Diese Zeilen sind ein Dokument. Sie zeigen die Handschrift jener Frau, die eine ganze Nation über Jahrzehnte ins Herz geschlossen hatte. Heute wäre TV-Ikone Heidi Abel, die mit nur 57 Jahren an Brustkrebs starb, 90 Jahre alt geworden. Die Moderatorin, die neben Strassenfegern wie «Musik und Gäste», News- und Tiersendungen auch Formate für Kinder präsentierte, war sich nicht zu schade, selbst den Kleinsten auf Briefe zu antworten.
«Sie war mein Fixstern»
Jetzt ist so ein Schreiben aus dem Jahre 1962 aufgetaucht. Heidi Abel hat es gefühlvoll und mit brauner Tinte verfasst. «Lieber kleiner Walter» beginnt die spätere First Lady des Schweizer Fernsehen einen Brief, in dem sie einem elfjährigen Buben bei der Erfüllung eines kleinen Wunschs hilft. Die Zeilen sind in Besitz des späteren Radio-Musikredaktors Walter Ammann (68). «Ich bat sie damals, dafür zu sorgen, dass mehr Filme von Charlie Chaplin und Laurel und Hardy am Fernsehen gezeigt würden», erklärt er sein Anliegen von damals. Aber es ging ihm noch um viel mehr. «Ich war verliebt in sie», gesteht er heute. «Heidi Abel war mein Fixstern.»
Sein Wunsch ging in Erfüllung
Der Inhalt des Briefwechsels mag aus heutiger Sicht banal erscheinen, aber er zeigt, dass sich die Moderatorin, die als chaotisch, emotional und fürsorglich zugleich beschrieben wurde, die Anliegen ihres Publikums ernst nahm.
Sie habe seinen Wunsch der Direktion weitergeleitet, schrieb Heidi Abel ihrem kleinen Fan zurück. Aber sie wisse halt nicht sicher, ob man dort auf sie hören werde. Wochen später zeigte das Schweizer Fernsehen tatsächlich eine lustige Klamotte aus der Reihe «Es darf gelacht werden». «Ich war natürlich fest davon überzeugt, dass Heidi Abel dies für mich erreicht hatte», sagt er lachend. Jahre später schrieb ihr Ammann nochmals. Und Heidi Abel antwortete wieder – diesmal mit der Schreibmaschine. Diesmal begann sie den Brief mit «Lieber (kleiner) Walter». Der kleine grosse Fan von Heidi Abel, der längst selber in Pension ist, wird heute fest an das grösste Fernsehgeschenk denken, das die Schweiz je hatte. «Heidi Abel war herzlich, humorvoll und aufmerksam», sagt er. «Ich werde sie nie vergessen.»
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