Die Toten des Jahres 2020
Bond, Christo, Uderzo - Morricone spielt allen das Lied vom Tod

Der beste Bond aller Zeiten, der führende Kinderarzt der Schweiz, der Doyen des Schweizer Theaters, der Verpackungskünstler, die Fussballlegende, der Vater von Obelix - ihnen allen und sich selber hat Ennio Morricone 2020 das Lied vom Tod gespielt.
Publiziert: 28.12.2020 um 09:46 Uhr
|
Aktualisiert: 28.12.2020 um 10:03 Uhr
Der Boandlkramer (bayrisch für Gevatter Tod, dargestellt von Bully Herbig) hat 2020 wieder reiche Ernte gemacht. Zum Beispiel hat er Sean Connery geholt, den besten Bond aller Zeiten. Und auch ein halbes Dutzend Regisseure, darunter der "Boandlkramer"-Macher Joseph Vilsmaier.
Foto: Symbolbild

Sean Connery, Remo Largo, Werner Düggelin, Christo, Maradona und Uderzo - der Umzug der Prominenten, die zusammen mit dem Kapellmeister des Italowestern in die ewigen Jagdgründe gezogen sind, ist nicht bunter oder fader als jedes Jahr. Und doch ist etwas anders auf der Liste: In manchen Nekrolog hat sich ein Terminus geschlichen, den man zuvor noch nie gehört hat: Covid.

So starb der Tessiner alt Bundesrat Flavio Cotti (81) an der durch das Coronavirus hervorgerufenen Lungenkrankheit in den letzten Tagen des Jahres. Der langjährige Cheftrainer der Schweizer Männer-Skinati Jacques Reymond (69) war im Mai eines der ersten Opfer. Den Walliser Roger Chappot (79), einen der begabtesten Stocktechniker der Schweizer Eishockeygeschichte, erwischte das Virus schon einen Monat vorher.

Auch im Leidzirkular der Ordensschwester Liliane Juchli (87) steht «Covid». Sie war die Pionierin des Pflegefachs. Das Lehrbuch, das sie geschrieben hat, hiess früher einfach «der Juchli» und brachte ihr in Deutschland das Bundesverdienstkreuz ein.

Weitere Schweizer Pionierinnen sind anderen Todesursachen erlegen: Charlotte Peter, eine der bedeutendsten (Reise-) Journalistinnen ihrer Generation, starb mit 96, Radiomoderatorin und Schauspielerin Elisabeth Schnell, die Erfinderin des «Nachtexpress» verschied kurz nach ihrem 90. Geburtstag. Gunda Dimitri ist mit 86 ihrem Mann nachgefolgt - «S'Brieggeli und s'Lächeli sy im gliiche Chächeli», lautete ein Lieblingsspruch des Clowns.

Auch in Wirtschaft, Militär und Politik kam es zu Todesfällen: Fritz Gerber, eine der wenigen Persönlichkeiten, die in zwei grossen Schweizer Unternehmen - Zürich Versicherung und Hofmann-La Roche - gleichzeitig Führungspositionen inne hatten, starb mit 91.

Der frühere Verwaltungsratspräsident der UBS, Marcel Ospel, wurde nur 70. Ex-Armeechef Christoph Keckeis verschied mit 75. Helmut Hubacher, 15 Jahre lang SP-Präsident und einer der beliebtesten Politiker seiner Generation, wurde 94.

Gestorben sind auch Valéry Giscard d’Estaing, von 1974 bis 1981 Staatspräsident von Frankreich, und Hosni Mubarak, von 1981 bis 2011 Staatspräsident der Arabischen Republik Ägypten.

Die Sängerin Juliette Gréco hat ein letztes Mal «Merci» gesungen, «Ain't no sunshine when you're gone» heisst es für die Freunde von Bill Withers. «Back home again» ist Kenny Rogers gegangen, und Trini Lopez winkte ein für alle Mal «Bye, Bye, Blondie».

Aus dem Leben schieden zudem der streitbare deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth, der lange in Basel gewohnt hat, und der britische Spionagethriller-Autor John le Carré, der einst in Bern studierte.

Zahlreiche Todesfälle gab es auch im Filmbusiness: Mit Francis Reusser ("Derborence") und Urs Egger ("Gotthard") wurden zwei prägende Schweizer Regisseure abberufen. Mit ihnen gegangen sind ihr tschechischer Berufskollege Jiří Menzel (Covid), der britische Filmemacher Alan Parker und die Hollywood-Regisseure Joel Schumacher und Carl Reiner. Alt wurden der «Spartacus»-Darsteller Kirk Douglas (103) und «Vom Winde verweht»-Nebenstar Olivia de Havilland (104).

Von der Weltbühne abtreten musste auch der bayrische «Herbstmilch»-Regisseur Joseph Vilsmaier. Noch mit 81 arbeitete er bis zuletzt. Die Komödie «Der Boandlkramer und die ewige Liebe» mit Bully Herbig und Hape Kerkeling ist sogar fertig geworden, nur hängt der Film im Moment noch in der Corona-Warteschleife. «Boandlkramer» (Gebeinekrämer) ist ein bayrischer Ausdruck für Gevatter Tod.

(SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?