigers gerät, der in seiner Moschee gegen die «Gottlosen» hetzt.

An den Schicksalen der Hauptfiguren macht der in Bagdad geborene Regisseur «drei Tabus der arabischen Welt» fest, wie Samir im Rahmen der Weltpremiere am diesjährigen Filmfestival in Locarno gegenüber Keystone-SDA erklärte. «Gottlosigkeit, die Befreiung der Frau und die Homosexualität: Darüber will niemand reden».

Der englisch und arabisch gesprochene Film richte sich deshalb nicht nur an ein Publikum in Europa, das durch den Film einen Einblick in eine «sogenannte Parallelgesellschaft» erhalte. Der Film sei auch für die arabische Welt von Bedeutung, «weil wir Themen behandeln, die in den dortigen Filmen nicht vorkommen.»

Durch ihre Teilnahme am Film hätten insbesondere die irakischen Schauspielerinnen und Schauspieler Risiken auf sich genommen - allen voran die 28-jährige Zahraa Ghandour. Sie verkörpert die Rolle der willensstarken Amal. Die in Bagdad lebende Schauspielerin, Filmemacherin und TV-Moderatorin ist eine Frauenaktivistin und deshalb besonders exponiert.

Gegenüber Keystone-SDA sagte Zahraa Ghandour, es sei kein einfacher Entscheid gewesen, die Rolle der Amal zu übernehmen, «denn ich weiss, dass mir die Rolle viele Probleme einbringen wird». Der Film sei gewagt und der erste Film mit irakischen Schauspielern, der bei heiklen Themen «so weit geht.»

Das Leben in Irak sei für niemanden einfach, doch für Frauen sei es noch viel schwieriger, «weil wir uns nur in bestimmten Kreisen frei bewegen können.» So sei sie als Dokumentarfilmerin ohne männliche Begleitung in ihrer Arbeit eingeschränkt. «Das ist ungerecht.» Ghandour glaubt aber an einen Wandel in der irakischen Gesellschaft. «Doch das braucht noch Zeit.»

«Baghdad in my Shadow» ist Samirs bislang teuerster Film. Gemäss dem Mediendossier betrug das Budget der internationalen Koproduktion über vier Millionen Franken. Fördergelder flossen aus der Schweiz, aus Deutschland und aus England.

(SDA)

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