1968 wurde in Zürich-Fluntern der erste Vita Parcours eröffnet. Das perfekte Timing also, um der Jubiläumsstrecke einen Geburtstagsbesuch abzustatten. Mit einer Frau, die die Anlage kennt und in unmittelbarer Nähe aufgewachsen ist: Eiskunstlauf-Legende Denise Biellmann (55).
«Ein typischer Frühlingstag sieht anders aus», witzelt sie, als wir auf dem Parkplatz unsere Laufschuhe schnüren, «immerhin sind die Bäume wunderbar grün.» 15 Grad, trüber Himmel, steifer Wind. «Eigentlich sollte ich durch das Eistraining abgehärtet sein, aber eine Jacke brauch ich jetzt», sagt sie. Das ganze Jahr über steht sie als Nachwuchs-Coach im Einsatz. Für ihre Shows trainiert sie täglich. Daneben ist sie Botschafterin der Laureus Foundation und für World Vision.
Ihre Form ist beneidenswert
«Der Vita Parcours ist ein Stück Kindheit und bis heute wichtig geblieben für mich. Ich empfinde das als etwas Typisches für unser Land, als ein Stück Schweiz: im Wald zu rennen und sich anzustrengen.» Natürlich auch, weil sie schon früh mit Leistungssport begann. Mit elf Jahren wurde sie Juniorenmeisterin, 1981 Europameisterin und Weltmeisterin, später war sie elffache Profi-Weltmeisterin.
«Ich renne gern schnell», sagt sie, ihre Form ist tatsächlich beneidenswert. Die Jacke ist abgestreift, die Strecke führt bergab und hinauf, bevor es mit Klimmzügen ans Eingemachte geht. Hier geht Biellmann allerdings behutsam ans Werk. «Bei einem schlimmen Sturz habe ich mir 2008 die Schulter ausgekugelt und mich an den Bändern verletzt, das spüre ich noch immer.» Grundsätzlich sind ihre Vorführungen jedoch mustergültig. Die 15 Stationen bieten eine Auswahl von 43 Übungen: Gelb steht für Beweglichkeit und Geschicklichkeit, Rot für Kraft, Blau für Ausdauer.
Beinahe wäre Biellmann Seiltänzerin geworden
Als Kind wollte sie zuerst übrigens gar nicht Eiskunstläuferin werden, sondern Seiltänzerin. «Ich habe balanciert, wo überall möglich. Auf Teppichstangen, Mauern und Seilen.» Zum Glück hat sie es sich dann doch anders überlegt. Sonst würde die Welt heute keine Biellmann-Pirouette kennen. Und wir sind am Ende des 2,2 Kilometer langen Parcours angelangt, haben 50 Höhenmeter «gefressen» und rund 300 Kalorien verbrannt. «Für einen grossen Eisbecher reicht das aber noch nicht», sagt sie augenzwinkernd.