Er habe sich noch am Wochenende in Lévys Heimat Paris von ihr verabschieden können. Ihr Tod sei trotz ihres biblischen Alters «furchtbar überraschend» gewesen. Zuvor hatte die «Jüdische Allgemeine» berichtet.
Im September wurde Lévy für ihre Verdienste der Berliner Landesorden zuerkannt. Räfle würdigte die Zeitzeugin, die ihre Geschichte auch Schülern erzählte, als «grossartige, herzliche und vor allem mutige Person», die so viel Versöhnliches beigetragen habe. Räfle erzählte, noch im Januar sei er mit Lévy in New York gewesen. Sie sei mit dem Film um die Welt gereist.
In Räfles Film geht es um das Schicksal von Holocaust-Überlebenden, die sich vor den Nazis verstecken konnten. Lévys Rettung war: Sie wandte sich hilfesuchend an die Kartenabreisserin im Kino, deren Sohn sie zufällig kennengelernt hatte. «Da hat sie gesagt, Sie kommen zu mir», erzählte sie. «Und dann fingen wir an, miteinander zu leben, wie Mutter und Tochter.»
2018 hatte Lévy auf dem Grünen-Parteitag in Hannover eine zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland beklagt. «Früher hat man gesagt, die Juden sind an allem schuld, heute sind es die Flüchtlinge.»
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, «die bemerkenswerteste Leistung Hanni Lévys liegt darin, dass sie es als grosses Anliegen für sich selbst gesehen hat, zu betonen, dass nicht alle Deutschen Mörder waren".
Der Landesorden sollte ihr am 1. Oktober ausgehändigt werden, so Müller weiter. Deshalb mache ihn die Nachricht von ihrem Tod umso betroffener. «Dass sie jetzt gestorben ist, macht einmal mehr deutlich, wie wichtig für uns Nachgeborene das Vermächtnis der Zeitzeugen ist, die uns bald nicht mehr selber authentisch erzählen können, wie sie die nationalsozialistische Verfolgung und den Holocaust überlebt haben.»
(SDA)