Zweimal innert Wochenfrist waren im Osten der Stadt St. Gallen die Bewohner mitten in der Nacht von heulenden Alarmsirenen geweckt worden. Einmal begann der durchdringende Lärm kurz vor ein Uhr nachts, beim zweiten Mal rund eine Stunde später. Einmal stand die Sirene auf dem Dach einer Privatklinik, eine knappe Woche später im Estrich einer privaten Liegenschaft.
Die Verantwortlichen können die Fehlalarme bisher nicht erklären. Man stehe vor einem Rätsel, sagte Peter Müller vom kantonalen Amt für Militär und Zivilschutz der Nachrichtenagentur sda.
Nur: St. Gallen ist kein Einzelfall. Die Zahl der Fehlalarme habe in den letzten beiden Jahren zugenommen, erklärte Kurt Münger, Sprecher des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS). Der Trend sei eindeutig, eine Statistik dazu gebe es aber nicht.
Die Zunahme treffe zusammen mit der Umstellung auf ein neues Steuerungssystem. Quer durch die Schweiz werden die Sirenen inzwischen nicht mehr über Kabel ausgelöst, sondern über Funksteuerungen. Dafür mussten oft die Sirenen ersetzt werden, weil sie nicht mehr umgerüstet werden konnten. Die Kantone führten dafür jeweils eigene Ausschreibungen durch.
Man nehme an, dass der Austausch von Steuerungen und Sirenen aber auch die dazu gehörenden Schulungen der Grund für die Fehlalarme sein könnten. Möglich seien Fehlmanipulationen - «der Faktor Mensch» - aber auch technische Ursachen im System selber, sagte der Sprecher des BABS.
Dass irgendwelche Funksignale irrtümlich die Sirenen auslösen, glaubt Münger hingegen nicht. Man verwende das Sicherheitsfunknetz Polycom, mit dem unter anderem Polizei und Feuerwehr untereinander kommunizierten. Dafür würden entsprechend hohe Sicherheitsanforderungen verlangt: Unberechtigte dürfen darauf keinen Zugriff haben und es müsse auch im Fall von Katastrophen oder bei Stromausfällen funktionieren.
Bisher gebe es keine Hinweise, dass die Anlagen eines bestimmten Herstellers von den Pannen betroffen seien. Die Kantone hatten die Sirenen jeweils bei unterschiedlichen Unternehmen eingekauft. Der Markt dafür sei aber überschaubar, so Münger. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz habe die Umstellung begleitet. Wenn es Probleme mit einem bestimmten Produkt gegeben hätte, wäre dies aufgefallen.