Haben Sie als Kind Knisterbrause auch so sehr geliebt? Knallbunt, unheimlich süss und durch das Kräuseln im Mund ein wohliges Erschauern im ganzen Körper auslösend. Genau so lässt sich der Film «Ich war noch niemals in New York» nach dem Musical mit den Songs von Udo Jürgens (1934–2014) beschreiben (Kinostart heute).
Regisseur Philipp Stölzl (52), der erstmals eine Komödie verantwortet, interpretiert Jürgens' Hit «Aber bitte mit Sahne» als Gebot und Befehl. Jede kleinste Szene ist üppig garniert, mit Zierrat geschmückt und durchs Farbband gezogen. Dazu kommt ein hochkarätiges Ensemble, welches sich vom Gute-Laune-Kapitän eines Luxusdampfers anstecken lässt.
Das Leben in muntere Stücke hauen
Wirken manche Lieder im Musical noch etwas beliebig platziert, ergibt im Film alles einen höchst heiteren Sinn. Die einsame Mutter (die grandiose Katharina Thalbach, 65, als Maria Wartberg) von TV-Star Lisa Wartberg (Heike Makatsch, 48) stürzt in der Küche und verliert das Gedächtnis. Das Letzte, was sie hört, ist die Stimme von Jürgens aus dem Radio, der von New York schwärmt.
Fortan lässt sie sich von ihrem Wunsch, die sagenumwobene Stadt zu sehen, um keinen Preis abbringen und haut dabei ihr ganzes Leben in muntere Stücke. Da steppt auf einmal auch der sonst oft zum Griesgram neigende Uwe Ochsenknecht (63) als Bordgesellschafter. Und der etwas hüftsteif wirkende Moritz Bleibtreu (48) changiert vom trauernden Professor aus Darmstadt zum energiegeladenen Loverboy.
«Merci, Udo»
Entlässt Maria am Schluss mit jugendlichem Grinsen ein riesiges Bündel farbiger Luftballons in den azurblauen Himmel, ist dies wie die Quintessenz des ganzen Werks: übermütig bis verrückt und irr, leicht und schnell verschwunden wie ein Baiser. Und wenn man dazu tanzt, bleibt auch nichts auf den Hüften zurück.
Der vielleicht allerschönste Effekt: Stölzls Film potenziert den Reichtum von Jürgens’ Songs und schält mithilfe der stimmigen Story deren enorme Vielfalt heraus – eine emotionale Achterbahnfahrt von «Liebe ohne Leiden» bis hin zu «Immer wieder geht die Sonne auf». «Merci, Udo» heisst es im Abspann. Damit ist alles gesagt.