Die 1977 geborene Autorin Iris Wolff hat ihren vierten Roman «Die Unschärfe der Welt» im letzten Jahr vorgelegt und war damit auf der Longlist für den Deutschen Buchpreises nominiert. Zuvor erschienen von ihr «So tun, als ob es regnet» (2017), «Leuchtende Schatten» (2015) und «Halber Stein» (2012). Für dieses Gesamtwerk wird sie nun mit dem Solothurner Literaturpreis 2021 ausgezeichnet, wie Nicola Steiner, Literaturredaktorin von Schweizer Radio und Fernsehen SRF im Namen der Jury am Freitag mitteilte.
Wolff zeige in ihrem Werk, «wie abstrakte Begriffe wie Herkunft und Heimat im Leben von Individuen literarisch fassbar und damit wieder zu kollektiven Erfahrungen werden», begründet die Jury ihren Entscheid in der Mitteilung.
In ihrem jüngsten Roman «Die Unschärfe der Welt» erzählt Wolff die Geschichte einer Familie und spannt vor diesem Hintergrund einen Bogen, zeitlich über vier Generationen und geographisch vom Banat im heutigen Rumänien über die DDR bis ins heutige Westdeutschland. Die Schicksale der Figuren verwebt sie mit der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts, etwa dem Fall des eisernen Vorhangs 1989. Unterteilt ist die Familiengeschichte in sieben Kapitel, wovon jedes aus der Perspektive einer der zentralen Figuren die Geschichte weitertreibt.
Die Jury des Solothurner Literaturpreises lobt Wolffs präzise und unaufgeregte Sprache. In der Tat sind es ihr sicherer Umgang mit Sprachbildern und einzelne Sätze, die den Roman zum Leuchten bringen. Etwa: «Sie faltete die Kleidung, strich sie mit den Handflächen glatt, legte Kante auf Kante, und in dieser Geste war alles enthalten, Wertschätzung für das, was den Körper verhüllte, und der Wunsch, der Stoff zu sein, der die Haut derer berührte, die man liebte.»
Iris Wolff wurde im siebenbürgischen Hermannstadt geboren; 1985 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Nach einem Studium der Germanistik, Religionswissenschaft sowie Graphik und Malerei war sie Mitarbeiterin am Deutschen Literaturarchiv in Marbach und Dozentin für Kunstvermittlung. Sie lebt heute als freie Autorin im deutschen Freiburg.
Mit dem Solothurner Literaturpreis werden seit 1994 jährlich deutschsprachige Autorinnen und Autoren für «hervorragende literarische Leistungen» und damit für ihre Gesamtwerk ausgezeichnet. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehören Monika Helfer, Peter Stamm, Peter Bichsel, Thomas Hürlimann oder Juli Zeh.
Der bisherige Trägerverein und die derzeitige Jury bestehend aus Nicola Steiner, Lucas Gisi und Hanspeter Müller-Drossaart verabschieden sich mit der aktuellen Preisvergabe, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Ab 2022 wird die Verantwortlichkeit bei den Solothurner Literaturtagen liegen.
(SDA)